Abendmahlsbulle

Abendmahlsbulle

In coena Domini ( Lat.: Beim Mahle des Herrn) ist eine Päpstliche Bulle aus dem 13. Jahrhundert. Der älteste bekannte Text soll aus der Zeit um 1229 von Papst Gregor IX. stammen. Die Bulle ist eine Sammlung päpstlicher Exkommunikationssentenzen und Strafandrohungen und wird auch als Bannbulle bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Abendmahlsbulle

Die immer wieder von den Päpsten ergänzte und überarbeitete Bulle wurde jährlich am Gründonnerstag verlesen. Am Abend dieses Tages wird in der Messe „in Coena Domini“ des „Letzten Abendmahles“ gedacht, als Christus sich uns allen als Speise des Heils … hingegeben hat. [1] Hieraus entwickelte sich für diese Bulle der Beiname "Abendmahlsbulle".

Geschichte

Mit der von Papst Urban V. erlassenen Bulle im Jahre 1363 begann die Verfluchung der Ketzer und allen, die ihnen beistanden. Papst Gregor XII. verfasste eine besonders harte und kontroverse Fassung. Papst Pius V. ordnete an, dass sie in allen Länder der Christenheit verkündet werden sollte und erhob sie zum kirchlichen Strafgesetz. Papst Urban VIII. gab der Bulle die letzte Fassung. Unter Papst Pius IX. wurde am 12. Oktober 1869 die Bulle redaktionell und inhaltlich überarbeitet, verlor hierdurch aber nicht ihre Aussage.

Inhalt

Inhaltlich wandten sich die Päpste gegen alle, die die Wirksamkeit der Kirche antasteten oder in Zweifel zogen. Sie richtete sich gegen Ketzer, gegen Räuber aller Arten, gegen Begünstiger, gegen Bestechlichkeit und Bestechung, gegen Regierende die Prälaten aus den Ämtern entfernten, gegen unerlaubte Kirchensteuer, gegen kriminelle Kleriker und gegen eine Unzahl von kirchenrechtlichen Verstößen.

Proteste

Einige Bischöfe hatten mit ihrem Protesten wenig Erfolg, doch schon bald begannen auch die europäischen Fürstenhäuser ihren Unmut zu äußern, es begann zunächst in Venedig und setzte sich über Frankreich fort. Im 18. Jahrhundert erhoben sich die bourbonischen Höfe und Königin Maria Theresia ließ in ihren Staaten die Verkündung der Bulle nicht mehr zu. Papst Clemens XIV. war um Aussöhnung mit den bourbonischen Höfen bemüht und hob 1770 die Verlesung der Abendmahlsbulle auf. Dieses nahm Kaiser Joseph II. zum Anlass den Text der Bulle aus allen Ritualbüchern heraus reißen zu lassen.

Martin Luther

1521 wurde auch Martin Luther namentlich in dieser Bulle als Ketzer benannt. Luther übersetzte erstmalig die Bulle, fügte ihr eine Vorrede bei und versah sie mit mehreren Glossen und ließ sie Papst Leo X. als Neujahrsgeschenk zukommen. Die von ihm gefertigte Schrift trug den Titel: „Die Bulla vom Abendfressen des allerheiligsten Herrn, des Papstes, dem allerheiligsten römischen Stuhl zum neuen Jahr. Sein Maul ist voll Fluchens, Trügens und Geizes, unter seiner Zunge ist Mühe und Arbeit“ [2]

Einzelhinweise

  1. Papst Benedikt XVI., Ansprache „Das österliche Triduum“ bei der Generalausienz am 19. März 2008. [1]
  2. Julius Köstlin: Luther, sein Leben und seine Schriften. Viertes Buch: Das Jahr auf der Wartburg 1521, Kapitel 2: Schriftstellerische Tätigkeit auf der Wartburg [2]

Literatur

  • Josif R. Grigulevic / Fritz Erik Hoevels, Ketzer, Hexen, Inquisitoren, Ahriman-Verlag, 2000, ISBN 3-89484-500-7
  • Roland Bainton, Martin Luther – Rebell für den Glauben, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1983, ISBN 3-453-55104-4

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