Calderen-Vulkan

Calderen-Vulkan
Falschfarben-Satellitenaufnahme des Tobasees, einer 100 km langen und 30 km breiten Caldera eines Supervulkans

Supervulkane sind die größten bekannten Vulkane, die im Gegensatz zu „normalen“ Vulkanen auf Grund der Größe ihrer Magmakammer bei Ausbrüchen keine Vulkankegel aufbauen, sondern riesige Calderen (Einbruchskessel) im Boden hinterlassen.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Querschnitt durch einen Supervulkan (Long Valley Caldera)

Supervulkane sind an einer besonders großen Magmakammer unter dem Vulkangebiet zu erkennen oder hatten bei Ihrem Ausbruch eine Auswurfmenge (Ausstossvolumen an Lava, Pyroklastika, Staub etc.) von mindestens 1.000  km3. So ist beispielsweise die Magmakammer des Yellowstone-Vulkans 60 km lang, 40 km breit und 10 km hoch und fasst ca. 24.000 km3 Magma. Während das teilgeschmolzene Magma sich mit Gas anreichert (ein Vorgang, der tausende von Jahren dauert), hebt sich das Gebiet über der Magmakammer. Wird das Magma durch die Gasanreicherung kritisch, bricht es an mehreren weitverteilten Stellen durch das Deckgestein. Typischerweise geschieht dies durch die beim Heben des Gebietes über der Magmakammer entstehenden Risse im Boden ringförmig. Der auf diese Weise gebildete Deckel aus Gestein sinkt in die sich leerende Magmakammer und bildet so die charakteristische Caldera (Kessel). Die Wucht eines solchen Ausbruches wird mit dem Vulkanexplosivitätsindex-Wert 8 (VEI-8) und höher beschrieben. Hierbei werden hunderte oder tausende von Kubikkilometern der Lava aus der Magmakammer mit Überschallgeschwindigkeit bis zu 50 km hoch in die Stratosphäre geschleudert und 'regnen' im Umkreis von mehreren 100 Kilometern nieder. Vulkanischer Staub wird um den ganzen Globus getragen.

Wirkung

Solche gewaltigen Explosionen werden begleitet von Erdbeben unbekannter Stärke und Flutwellen, deren Stärke von der Lage des Vulkans abhängt. Vorhersagemodelle über den Verlauf eines solchen Ausbruchs existieren nicht, da die Wissenschaft bislang keinen derartigen Ausbruch beobachten konnte.

Neben den primären Schäden einer Supervulkanexplosion kommt es zu einer globalen Klimakatastrophe, auch als Vulkanischer Winter bezeichnet, bei welchem die Temperaturen weltweit um mehrere Grad sinken. Durch massives Verenden von Pflanzen und Tieren droht eine jahrelange Nahrungsknappheit.

Über die Zahl an Opfern lässt sich nur spekulieren. Sie ist abhängig vom Standort des Supervulkans. In einem Umkreis von 100 Kilometern wird jedes Leben durch den Ausbruch vernichtet. Auch in größerer Entfernung ist die Sterblichkeit hoch. Der Vulkanstaub ist sehr fein und dringt in jede Spalte. Durch seine Eigenschaft, in Verbindung mit Feuchtigkeit zu einer zementartigen harten Masse zu werden, können Lebewesen auch bei genügender Luftaufnahme ersticken, da die Lungen durch das Einatmen des Staubes funktionsunfähig werden — ohne Atemschutz hat man nur geringe Überlebenschancen. Werden Pflanzen von diesem Staub dicht bedeckt, ist Fotosynthese be- bzw. verhindert, sodass diese Pflanzen sterben. Regen kann diese Situation nicht verhindern, sondern nur verschlimmern.

Man vermutet, dass Supervulkane bei den bekannten Ausbrüchen für Artensterben verantwortlich waren. Während des Ausbruchs des Toba-Vulkans vor 75.000 Jahren — sein Relikt ist der Toba-See in Indonesien, Sumatra — wurde die Menschheit nach der Toba-Katastrophen-Theorie auf einige tausend Menschen reduziert und ging durch einen genetischen Flaschenhals. Der letzte Ausbruch eines Supervulkans war der Ausbruch des Tauposee (Neuseeland).

Aktivitäten

Der wohl für den Menschen gefährlichste Supervulkan ist der Yellowstone im Yellowstone-Nationalpark. Sein nächster Ausbruch ist nach Auffassung von Geologen fällig und es gibt Zeichen für einen in geologischen Zeiträumen baldigen Ausbruch (in mehreren tausend Jahren).

Aktuell sind nur wenige Supervulkane weltweit bekannt. Neben dem Yellowstone beispielsweise noch der Tobasee, der Tauposee und die La Garita-Caldera.

Supermassive Ausbrüche sind von folgenden Vulkanen bekannt (Auswahl), wobei eigentlich nur die Ausbrüche der Stärke VEI-8 als Supervulkan gewertet werden.

Vulkan Ort Zeit des letzten vermuteten Ausbruchs Tephra (Materialausstoß)
VEI 8
La Garita-Caldera Colorado, USA vor ca. 27 Millionen Jahren 5.000 km³
Tobasee Sumatra, Indonesien vor ca. 75.000 Jahren 2.800 km³
Yellowstone Caldera (Huckleberry Ridge Eruption) Wyoming, USA vor 2,2 Millionen Jahren 2.500 km³
Vilama-Caldera Argentinien vor 8,4 Millionen Jahren 2.000 km³
Tauposee Nordinsel, Neuseeland vor 22.500 − 26.500 Jahren 1.170 km³
Yellowstone Caldera (Lava Creek Eruption) Wyoming, USA vor 640.000 Jahren 1.000 km³
VEI 7
Long Valley Caldera Kalifornien, USA vor 760.000 Jahren 600 km³
Valle Grande New Mexico, USA vor 1,12 Millionen Jahren ~ 600 km³
Aso Kyūshū, Japan vier große explosive Eruptionen vor 300.000 bis 80.000 Jahren insgesamt 600 km³
Yellowstone Caldera (Mesa Falls Eruption) Wyoming, USA vor 1,2 Millionen Jahren 280 km³
Bruneau-Jarbidge Idaho, USA vor 10 − 12 Millionen Jahren > 250 km³
Santorin Kykladen, Griechenland 1628 v. Chr. (Datierung umstritten) 160 km³
Tambora Sumbawa, Indonesien 1815 160 km³
Kikai Ryūkyū-Inseln, Japan um 4300 v. Chr. 150 km³
Mount Mazama Oregon, USA um 4900 v. Chr. 150 km³
Kurilensee Kamtschatka, Russland um 5700 v. Chr. 130 km³
Aira Kyūshū, Japan vor 22.000 Jahren 110 km³
Tauposee Nordinsel, Neuseeland 181 85 - 100 km³
Phlegräische Felder Campania, Italien vor 35.000 Jahren 80 - 150 km³

Literatur

Filme

Weblinks


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