- Café de la Regence
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Das Café de la Régence in Paris war lange Zeit im 18. und 19. Jahrhundert in Europa das Zentrum des Schachspiels. Alle bedeutsamen und bekannten Schachspieler dieser Zeit haben dort Partien gespielt. Es wurde im Jahre 1681 als eines der ersten Kaffeehäuser in Paris unter dem Namen Café de la Place du Palais-Royal gegründet und frühestens seit 1715 umbenannt. Der neue Name bezog sich auf die Ära der Regentschaft (La Régence), die von 1715 bis 1723 andauerte, als der Herzog von Orléans anstelle des noch unmündigen jungen Königs Ludwig XV. die Herrschaft ausübte.
Diesen Namen behielt das Café dann später bei. Ab etwa 1740 diente es als Treffpunkt der Schachspieler von Paris, die vorher im Café Procope in der Rue de l'Ancienne-Comédie gespielt hatten. Während des Umbaus der Place du Palais-Royal im Jahr 1852 war es vorübergehend im Hotel Dodun, Rue de Richelieu, untergebracht. Seit 1854 befand sich das Café de la Régence an der Rue Saint-Honoré 161.
Regelmäßige Besucher des Cafes waren Berühmtheiten wie Denis Diderot, Jean-Jacques Rousseau, François-André Danican Philidor, Napoléon Bonaparte oder Benjamin Franklin. Die Schachmeister Legall de Kermeur und in späterer Zeit Lionel Kieseritzky und Daniel Harrwitz waren dort als Berufsspieler tätig. Diderot beschreibt das Café in seinem Buch Le neveu de Rameau. Spitzenspieler des Café de la Régence verfassten den 1775 anonym veröffentlichten Traité des Amateurs, der als Ergänzung von Philidors Lehrbuch verstanden wurde.
Über viele Jahre war im Café ein Schachtisch aus Marmor ausgestellt, an dem Napoleon 1798 gespielt hatte. Neben Schach wurde im Café auch Dame oder Billard gespielt. Im Herbst 1843 war das Café de la Régence Schauplatz des Zweikampfs der beiden damals führenden Spieler der Welt, Pierre Saint-Amant und Howard Staunton. Staunton siegte mit 11 zu 6 Gewinnpartien, vier Spiele endeten remis. Während seiner Europareise hielt sich auch Paul Morphy um 1858/59 häufig dort auf und besiegte Harrwitz in einem Match mit 5,5 zu 2,5. Dies war der letzte große Höhepunkt in der Schachgeschichte des Cafés, danach begann ein langsamer Niedergang. Aber auch später fanden noch einige erwähnenswerte Schachereignisse dort statt, so etwa 1894 ein Korrespondenzwettkampf gegen den Schachklub von Sankt Petersburg, der unentschieden endete.
Nach einem Besitzerwechsel wurde das Café im Jahr 1910 zu einem Restaurant umgebaut, so dass es in der Folgezeit seinen Charakter veränderte. Ein Großteil der Schachspieler zog daraufhin während des Ersten Weltkrieges in das Café de l'Univers um. Das Restaurant, welches weiterhin historische Erinnerungsstücke aufbewahrte, bestand noch bis in die Mitte der 1950er Jahre.
Literatur
- Michael Ehn: Ein idealer Ort in einer idealen Stadt, in: Karl, Nr. 4/2006, S. 16-25
- Paul Metzner: Crescendo of the Virtuoso, 1998
- Ken Whyld: Chess christmas. Moravian Chess, Olomouc 2006, S. 311 - 321. ISBN 80-7189-559-8.
- George Walker: The Café de la Régence, in: ders.: Chess and Chess-Players, London 1850, S. 148-184
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