- Campral
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Strukturformel Allgemeines Freiname Acamprosat Andere Namen Summenformel - C5H11NO4S (Acamprosat)
- C10H20CaN2O8S2 (Acamprosat·Calzium)
CAS-Nummer - 77337-76-9 (Acamprosat)
- 77337-73-6 (Acamprosat·Calcium)
PubChem 71158 ATC-Code N07BB03
DrugBank DB00659 Kurzbeschreibung Acamprosat Calcium ist ein weißes, fast geruchloses Pulver Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Adjuvantes Therapeutikum zur Alkoholentwöhnung
Fertigpräparate Campral® (D, CH, A)
Verschreibungspflichtig: Ja Eigenschaften Molare Masse Schmelzpunkt Löslichkeit löslich in Wasser, praktisch unlöslich in absolutem Ethanol und Dichlormethan (Acamprosat·Calzium)
Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung [2]
Xi
ReizendR- und S-Sätze R: 36/37/38 S: 26-36/37/39 Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln LD50 Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Acamprosat ist als Calciumsalz des Acetylhomotaurins ein Arzneistoff. Das Calziumsalz ist als Arzneimittel Campral® im Handel. Es ist verwandt mit den im Gehirn aktiven Neurotransmitter-Aminosäuren γ-Aminobuttersäure (GABA), Glutamat und Taurin. Acamprosat dämpft die Übererregbarkeit des Gehirns, die durch den Botenstoff Glutamat ausgelöst wird, indem es die Rezeptoren der Nervenzellen besetzt und dadurch das Andocken von Glutamatmolekülen verhindert.[4]
Da Alkoholkranke besonders viel Glutamat im Gehirn aufweisen (der Grund ist unklar), wird Acamprosat auch in der (ambulanten) Therapie von Süchtigen eingesetzt, um die Lust auf Alkohol zu reduzieren. Nicht jeder Alkoholkranke reagiert jedoch auf Acamprosat. Das Mittel ist relativ teuer. Darum wird es in Arztpraxen oft nur zögerlich verschrieben, da es das Budget zu sprengen droht.
Eine Studie mit 300 Probanden über die Acamprosat-Wirksamkeit beim ambulanten Entzug ist an der Universität Düsseldorf in Arbeit. Die Ergebnisse sollen Ende 2006 der Öffentlichkeit präsentiert werden (Stand: Januar 2006).
Campral wird von der Merck KGaA hergestellt und vertrieben. In den USA ist Forest Laboratories der Vertriebspartner. 1999 bekam Campral den Galenus-von-Pergamon-Preis.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklungsgeschichte
1984 wurde Acamprosat von dem kleinen französischen Unternehmen Meram zur Therapie von Epileptikern und Alkoholabhängigen entwickelt. Bereits 1987 erhielt Meram eine vorläufige Zulassung für die Substanz in Frankreich. 1989 hat das Unternehmen den Wirkstoff auf den dortigen Markt gebracht. Für die Vorbereitung zur EU-weiten Zulassung hat die französische Firma Lipha (ein Tochterunternehmen der Merck KGaA) die Substanz übernommen und zwölf placebokontrollierte Multicenterstudien mit insgesamt etwa 4000 Patienten durchgeführt. Im September 1995 bekam Acamprosat die EU-Zulassung. Drei Monate später erfolgte die Zulassung für Deutschland. Mitte März 1996 brachte Lipha ein Acamprosat-haltiges Arzneimittel als Campral® auf den Deutschen Markt. Im Juli 2004 wurde Campral® in den USA „zur Aufrechterhaltung der Alkoholabstinenz bei alkoholabhängigen Patienten zugelassen, die zu Beginn der Behandlung bereits alkoholabstinent sind“.[5]
Anti-Craving
Acamprosat wird als Anti-Craving-Substanz beim Alkoholentzug verwendet. Der Patient sollte bereits vor Einnahme etwa 5 Tage abstinent sein. Die gleichzeitige Einnahme von Acamprosat und Alkohol verändert weder die Pharmakokinetik von Acamprosat noch die des Alkohols. [6]
Nebenwirkungen
Als Nebenwirkungen wurden in Studien vor allem Diarrhöe und Flatulenz genannt. Acamprosat beeinflusst die Fahrtüchtigkeit nicht, und ein Suchtpotential ist auch nicht bekannt.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Alkohol sind nicht zu erwarten.
Kritik
Trotz nachgewiesener Wirksamkeit wird Acamprosat, hauptsächlich wegen der aktuellen Gesetzeslage in Deutschland (Stand Januar 2009 -> Budgetierung) sehr zögerlich eingesetzt, mit verheerenden Folgen für Leib und Leben der 1,6 Millionen Alkoholkranken und 2,6 Millionen Menschen mit schädlichem Alkoholgebrauch.
Einzelnachweise
- ↑ The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 4, ISBN 978-0-911910-00-1.
- ↑ Datenblatt für Acamprosate calcium – Sigma-Aldrich 20.02.2008
- ↑ Thieme Chemistry (Hrsg.): RÖMPP Online - Version 3.1. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2008.
- ↑ Artikel in der Ärztezeitung über Acamprosat 2005
- ↑ Finanznachrichten.de vom 30. Juli 2004 [1]
- ↑ Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels) Campral® von Merck (Schweiz) AG - Stand: Juli 2007
Literatur
- Bernhard van Treeck: Drogen- und Sucht-Lexikon. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3896025422
Weblinks
- Internetpräsenz für Campral in den USA
- Der diskrete Weg aus der Sucht, Berliner Zeitung vom 18. Januar 2006
- Kolja Jahnke:Die Wirkung von Acamprosat auf die Hinweisreizreaktivität abstinenter Alkoholabhängiger Inaugural-Dissertation der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br., vorgelegt 2008
- für Neben- und Wechselwirkungen siehe Seite 13 der Arzneiverordnung in der Praxis ~ Ausgabe 1/2000 März
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