- Calyptorhynchus latoristris
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Carnabys Weißohr-Rabenkakadu Systematik Klasse: Vögel (Aves) Ordnung: Papageien (Psittaciformes) Familie: Kakadus (Cacatuidae) Gattung: Rabenkakadus (Calyptorhynchus) Art: Carnabys Weißohr-Rabenkakadu Wissenschaftlicher Name Calyptorhynchus latirostris Carnaby, 1948 Der Carnabys Weißohr-Rabenkakadu (Calyptorhynchus latirostris) ist eine in Australien vorkommende Papageienart. Die Art zählt zu der Gattung der Rabenkakadus. Obwohl sie auch im Stadtgebiet von Perth beobachtet werden können, handelt es sich beim Carnabys Weißohr-Rabenkakadu um eine verhältnismäßig seltene Art. Zu dem Bestandsrückgang dieser Art haben umfangreiche Baumrodungen im Verbreitungsgebiet der Art beigetragen. Carnabys Weißohr-Rabenkakadus sind als Höhlenbrüter auf einen ausreichend alten Baumbestand angewiesen. Das Verbreitungsgebiet dieses Kakadus liegt im sogenannten Weizengürtel, einem intensiv landwirtschaftlich genutzten Teil im Südwesten Australiens.
Carnabys Weißohr-Rabenkakadus sind tagaktive Papageien, die kurz nach Tagesbeginn ihre Schlafbäume verlassen und in ihre Nahrungsgründe fliegen. Während der Mittagszeit ruhen sie in Bäumen und zeigen einen zweiten Aktivitätshöhepunkt erst am Nachmittag. Sie ernähren sich in erster Linie von Samen und bevorzugen dabei die der Silberbaumgewächse und Schraubenbäume. Sie fressen aber auch die Samen der in Australien eingeführten Kiefern. Zu ihrem Nahrungsspektrum gehören außerdem Früchte, Blüten, Knospen und Insektenlarven.[1]
Inhaltsverzeichnis
Erscheinungsbild
Der Carnabys Weißohr-Rabenkakadu erreicht eine Körperlänge von 55 Zentimeter und wiegen zwischen 540 und 790 Gramm.[2] Das Gefieder ist grauschwarz, wobei die Körperunterseite vor allem im hinteren Bereich des Körpers etwas matter und bräunlicher gefärbt ist. Die Körperfedern sind schmal grauweiß gesäumt, was dem Vogel insgesamt ein geschupptes Aussehen verleiht. Namensgebend sind die grauweißen Ohrendecken. Wie bei vielen anderen Rabenkakadus weisen auch beim Carnabys Weißohr-Rabenkakadu die äußeren Steuerfedern eine Querbinde in der hinteren Hälfte auf. Diese ist beim Carnabys Weißohr-Rabenkakadu weiß.
Die Männchen der Carnabys Weißohr-Rabenkakadus haben einen kräftigen, grauschwarzen Schnabel, eine dunkelbraune Iris und einen rosa-fleischfarbenen Augenring. Bei den Weibchen ist der Schnabel hornfarben und lediglich die Spitze ist grauschwarz. Der Augenring ist grau. Die weißen Ohrendecken sind etwas weniger klar gegenüber dem übrigen Kopfgefieder abgegrenzt.[3]
Eine Verwechselungsmöglichkeit besteht mit dem Baudins Weißohr-Rabenkakadu. Das Verbreitungsgebiet beider Arten überlappt sich geringfügig und beide haben weiße Ohrendecken sowie eine weiße Querbinde auf den äußeren Steuerfedern. Der Carnagys Weißohr-Rabenkakadu hat jedoch einen breiteren Schnabel mit einer stumpferen Spitze des Oberschnabels.[4] Dies ist jedoch nur eindeutig zu erkennen, wenn man sich dem Kakadu entsprechend nähern kann.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Carnabys Weißohr-Rabenkakadus kommen ausschließlich im äußersten Südwesten Australiens vor. Ihr Brutgebiet ist weitgehend allopatrisch mit dem Baudins Weißohr-Rabenkakadu. Ihr jeweiliges Verbreitungsgebiet ist weitgehend durch die 750-mm-Jahres-Isohyte voneinander getrennt.[5] Der Carnabys Weißohr-Rabenkakadu ist damit ein Brutvogel im sogenannten Weizengürtel Australiens. In Regionen mit reichem Nahrungsangebot sind Carnabys Weißohr-Rabenkakadus Standvögel. In den östlichen Gebieten und in den niederschlagsärmeren Regionen ihres Verbreitungsgebietes sind sie jedoch Zugvögel, die in den australischen Sommermonaten in das Küstengebiet abwandern.[6]
Der Lebensraum des Carnabys Weißohr-Rabenkakadus sind mit Silberbaumgewächsen und Strauchheide bestandene, semiaride Strauchsavannen. Im Randbereich dieser Savannen muss es Bestände mit hinreichend alten Bäumen der Eukapalyptus-Arten Eucalyptus wandoo und Eucalyptus salmonophloia geben. Außerhalb der Fortpflanzungszeit halten sie sich auch in etwas niederschlagsreicheren bewaldeten Regionen im Südwesten und überlappen sich in dieser Zeit mit dem Verbreitungsgebiet des Baudins Weißohr-Rabenkakadu.[7] In dieser Region gibt es allerdings keine Baumarten, die vom Carnabys Weißohr-Rabenkakadu als Brutbaum genutzt werden.
Carnabys Weißohr-Rabenkakadus können auch in Anpflanzungen der in Australien eingeführten Kiefern beobachtet werden. Sie finden sich in Gärten, Parks, auf landwirtschaftlichen Nutzflächen sowie Obstanbauflächen ein.
Bestand
Die Bestände des Carnabys Weißohr-Rabenkakadus sind rückläufig. Im Brutareal dieser Art kam es zu umfangreichen Baumfällungen, da diese Region intensiv landwirtschaftlich genutzt wird. Etwa ein Drittel des Brutareals weist keine geeigneten Lebensräume für diese Art mehr auf.[8] Der auf die australischen Papageien spezialisierte Ornithologe Joseph M. Forshaw bezweifelt die Validität von Bestandszahlen, sondern macht den Rückgang der Art vor allem an der rückläufigen Schwarmgröße fest: Bis zum Beginn der 1970er Jahre wurden regelmäßig Schwärme des Carnabys Weißohr-Rabenkakadus beobachtet, die bis zu 5.000 Individuen umfassten. Zum Beginn des 21. Jahrhundert sind Schwärme mit 1.000 Individuen eine Seltenheit. Schwärme, die mehr als 2.500 Individuen umfassen, werden nicht mehr beobachtet.[9] Er weist auch auf Studien hin, die eine unterschiedliche Reproduktionsrate von Brutpaaren in weitgehend unberührten Lebensräumen und solchen, die in inselartigen Eukalyptuswäldern in landwirtschaftlich genutzten Regionen brüten. Erstere haben eine Reproduktionsrate von 0,6 Jungvögeln pro Jahr und Paar. Letztere dagegen nur von 0,3 Jungvögeln. Als Ursache sieht er vor allem das deutlich schlechtere Nahrungsangebot.[10]
Die Eingriffe des Menschen in den Lebensraum des Carnabys Weißohr-Rabenkakadus haben die Ausbreitung des Rosakakadus und des Nacktaugenkakadus dagegen gefördert. Beide Arten konkurrieren mit dem Carnabys Weißohr-Rabenkakadu um Nisthöhlen, obwohl sie deutlich kleiner sind.
Fortpflanzung
Carnabys Weißohr-Rabenkakadus leben außerhalb der Fortpflanzungszeit in großen Schwärmen. Auch während der Fortpflanzungszeit kann man sie in Schwärmen beobachten, die in dieser Zeit jedoch deutlich kleiner sind. Paare entfernen sich jedoch auch in Schwärmen nie weit voneinander. Die Paarbindung gilt als eng und langfristig. Verpaarte Männchen sind lediglich während der Zeit, in der die Weibchen brüten oder die Jungen hudern, alleine zu beobachten.
Das Balzrepertoire der Carnabys Weißohr-Rabenkakadus ist nicht sehr groß. Auffällig ist das Imponieren des Männchens. Dabei schreitet er mit gesträubter Haube und aufgefächerten Steuerfedern in angespannter Körperhaltung auf das Weibchen zu und verbeugt sich dann vor ihr.[11] Der Beginn der Fortpflanzungszeit fällt in die Monate Juli bis September. Paare, die ihr Brutgebiet verlassen hatten und zu diesem Zeitpunkt zurückkehren, beginnen unmittelbar nach Rückkehr mit der Wahl einer Bruthöhle. Zu Auseinandersetzungen mit Artgenossen kommt es nur bei der Konkurrenz um Bruthöhlen. Dabei kommt es gelegentlich zu kurzen Kämpfen.[12].
Das Gelege besteht aus einem bis zwei Eier. Der Legeabstand zwischen den beiden Eiern beträgt im Mittel acht Tage.[13] In der Regel wird auch in Gelegen mit zwei Eiern nur ein Nestling groß. Der kleinere und schwächere Nestling wird meist so von den Elternvögeln vernachlässigt, dass er innerhalb kurzer Zeit stirbt. Bei einer Untersuchung von 222 Nestern mit zwei Eiern wurden nur in acht Fällen beide Nestlinge großgezogen.[14]
Die Eier werden allein vom Weibchen bebrütet. Die Brutdauer beträgt 29 Tage. Junge Carnabys Weißohr-Rabenkakadus verlassen meist nach 80 Tagen die Bruthöhle. Sie sind mit etwa 7 Monaten selbständig, bilden aber meist bis zur nächsten Brutsaison eine engere Familiengruppe mit den Elternvögeln.
Carnabys Weißohr-Rabenkakadus und Mensch
Australien untersagt den Export von wildlebenden Tieren in andere Länder. Carnabys Weißohr-Rabenkakadus sind deshalb außerhalb Australiens sehr seltene Pfleglinge. Auch in Australien werden sie verhältnismäßig selten gehalten. Ihre Zucht gelingt mittlerweile regelmäßig und in Australien gibt es ein Erhaltungsprogramm, bei dem das zweite Ei beziehungsweise der zweite Jungvögel unter strengen Auflagen den Nestern entnommen und Haltern übergeben werden, die mit diesen Vögeln eine Volierenpopulation aufbauen.[15] Diese Kakaduart ist anspruchsvoll in der Haltung und benötigt sehr große Volieren.
Belege
Einzelnachweise
- ↑ Forshaw, S. 89
- ↑ Forshaw, S. 82
- ↑ Forshaw, S. 82
- ↑ Forshaw, S. 95
- ↑ Forshaw, S. 82
- ↑ Forshaw, S. 87
- ↑ Forshaw, S. 84
- ↑ Forshaw, S. 85
- ↑ Forshaw, S. 85
- ↑ Forshaw, S. 85
- ↑ Forshaw, S. 90
- ↑ Forshaw, S. 91
- ↑ Forshaw. S. 91
- ↑ Forshaw, S. 91
- ↑ Forshaw, S. 86
Literatur
- Joseph M. Forshaw: Australische Papageien - Band 1. Bretten 1. deutschsprachige Auflage (2003)
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