Carbonate platform

Carbonate platform
Die Karbonatplattform der Bahama Banks im Satellitenbild. MODIS, NASA
Das Große Barriereriff im Satellitenbild

Eine Karbonatplattform ist ein im Meer sedimentär abgelagerter Gesteinskörper, der seine Umgebung überragt und aus vor Ort abgelagerten Kalkablagerungen besteht.[1]

Das Wachstum der Plattform wird von sessilen Organismen verursacht, deren Skelette ein Riff aufbauen, oder durch die Ausfällung von Kalk aus Meerwasser, die vor allem durch den Stoffwechsel von Mikroben verursacht wird.

Spektakuläre Beispiele heutiger Karbonatplattformen sind die Bahama Banks (mehrere Kilometer mächtig), die Yucatan-Halbinsel, das Great Barrier Reef und die Atolle der Malediven.[2] Auch die Florida-Halbinsel ist eine Karbonatplattform, allerdings ist sie nicht mehr von Wasser bedeckt.[3] Alle diese Riffe sind auf tropische Breiten beschränkt.[4] Heutige Riffe werden vor allem von Steinkorallen aufgebaut, in der geologischen Vergangenheit waren auch andere Organismen am Aufbau von Karbonatplattformen beteiligt, so etwa Tabulata und Rugosa, andere Nesseltiere oder Archaeocyathiden.

Inhaltsverzeichnis

Karbonatsedimentation

Die mineralogische Zusammensetzung von Karbonatplattforms ist entweder kalzitisch oder aragonitisch. Meerwasser ist übersättigt mit Karbonat (CaCO3), so dass bei geeigneten Bedingungen die Ausfällung von CaCO3 möglich ist. Karbonatausfällung ist bei erhöhten Temperaturen und geringem Druck thermodynamisch begünstigt. Treffen die für die Ausfällung notwendigen Bedingungen zusammen, so kommt durch das Ineinandergreifen der Bildungfaktoren eine Produktion von Kalksediment in Gang, die enorme Mengen von Karbonatablagerungen erzeugen kann („carbonate factory“). Drei Arten von Karbonatausfällung sind dabei möglich: biologisch kontrolliert, biologisch hervorgerufen und abiotisch.

Biologisch kontrollierte Karbonatausfällung ist die Verwertung von in Meereswasser gelöstem Karbonat beim Bau von Skeletten etwa durch Korallen. Biologisch hervorgerufene Karbonatausfällung findet außerhalb von Organismen statt, so dass das Karbonat zwar nicht direkt von den Organismen erzeugt wird, die Ausfällung jedoch durch die Tätigkeit ihres Stoffwechsels hervorgerufen wird. Abiotische Ausfällung wird wenig oder gar nicht von biologischen Vorgängen beeinflusst.

Karbonatplattformen können nicht überall entstehen, sondern nur dort, wo die Lebensbedingungen der Riffbildner gegeben sind. Begrenzende Faktoren sind unter anderem Sonnenlicht, Wassertemperatur und Lichtdurchlässigkeit des Meerwassers. So ist Karbonatausfällung etwa an der Atlantikküste von Südamerika weit verbreitet, nur an der Mündung großer Flüsse wie der des Amazonas, die eine große Schwebstofffracht ins Meer hinausbringen, findet sie nicht statt.[5]

Klassifikation

Die oben beschriebenen drei Typen der Karbonatausfällung bestimmen verschiedene Plattformgeometrien. Diese lassen sich nach den beteiligten Organismen, ihrer sedimentären Umgebung und der Art der Karbonatfällung unterteilen.[6]

Tropische Plattformen

In diesen Karbonatplattformen ist die Karbonatausfällung biologisch kontrolliert, vor allem von autotrophen Organismen wie Korallen, Grünalgen, Foraminifera und Mollusken. Tropische Karbonatplattformen entstehen nur in über 20°C warmem und gut durchleuchtetem Wasser, das einen hohen Sauerstoffgehalt und einen niedrigen Nähr- und Schwebstoffgehalt aufweist. Solche Bedingungen finden sich heute nur zwischen 30° Nord und 30° Süd zu beiden Seiten des Äquators. Der tropische Typ kommt heute am häufigsten vor, ist jedoch auch oft fossil überliefert.

Plattformen kühleren Wassers

Wie der Name andeutet, kommen diese Karbonatplattformen in kühlerem Wasser und höheren Breiten vor als die tropischen Plattformen. Karbonatausfällung ist biologisch kontrolliert durch heterotrophe Organismen, manchmal in Verbindung mit photoautotrophen Organismen wie Rotalgen. Das Meerwasser, in dem diese Plattformen entstehen, ist durch einen höheren Anteil an Nährstoffen gekennzeichnet als bei den tropischen Plattformen.

Mud Mounds

Diese Plattformen werden charakterisiert durch abiotische und biologisch hervorgerufene Karbonatausfällung. Sie wachsen in nährstoffreichem Wasser, das einen niedrigen Sauerstoffgehalt aufweist. Die sie kennzeichnenden Mud Mounds sind fossil vor allem aus dem Paläozoikum und Mesozoikum bekannt.

Geometrie von Karbonatplattformen

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Geometrie einer Karbonatplattform, unter anderem die Oberfächengestalt ihres Untergrunds, synsedimentäre Tektonik, Meeresströmungen und Winde wie der Passat. Der wichtigste Faktor ist jedoch die Art der Plattform selbst. Plattformen kühleren Wassers führen im Allgemeinen zur Entstehung rampenartiger Strukturen (Karbonatrampen), tropische Plattformen sind meist von steilen Abhängen umgeben und Mud Mounds bilden hügelartige Körper mit sanften Formen. Die am meisten gegliederte Geometrie besitzen die tropischen Plattformen. Sie können in drei Hauptbereiche untergliedert werden: Riff, Lagune und Riffabhang.

Riff

Das Riff ist der Teil der Karbonatplattform, der im Wesentlichen durch das Wachstum von ortsgebundenen Organismen geschaffen wird. Heutige Riffe werden von hermatypischen (in Symbiose mit Zooxanthellen lebenden) Organismen aufgebaut. Das Riff ist die „Wirbelsäule“ der Karbonatplattform und trennt die Lagune vom Riffabhang. Das Überleben der Plattform ist vom Bestehen des Riffs abhängig, da nur dieses als starre Struktur Schutz gegen Wellen und Wind bietet. Riffe können als isolierte und weitgehend rundum abgeschlossene Gebilde vorkommen (Beispiel: Malediven), oder als vor dem Kontinent liegende und mit diesem verbundene epikontinentale Riffbauten, wie etwa die Riffe vor Belize und die Florida Keys. Aus geologischer Sicht handelt es sich bei den Riffgesteinen um massive Boundstones, also durch die Korallen gebundene Kalksteine.[7]

Innere Lagune

Sedimentation von Karbonatschlamm im inneren Teil einer Lagune. Der Schlamm wird durch Mangrovenschößlinge stabilisiert. Florida Bay, Sommer 2000

Die innere Lagune ist der hinter (landwärts) des Riffs liegende Teil der Karbonatplattform. Die Wassertiefe ist gering und durch den Schutz des Riffes ist das Wasser im Allgemeinen ruhig. Die Sedimente der Lagune bestehen neben dem vorherrschenden Karbonatschlamm aus Rifffragmenten und Hartteilen von Organismen. In Landnähe kann ein Anteil an klastischen Sedimenten hinzukommen. In einigen Lagunen, so etwa in der Florida Bay, produzieren Grünalgen große Mengen von Karbonatschlamm. Die hier gebildeten Kalksteine sind nach der Dunham-Klassifikation als Mudstones bis Grainstones anzusprechen, je nach der Bewegungsenergie des Wassers in der Lagune.

Riffhang

Der Riffhang ist der äußere Teil tropischer Plattformen, er verbindet das Riff mit dem Ozeanbecken. Hier wird ein großer Teil des durch verschiedene Prozesse aus der Lagune und vom Riff transportierten Sedimente abgelagert, unter anderem durch das Losbrechen bereits verfestigten Kalkstein bei Sturmereignissen. Aus diesem Grund finden sich im Bereich des Riffabhangs gröberere Sedimente als in der Lagune und im Riff. Nach Dunham sind die Gesteine des Riffhangs als Rudstones oder Grainstones zu bezeichnen. Durch die Ablagerung am Hang bilden die Sedimente charakteristische bogenförmige oder tafelige Schichten, die schon bei der Ablagerung in Bezug auf die umgebenden Schichten geneigt sind (Klinoformen).

Karbonatplattformen in der geologischen Überlieferung

Ablagerungen aus der inneren Lagune einer fossilen Karbonatplattform. Cimon del Latemar (Dolomiten, Trentino, Norditalien)

Karbonatplattformen sind schon aus Gesteinen des Präkambriums bekannt, wo sie sich durch das Wachstum von Stromatolithen bildeten. Im Kambrium waren die Archäocyathiden die Hauptbildner von Karbonatplattformen, den Schwämmen ähnliche Metazoa. Im Paläozoikum kamen Armfüßer wie Richthofenida und die Gruppe der Stromatoporoidea als Riffbildner dazu. Korallen wurden mit den Tabulata im Silur und den Rugosa im Devon für die Bildung von Karbonatplattformen wichtig, Steinkorallen erst ab dem Karnium in der Oberen Trias. In der Kreide wurden Riffe auch von Rudisten (eine ausgestorbene Ordnung der Muscheln) gebildet.

Karbonatplattformen mit weiter Verbreitung finden sich zum Beispiel im Devon und Karbon des Harzes, des Rheinischen Schiefergebirges und im Süden Englands und Irlands. An vielen Stellen läßt sich die Gliederung in Lagune, Riff und Riffhang auch heute noch nachweisen, so zum Beispiel in der Attendorner Mulde im Stadtgebiet von Attendorn.

Eines der besten Beispiele für eine Karbonatplattform findet sich in den Dolomiten. In dieser Region der Alpen bildeten sich in der Trias im Meer der Tethys zahlreiche, heute noch gut erhaltene Atolle, so etwa an Sella, Gardenaccia, Sassolungo oder Latemar. Die Karbonatablagerung fand über lange Zeit auf einem stetig absinkenden Untergrund statt. Die anhaltende Subsidenz führte zur Ansammlung von Sedimenten mit einer bedeutenden Mächtigkeit. Ähnliche Sedimente bilden auch die Nördlichen Kalkalpen, ebenfalls aus der Trias.

Im französischen, schweizerischen und süddeutschen Jura und Tafeljura wurden wie auch auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb mächtige Sedimente zu einer Karbonatplattform abgelagert, hier stammen die Karbonatsedimente aus dem Jura.

Einzelnachweise

  1. J. L. Wilson: Carbonate Facies in Geologic History.
  2. Bahamas Introduction
  3. Geologic Map of Florida. About.com
  4. http://reefgis.reefbase.org/mapper.asp Karte der Verbreitung heutiger Korallenriffe. ReefBase
  5. G. Carannante, M. Esteban, J. D. Milliman, L. Simone: Carbonate lithofacies as paleolatitude indicators: problems and limitations. Sedimentary Geology, Bd. 60, S. 333-346, 1988
  6. W. Schlager: Carbonate sedimentology and sequence stratigraphy. SEPM, Tulsa, Oklahoma, 200 S., 2005. ISBN 1-56576-116-2
  7. Boundstone. EOSC 221, Introduction to Petrology, University of British Columbia

Literatur

  • J. L. Wilson: Carbonate Facies in Geologic History. Springer-Verlag, 471 S., 1975. ISBN 3-540-07236-5
  • A. Bosellini: Progradation geometries of carbonate platforms: examples from the Triassic of the Dolomites, northern Italy. Sedimentology, Bd. 31, S. 1-24, 1984
  • P. R. Pinet: Invitation to Oceanography. West Publishing Company, St. Paul, 1996. ISBN 0-314-06339-0

Externe Links


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