Captain Kidd

Captain Kidd
William Kidd

William Kidd (* 1645 in Greenock; † 23. Mai 1701 in London) war ein berüchtigter schottischer Pirat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kidd wurde in Schottland geboren, emigrierte später nach Amerika und ließ sich in New York City nieder. Dort heiratete er Sara Bradley Cox Oort. Sie hatten zwei Töchter miteinander: Elizabeth und Sarah Kidd. Die Heirat brachte Kidd ein beträchtliches Vermögen, und bevor er Pirat wurde, war er ein respektierter Kaufmann.

Während einer Fahrt nach England wurde Kidd eine Freibeuterlizenz angeboten, mit der er Piraten jagen durfte (er war Kaperfahrer). Vier Fünftel der Kosten wurden durch adlige Herren bezahlt, die mit zu den mächtigsten des Königreiches gehörten; der Earl of Orford, der Baron von Romney, der Herzog von Shrewsbury und Sir John Somers. Diese handelten im Namen der British East India Company. Kidd und ein Bekannter, Oberst Robert Livingston, bezahlten den Rest. Kidd musste sein Schiff Antigua verkaufen, um die Mittel aufzutreiben.

Das neue Schiff, der Dreimaster Adventure Galley, war gut geeignet für die Jagd auf Piraten; es hatte 34 Kanonen und 150 Mann Besatzung. Kidds Unternehmen war jedoch kein Erfolg vergönnt. Er hatte große Schwierigkeiten, die Kosten zu decken, und geriet unter Druck seiner Männer, er solle jedes Schiff angreifen, das nicht englisch war. Rechtlich durfte er nur französische Schiffe und Piraten angreifen. Im Verlauf der Fahrt ähnelten die Aktionen Kidds immer mehr denen eines Piraten als denen eines Beauftragten der Krone.

Am 30. Oktober 1697 kam es zu einem Streit mit einem gewissen William Moore, dem Geschützmeister. In einem anschließenden Kampf warf Kidd diesem einen metallbeschlagenen Eimer an den Kopf, worauf Moore starb. An diesem Wendepunkt entschloss Kidd sich endgültig, eine Piratenlaufbahn einzuschlagen.

Howard Pyle's Gemälde „Kidd and his ship“ in der Adventure Galley, in New York City

Am 30. Januar 1698 kaperte er das englische Schiff Quedagh Merchant – ein armenisches Schiff, das scheinbar voll beladen war mit Gold, Silber, Stoffen und anderen Wertgegenständen aus Ostindien. Während er sich dem Schiff näherte, hisste er die französische Flagge. Daraufhin gab auch das Handelsschiff vor, französisch zu sein. Nachdem er das Schiff eingenommen hatte, stellte er die Verwechslung fest. Kidd versuchte vergeblich, seine Mannschaft dazu zu überreden, das Schiff an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben.

Kidd erreichte am 1. April 1698 Madagaskar. Hier traf er auf den ersten Piraten während seiner Seereise, nämlich Robert Culliford auf der Mocha Frigate. Er befahl den Angriff auf die Mocha Frigate. Seine Männer meuterten jedoch und schlossen sich Culliford an. Nur 13 Männer blieben Kidd treu.

Daraufhin entschied sich Kidd, nach Hause zurückzukehren. Er ließ die Adventure Galley zurück, befahl sie anzuzünden und segelte an Bord der „Quedagh Merchant“ heimwärts. Bei der Rückkehr in New York City wurde er verhaftet und in das Stone Prison (Steingefängnis) gebracht. Später wurde er nach England geschickt, um sich wegen Piraterie und dem Mord an William Moore vor Gericht zu verantworten. Bis zur Verhandlung war er im berüchtigten Newgate-Gefängnis inhaftiert. Er wurde aller Anklagen für schuldig befunden und am 23. Mai 1701 in London gehängt. Während der Hinrichtung riss der Strick zweimal und erst beim dritten Versuch konnte Kidd gehängt werden. Sein Körper wurde geteert und in Ketten gelegt in einem Eisenkäfig über der Themse als Warnung für künftige Piraten aufgehängt.

Kidds Unterstützer aus der Whigpartei wurden durch den Prozess beschämt. Diese politischen Einflüsse können auch als Grund dafür gelten, dass Kidds Fall überhaupt so bekannt geworden ist und bis heute als umstritten gilt. Um sich zu verdeutlichen, wie wichtig die gesamtpolitische Dimension in Kidds Fall gewesen ist, kann man sich vor Augen führen, dass Kidd der einzige Pirat seines ganzen Zeitalters gewesen ist, der sich je vor dem englischen Unterhaus rechtfertigen musste. Die Sekundärliteratur über Kidd beschäftigt sich dementsprechend viel mit der Gewichtung des politischen Einflusses in Kidds Urteil und Rufbildung.

Kidds Schatz

Aus widersprüchlichen Angaben über den Wert der Ladung der Quedagh Merchant einerseits und die verschiedenen Beuteanteile der Mannschaft andererseits, entstand die Legende über Captain Kidds vergrabenen Schatz.

Mit Erlaubnis der Besitzer vergrub Kidd einen aus Gold, Silber und Edelsteinen bestehenden Schatz auf dem der Insel Long Island vorgelagerten Gardiners Island. Nach seiner Verhaftung 1699 in Boston ließ Lord Bellomont, der damalige Gouverneur von Massachusetts, den Schatz ausgraben. Nach verbreiteter Meinung soll dies aber nur ein kleiner Teil der Beute der Quedagh Merchant gewesen sein. Diese Spekulation veranlasste zahlreiche Glücksritter auf Gardiners Island weiter nach dem Rest des Schatzes zu suchen. Als weitere Verstecke gelten Charles Island (Connecticut) und Oak Island in Kanada. Die Legende wurde durch die spätere literarische Auseinandersetzung mit Kidds Schatz noch gefördert, z. B. in Edgar Allan Poes Kurzgeschichte Der Goldkäfer („The Gold Bug“).

Nachforschungen

Ein Team von US-Unterwasserarchäologen hat im Dezember 2007 in nur drei Meter Tiefe vor der Isla Catalina, einer winzigen Insel der Dominikanischen Republik, ein von Plünderern bisher unberührtes Wrack gefunden, welches sie als die Quedagh Merchant identifiziert haben wollen [1][2].

Das Wrack stellt ein wahres „Unterwassermuseum“ dar, da es noch den gesamten Ballast der Ladung enthält – mit wertvollen Kanonen und Ankern. Es finden sich allerdings keine Bestandteile des Schatzes, da die kostbare Ladung offenbar von Kidd vor der Versenkung des Schiffes gelöscht wurde. Historiker erhoffen, sich durch den Fund Informationen über die Piraterie in der Karibik und über das Leben von Captain Kidd zu erhalten [3].

Filme

Der britische Schauspieler Charles Laughton stellte William Kidd in zwei Filmen dar. 1945 spielte er William Kidd in dem Piratenfilm Unter schwarzer Flagge. Der Film erhebt jedoch nicht den Anspruch geschichtlicher Genauigkeit. Gleiches gilt für Laughtons weiteren Film Abbott und Costello als Piraten wider Willen, der 1952 entstand. Hierbei handelt es sich um eine Persiflage auf Piratenfilme. Laughton bezieht sich hier eher auf seine 1945 gespielte Rolle, denn auf die historische Figur William Kidd.

Musik

Die deutsche Heavy-Metal-Band Running Wild widmete William Kidd in ihrem Album The Rivalry einen Song namens "Ballad Of William Kidd".

Literatur

  • Robert Bohn: Die Piraten. 2. Aufl. C.H. Beck, München 2005. ISBN 3-406-48027-6 (Wissenschaftliche Literatur über Kidd)
  • Ritchie, Robert C.: "Captain Kidd and the War Against the Pirates" Harvard University Press. 1986. (DAS Standardwerk zu Kidd, nur noch antiquarisch zu bekommen)
  • Wolfram zu Mondfeld, Barbara zu Wertheim: Piraten: Schrecken der Weltmeere. Theiss, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-8062-2070-4 (Vorsicht: extrem schlecht recherchiertes Buch, besonders was dieses Zeitalter betrifft! Hier wird sogar behauptet, dass Kidd Captain Mission getroffen hätte. Mission hat nie außerhalb des Papiers existiert, und die Autoren dieses Buches bleiben Quellennachweise für ihre Ansichten in den meisten Fällen schuldig. Wer sich mit dem Thema auch nur ein bisschen auskennt, befindet: Die hier vertretenen Thesen sind mit "Desinformation" noch wohlwollend umschrieben.)
  • Captain Charles Johnson: Umfassende Geschichte der Räubereien und Mordtaten der berüchtigten Piraten. Robinson-Verlag, Frankfurt/M. 1982. ISBN 3-88592-009-3 (deutsche Ausgabe)
  • Captain Charles Johnson: A General History of the Robberies and Murders of the Most Notorious Pirates. Warner, London 1724, 1728, The Lyons Press, Guilford Con 1925, 2002 (Repr., 3.Aufl.). ISBN 1-585-74558-8 (englisch)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wrack soll Unterwasser-Museum werden
  2. Film über Taucharbeiten am Wrack
  3. Piratenschiff von Captain Kidd entdeckt

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