Deichmanske bibliotek

Deichmanske bibliotek

Die Deichmanske bibliotek gehört zu den ältesten öffentlichen Bibliotheken Norwegens und ist die größte öffentliche Bibliothek des Landes. Sie ist heute die Stadtbibliothek von Oslo.

Im Jahre 1780 vermachte der Fabrikbesitzer und Kanzleirat[1] Carl Deichman seine Bibliothek mit ungefähr 6 000 Bänden und 2 000 Riksdaler als Kapital der Bevölkerung Christianias, wie Oslo damals hieß. Dies entsprach dem damaligen Geist der Aufklärung, die sich eine Bildung breiter Bevölkerungsschichten zum Ziel gesetzt hatte. Die Bibliothek wurde am 12. Januar 1785 eröffnet.

Carl Deichmanns Nachlass umfasste neben den Büchern auch Manuskripte, Diplome, Karten, eine Münzsammlung und Antiquitäten. Eines der Prachtexemplare der Bibliothek ist die Bibel des norwegischen Erzbischofs Aslak Bolt (1430–1450).

Es gab damals viele Leihbibliotheken in der Stadt. Diese verlangten aber einen Mitgliedsbeitrag und eine Ausleihgebühr für jede Ausleihe. Wenn die Beträge auch nicht hoch waren, so konnten sich die Ärmsten die Ausleihe doch nicht leisten. Die Ausleihe aus der Deichmannschen Bibliothek war jedoch kostenlos. Gleichwohl wurde von ihr nicht oft Gebrauch gemacht, denn die gesammelten Bücher waren meist auf Deutsch, Französisch, Latein und eine geringere Zahl auf Dänisch geschrieben. Außerdem handelte es sich vorwiegend um Fachliteratur. Viele Bücher befassten sich mit religiösen Theman. Dazu kamen Fachbücher aus den Gebieten Handwerk und Geschichte oder Gesetzessammlungen. Als die Bibliothek eröffnet wurde, hatte sie wenig gemein mit den öffentlichen Bibliotheken der Gegenwart. Die Entleiher gehörten eher zur gebildeten Oberschicht.

Deichmannsche Bibliothek in Hammersborg.

Im 19. Jahrhundert kam es zur Stagnation, als die privaten Lesezirkel in Mode kamen. Als der Rektor der Kathedralschule in Oslo Jacob Rosted auch Direktor der Bibliothek wurde, wurde die Deichmannsche Bibliothek 1802 mit der Bibliothek der Kathedralschule zusammengelegt. So wurde sie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Schulbibliothek. Erst danach erhielt sie ein eigenes Gebäude. Als Haakon Nyhuus die Leitung übernahm und einige Änderungen nach amerikanischem Vorbild vornahm, kam es zu neuem Aufschwung. So wurde die Deichmannsche Bibliothek zur führenden Bibliothek in ganz Skandinavien. 1914 bezog die Abteilung „Grünerløkka filial“ ein neues Haus am Schous plass im Stadtteil Grünerløkka, das speziell für die Bedürfnisse einer Bibliothek gebaut worden war. 1933 wurde in Hammersborg das neu gebaute Haupthaus in neuklassischem Stil eröffnet. Die Nachkriegszeit, besonders die 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, wurde durch die Ausweitung des Filialnetzes geprägt. Danach wurde die elektronische Bibliotheksverwaltung aufgebaut.

Ein neues Bibliotheksgebäude ist in Bjørvika neben der neuen Oper und dem neuen Munchmuseum geplant. Der Architektenwettbewerb ist abgeschlossen. Mit dem Baubeginn wird für 2014 gerechnet.

Erläuterungen

  1. Der „Kanzleirat“ war zu dieser Zeit nur noch ein Titel ohne besondere Funktion. Er stand unter dem Justizrat und befand sich bei Hofe in der 6. Rangklasse.

Literatur

  • Geschichte der Deichmanske bibliotek mit Bildern, abgerufen am 21. November 2010.
  • Nils Johan Ringdal: By, bok og borger: Deichmanske bibliotek gjennom 200 år. (1985)
  • Ernst Bjerke: Bibliotheca scholæ osloensis (2002). (Über die Bibliothek der Kathedralschule in Oslo)

Weblinks

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