Capella dei Pazzi

Capella dei Pazzi
Die Pazzi-Kapelle von außen

Die Pazzi-Kapelle (Cappella dei Pazzi) ist neben der Pazzi-Verschwörung eine andere große Hinterlassenschaft der Familie Pazzi. Die Kapelle wurde unter der Leitung von Filippo Brunelleschi bei der Franziskaner-Kirche Santa Croce in Florenz gebaut.

Nach einigen vorangegangenen Vereinbarungen wurde der Bau 1442 begonnen. Die Kapelle wurde eine der Inkunabeln der Renaissance-Architektur, streng und unaufdringlich. Sie ist aus dem pietra serena genannten grauen Stein gebaut, mit weißen Pfeilern, und wird nicht durch Farben aufgelockert. Eine Halbkugel als Kuppel (nach Brunelleschis Tod nach seinen Plänen vervollständigt) überdeckt eine würfelförmige Sakristei für die Franziskanerkirche: hier war es den Pazzi erlaubt, ihre Toten zu bestatten.

Baubeschreibung

Seitenansicht der Säulen von außen
Innenansicht der Pazzi-Kapelle
Altar im Innenraum

Am Rand des ersten Kreuzgangs auf der Südseite von S. Croce liegt ein Bauwerk, das weitgehend nach Plänen von Brunelleschi errichtet wurde, der Kapitelsaal des ehem. Klosters, die Pazzi-Kapelle aus den Jahren 1430-1461. Bei Baubeginn hatte Brunelleschi allerdings nur noch vier Jahre zu leben, vollendet wurde die Kapelle erst 15 Jahre nach seinem Tod, so dass man davon ausgeht, dass noch ein anderer Architekt für die Gestaltung verantwortlich gemacht werden muss.

Die Pazzi waren eine Adelsfamilie, die den Medici im Kampf um die Macht unterlag. Ihre Kapelle ist wieder ein Zentralbau, also das architektonische Ideal der Renaissance-Architektur. Die Renaissance versuchte, wenn schon bei einer Kirche der Grundriss als Langhaus vorgegeben war - wie hier auch bei S. Croce -, wenigstens in einem Teil der Kirche ihren idealisierten Zentralbau zu verwirklichen. Beim Dom war es der gesamte Ostbau mit der riesigen Kuppel gewesen. Hier und bei S. Lorenzo sind es Kapellen.

Die Pazzi-Kapelle gehört mit der zehn Jahre älteren Domkuppel zu den wichtigsten Bauten der Früh-Renaissance. Sie beginnt mit einer Vorhalle, die von sechs korinthischen Säulen getragen wird. Das Gewölbe der Vorhalle wiederholt mit seiner Kassettendecke antike Vorbilder - nach heutiger Ansicht ein Zusatz von Giuliano da Maiano, 1460 (Jestaz, S. 521). Diese Vorhalle ist der symbolische Rest des Kreuzganges, an dem im Mittelalter der Kapitelsaal lag. Die Pazzi-Kapelle erreicht erhebliche Ausmaße, ist also wesentlich größer ist als die Kapitelsäle des Mittelalters.

Die Innenraumgestaltung, die anscheinend weitgehend mit Brunelleschis Plänen übereinstimmt, ist nicht nur eine Weiterentwicklung des Grund- und Aufrisses der Alten Sakristei von S. Lorenzo von 1421. Der ganze Raum ist von ungemein raffinierten und feinfühligen Proportionen bestimmt (Pilastermotiv an den Ecken: Das mittlere Rechteck gehört nicht nur als Erweiterung und Wiederholung zu dem rechten Bogensystem, sondern auch als unterer Teil zu der inneren Bogengestaltung der anderen Wand. Gleichzeitig gehört es zusammen mit dem links anschließenden Rechteck zur Wandgestaltung der linken Wand, die ihrerseits das Bogenmotiv in der Fläche wiederholt. Durch solche geometrischen Ineinander-Verschachtelungen wird der traditionelle Eindruck eines schlichten Vier-Wände-Raumes verschleiert).

Besonders in den Kapitellzonen ist zu erkennen, mit welchen filigranen Mitteln Brunelleschi gearbeitet hat, um den Eindruck der Ecke zu verwischen. Einige Kapitelle sind nicht flächig, sondern so in sich geknickt, dass sie zu beiden Wänden gehören.

Die Bogenformen des Hauptraumes werden in den drei Wänden der beiden kurzen seitlichen Räume wiederholt und greifen auch auf die Decke über, so dass der gesamte Raum durch das Ineinander-Verschleifen dieser Grundformen bestimmt wird. Neben dem Bogen- wird auch das Kreismotiv nach diesem Prinzip in verschiedenen Stufen wiederholt. Es tritt zuerst in der Kuppel der Vorhalle auf und dann in verschiedenen Variationen im Hauptraum . Es werden nicht - wie in der Alten Sakristei von S. Lorenzo - die Wandgestaltungen nebeneinander gesetzt, sondern teilweise ineinander verschränkt, wobei auch die Kuppel selber mit einbezogen wird. Schon an der Eingangsfassade wird deutlich, dass auch hier in der Verbindung von senkrechten, schlanken Säulen und dem Eingangsbogen das zentrale Gestaltungsprinzip des Innenraumes vorweggenommen wird.

Literatur

  • Jestaz, Bertrand: Die Kunst der Renaissance. Freiburg-Basel-Wien 1985
  • Toman, Rolf (Hrsg.): Die Kunst der italienischen Renaissance. Architektur – Skulptur – Malerei – Zeichnung. Köln 1994
  • Zimmermanns, Klaus: Florenz. Köln [1984] 6. Auflage 1990

Weblinks

43.76800555555611.2463222222227Koordinaten: 43° 46′ 5″ N, 11° 14′ 47″ O


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