Cardamine pratensis

Cardamine pratensis
Wiesen-Schaumkraut
Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)

Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
Gattung: Schaumkräuter (Cardamine)
Art: Wiesen-Schaumkraut
Wissenschaftlicher Name
Cardamine pratensis
L.

Das Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) ist eine Art aus der Gattung der Schaumkräuter und gehört zu den Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae). Es dominiert mit seinen weiß bis zart violetten Blüten ab Ende April bis Mitte Mai häufig das Erscheinungsbild nährstoffreicher Feuchtwiesen.

Inhaltsverzeichnis

Name

Die botanische Bezeichnung Cardámine praténsis setzt sich zusammen aus griechisch κάρδαμων (kárdamon) = Kresse und lat. pratensis, was mit „auf Wiesen wachsend“ übersetzt werden kann.

Die im deutschsprachigen Raum übliche Bezeichnung Wiesen-Schaumkraut bezieht sich möglicherweise auf das Vorkommen von Schaumnestern der Schaumzikaden (Aphrophoridae) an dieser Pflanze. Diese sind im Frühjahr so häufig, dass die im Volksmund auch als „Kuckucksspeichel“ oder „Hexenspucke“ bezeichneten Nester der Pflanze den volkstümlichen Namen „Kuckucksblume“ gegeben haben.

Als weit verbreitete und auffällige Wiesenblume besitzt das Wiesen-Schaumkraut eine Reihe weiterer regional sehr unterschiedlicher volkstümlicher Namen. Dazu gehören Bettbrunzer, blaues Brunnenkressich, Fleischblume, Gauchblume, Harnsamen, Maiblume, Marienblume, Pinksterbloem, Präriekraut, Schaumkraut, Storchenschnäbli, Strohblume, Wasserkraut, Wiesenkresse und Wilde Kresse.

Erscheinungsbild

Blüten des Wiesen-Schaumkrautes

Das Wiesen-Schaumkraut ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die mit einem kurzen, wenig verdickten „Wurzelstock“ (Rhizom) im Boden überwintert. Die Pflanzen bilden eine niedrige Blattrosette, aus der ein runder, hohler, beblätterter Stängel hervor wächst, der Wuchshöhen zwischen 15 bis 60 Zentimeter erreicht.

Die gestielten, unpaarig gefiederten Grundblätter haben zwei bis 15 Paare rundlicher Fiederblättchen. Die kurz gestielten Stängelblätter sind ebenfalls gefiedert, tragen aber länglich schmale Fiederblättchen.

Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die „Kreuzblüten“ des Wiesen-Schaumkrautes bestehen aus vier Kronblättern und sechs gelben Staubblättern, die ungefähr dreimal so lang wie die vier grünen Kelchblätter sind. Die Kronblätter sind weiß bis blassrosa mit dunkleren Adern. Die „Kreuzblüten“ vereinigen sich in einer endständigen Traube, jedoch entstehen am oberen Teil des runden, hohlen Blütenstängels häufig noch weitere kleine Blütentrauben. Bei Regenwetter und Dunkelheit krümmen sich die Blütenstiele und die sich schließenden Blüten nehmen eine nickende Stellung ein. Die Blütezeit des Wiesen-Schaumkrautes ist von April bis Juni. Die Früchte sind Schoten, eine Unterform der Kapselfrucht. Sie sind stabförmig, mit einem Durchmesser von etwa einem Millimeter und etwa 2 bis 5,5 Zentimetern Länge.

Ausbreitung

Schoten des Wiesen-Schaumkrauts

Die Blüten des Wiesen-Schaumkrautes sind sehr nektarreich und werden durch zahlreiche Insekten bestäubt. Aus den Blüten entwickeln sich 2 bis 4 Zentimeter lange Schoten. Diese springen bei Reife auf und verstreuen die einreihig angeordneten, eilänglichen Samen. Das Wiesen-Schaumkraut nutzt damit eine Ausbreitungsstrategie, die man botanisch auch als Ballochorie bezeichnet. Die Pflanze gehört dabei zu den Saftdruckstreuern, die in der europäischen Flora im Gegensatz zu den Austrocknungsstreuern selten sind. Reifen die Schoten, steigt der Zellsaftdruck und die Wände der Schote schwellen an. Ist ein bestimmter Druck überschritten, reißen die Wände der Schote explosionsartig auf. Durch die dabei freigesetzte Energie wird der Samen bis zu 2,4 Meter weit verstreut. Das Wiesenschaumkraut ist ein Lichtkeimer/Hellkeimer.

Dort, wo grundständige Blätter des Wiesen-Schaumkrautes den feuchten Boden berühren, bilden sich häufig an den Ansatzstellen der Fiederblättchen wurzelnde Brutknospen. Aus diesen wachsen selbstständige Pflanzen heran. Mit dieser vegetativen Selbstausbreitung, die botanisch Blastochorie genannt wird, stellt die Pflanze eine Ausbreitung auch dann sicher, wenn die Standortbedingungen oder nasskaltes Wetter ein Ausreifen der Samenschoten verhindern.

Vorkommen

Aufgesprengte Schote des Wiesen-Schaumkrauts

Das Verbreitungsgebiet des Wiesen-Schaumkrauts reicht von Europa bis zur arktischen Klimazone in Nordasien und Nordamerika. Es ist dabei in diversen Biotoptypen zu finden. Es zählt zu den häufigen mitteleuropäischen Pflanzen.

Als Standort werden frische bis feuchte Fett- und Feuchtwiesen sowie Bruch- und Auenwälder der collinen bis montanen Höhenstufe bis etwa 1.700 m ü. NN bevorzugt. Durch eine Bewirtschaftung feuchter Wiesen wird die Ausbreitung dieser Art stark gefördert. Auch in nährstoffreichen Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren, an nährstoffreichen Gewässern, an Quellen und Quellläufen sowie in Hochstaudenfluren und Gebüschen der Gebirge ist die Art anzutreffen.

Aurorafalter und Wiesenschaumzikade

Aurorafalter sitzt auf Wiesen-Schaumkraut

Gemeinsam mit der Knoblauchsrauke ist das Wiesen-Schaumkraut die bevorzugte Nahrungspflanze der Raupe des Aurorafalters (Anthocaris cardamines). Der Aurorafalter, der das Wiesen-Schaumkraut auch als Nektarpflanze nutzt, legt seine Eier meist an der Blattunterseite ab. Die Raupen fressen an diesen Pflanzen bis Juli oder August, verpuppen sich zu einer so genannten Gürtelpuppe und überwintern dann.

Zu den gleichfalls auf dieser Pflanze lebenden Insekten zählt die etwa fünf bis sechs Millimeter lange und variabel gefärbte Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius). Wiesenschaumzikaden leben auf krautigen Pflanzen, deren Pflanzensaft sie saugen. Sie legen an ihren Wirtspflanzen auch ihre Eier ab, aus denen im April und Mai Larven schlüpfen, die gleichfalls den Pflanzensaft saugen. Durch Einpumpen von Luftbläschen aus der Atemhöhle in eine eiweißhaltige Flüssigkeit, welche die Larven aus dem After abscheiden, wird der Schaum erzeugt. Der Schaum schützt die darin sitzende Larve vor Feinden, erhält aber in erster Linie die für die Weiterentwicklung nötige Feuchtigkeit und Temperatur. Diese auffälligen Schaumnester sind auch an der Kuckuckslichtnelke und an Gräsern zu finden.

Volksmedizin

Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius)

Wiesen-Schaumkraut enthält als Inhaltsstoffe Senfölglykoside, Bitterstoffe und Vitamin C.

Wiesenschaumkraut-Tee wird in der Volksmedizin gegen Rheuma und andere Schmerzzustände verwendet. Heilwirkungen beruhen vor allem auf dem enthaltenen Vitamin C sowie den Senfölglykosiden, die insbesondere auf Niere und Leber anregend wirken. Dieser Wirkung verdankt das Wiesen-Schaumkraut auch die volkstümlichen Bezeichnungen Bettsoicher, Harnsamen und Griesblümel. Die in der Pflanze enthaltenen Wirkstoffe wirken jedoch auf Magen und Nieren auch reizend und dürfen nur in Maßen genossen werden.

Verwendung als Nahrungsmittel

Die jungen Blätter, die vor der Blüte gesammelt werden, sowie die jungen Sprossen sind essbar und schmecken auf Grund des enthaltenen Senfölglykosids kresseähnlich und leicht scharf. Sie werden in Salaten, in Kräutersuppen, als Gewürz für Quark und Frischkäse sowie in Saucen verwendet.

Blume des Jahres 2006

Wiesen-Schaumkraut zusammen mit Löwenzahn auf einer Wiese in der Eifel

Das Wiesen-Schaumkraut wurde zur Blume des Jahres 2006 gewählt. Die Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen begründete ihre Entscheidung für diese vielerorts noch häufig vorkommende Art damit, dass mit der Wahl einer solchen Feuchtwiesenart auf die zunehmende Gefährdung dieses Biotoptyps aufmerksam gemacht werden soll. Von dem Rückgang solcher Gebiete sind immer mehr Grünlandarten in ihrer Verbreitung betroffen. So sind in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern die Bestände des Wiesen-Schaumkrauts bereits so weit zurückgegangen, dass die Art dort als gefährdet eingestuft wird und den Rote Liste-Status 3 erhielt.

Literatur

  • Gertrud Scherf: Wiesenblumen: der etwas andere Naturführer. BLV, München 2004, ISBN 3-405-16909-7
  • Angelika Lüttig und Juliane Kasten: Hagebutte & Co: Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna, Nottuln 2003, ISBN 3-93-598090-6

Weblinks


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