Capitulaciones de Santa Fé

Capitulaciones de Santa Fé

Die Kapitulation von Santa Fe (span. Capitulaciones de Santa Fe, von spanisch Capitulación = Vertrag) war ein Vertrag zwischen Christoph Kolumbus und dem spanischen Königspaar Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón, der am 17. April 1492, wenige Wochen nach Vollendung der Reconquista, in dem Heereslager Santa Fe in der heutigen spanischen Provinz Granada unterzeichnet wurde. Mit diesem Vertrag setzte Kolumbus alle seine Forderungen gegenüber den Katholischen Königen durch, von deren Erfüllung er das Projekt seiner „Indienfahrt“ abhängig gemacht hatte. Die Kapitulation von Santa Fe gilt als einer der politisch bedeutsamsten Verträge, die je zwischen einem Privatmann und einem Herrscher abgeschlossen wurden.

Inhaltsverzeichnis

Die Einzelheiten des Vertrags

Der Vertrag bestimmte, dass Kolumbus für Spanien einen westlichen Seeweg nach Asien suchen sollte. Außerdem sicherte der Vertrag Kolumbus die von ihm geforderten Titel eines Admirals des Ozeans (Almirante del Mar Oceánico) – was, da der kastilische Titel Almirante ein erblicher Adelstitel war, eine Erhebung in den Adelsstand bedeutete – und Vizekönig (Virrey) und Generalgouverneurs (Gobernador General) über die von ihm entdeckten Gebiete zu. Zudem verlangte Kolumbus, dass er zu einem Zehntel an dem zu erwartenden Gewinn des Unternehmens beteiligt wird. Er wurde zum obersten Richter bei allen Streitigkeiten zwischen Spaniern in den zukünftigen Kolonien ernannt, durfte sich „Don“ nennen und erhielt das Recht, Waffen zu tragen.

Nach der Übersetzung von Robert Grün:

„Cristobal Colon, geboren zu Genua, erhält für sich auf Lebenszeit und für seine Nachfolger sowie seine Erben den Rang eines Admirals in jenen Ländern, die er entdecken und erobern wird. Seine Rechte werden die gleichen sein, wie sie der Großadmiral von Kastilien in seinem Bereich besitzt.
Cristobal Colon wird Vizekönig der von ihm entdeckten Ländern werden, mit dem Recht, Gouverneur jeder Insel oder Provinz drei Bewerber vorzuschlagen, unter welchen die Krone einen auswählen wird.
Cristobal Colon erhält das Recht, von allen Perlen, Edelsteinen, Gold, Silber, Spezereien sowie allen anderen Kauf- und Handelswaren, die in seinem Bereich gefunden, gebrochen, gehandelt oder gewonnen werden, nach Abzug der Kosten ein Zehntel für sich zu behalten.
Cristobal Colon oder sein Stellvertreter wird der einzige Richter in allen Prozessen sein, die aus dem Verkehr zwischen den Gegenden und Spanien erwachsen.
Cristobal Colon beteiligt sich jetzt und in Zukunft am achten Teil der Kosten für die Ausrüstung von Schiffen zu dieser Entdeckung und erhält dafür den achten Teil des Gewinns.

Vorgeschichte

Der Unterzeichnung der Kapitulation von Santa Fe waren zähe Verhandlungen vorausgegangen: Die Katholischen Könige hatten sich erst nach jahrelangem Zögern dazu entschließen können, das Projekt einer Atlantiküberquerung zu unterstützen, teils, weil alle Kräfte in der Rückeroberung der von den Mauren besetzten Gebiete in Spanien gebunden waren, teils aus Mangel an finanziellen Ressourcen. Die besagten Forderungen, die Kolumbus erst in dem Moment erhob, als die Zusage zu dem Projekt bereits erteilt war und lediglich die konkreten Bedingungen ausgehandelt werden sollten, waren jedoch auch für die Zeit nicht anders als exorbitant zu nennen. So ist es wenig erstaunlich, dass diese nicht nur von den Monarchen selbst, sondern auch von einer Mehrheit der hinzugezogenen Berater empört zurückgewiesen wurden. Da Kolumbus in keinem Punkt von seinen Forderungen abwich, drohte das Vorhaben im letzten Augenblick zu scheitern. Erst auf die persönliche Intervention des Schatzmeisters der spanischen Krone kam es schließlich doch noch zu einer Einigung der beiden Parteien: Luis de Santángel, seinerzeit einer der reichsten Männer Spaniens, überzeugte das Königspaar davon, dass die Vorteile, die sich aus einer erfolgreichen Atlantiküberquerung ergeben würden, die Nachteile, die eine Gewährung der von Kolumbus geforderten Privilegien mit sich brächte, überwiegen würden. Zudem erklärte er sich bereit, einen Großteil der Kosten für das Projekt aus eigenen Mitteln zu bestreiten. So wurde Kolumbus buchstäblich in letzter Minute an den Hof zurückgerufen – der Überlierung nach soll er sich, auf einem Maultier reitend, bereits auf dem Rückweg nach La Rábida befunden haben.

Nachwirkungen

Die in der Kapitulation von Santa Fe gewährten Privilegien bildeten später den Gegenstand der so genannten Pleitos Colombinos. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Prozessen, die von 1508 bis 1563 zwischen der Familie Kolumbus und der spanischen Krone geführt wurden und in denen es um die Bestätigung bzw. Wiederherstellung eben dieser Privilegien ging, die Kolumbus nach der Rückkehr von dessen zweiter Reise und den Erben dann noch einmal im Jahre 1508 zumindest teilweise aberkannt worden waren.

Bedeutung

Die meisten Historiker sind sich heute darin einig, dass die Katholischen Könige keine andere Wahl hatten, als die von Kolumbus erhobenen Forderungen als völlig überzogen abzulehnen. Einige Forscher wie Charles Verlinden vertreten sogar die Auffassung, mit der Unterzeichnung dieses Vertrages hätten die Monarchen einen Schritt unternommen, „der ihre persönlichen Befugnisse, die des Entdeckers und aller seiner Zeitgenossen weit übertraf.“[1].

Originaltext

Das Originaldokument der Kapitulation von Santa Fe ist verloren gegangen. Erhalten sind heute noch zwei beglaubigte Abschriften, die im Indienarchiv in Sevilla bzw. im Archiv der Krone Aragoniens in Barcelona aufbewahrt werden.

Einzelnachweise

  1. Rainer Beck, München 1992, S.161.

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Venzke: Der Entdecker Amerikas. Aufstieg und Fall des Christoph Kolumbus. Aufbau, Berlin 2006. ISBN 3746622077
  • Rainer Beck (Hrsg.): 1492 - Die Welt zur Zeit des Kolumbus. Ein Lesebuch. C.H.Beck, München 1992. ISBN 3-406-34052-0
  • Ulrich Offenberg: Christoph Kolumbus. Der Aufbruch in eine neue Welt. Komplett-Media, Grünwald bei München 2005. ISBN 3831260680 (Hörbuch)
  • Robert Grün: Christoph Kolumbus. Leben und Fahrten des Entdeckers der Neuen Welt. National Geographic Taschenbuch. Frederking & Thaler, München 2006. ISBN 3894052678
  • Urs Bitterli: Die Entdeckung und Eroberung der Welt. Bd I. Amerika, Afrika. Dokumente und Berichte. C.H.Beck, München 1988. ISBN 3406078818

Weblinks


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