Cardiotokografie

Cardiotokografie
Ein Kardiotokograf beim Schreiben der Wehen

Kardiotokografie bzw -graphie (Cardiotokographie - CTG, Erfinder: Konrad Hammacher) bezeichnet ein Verfahren zur simultanen (gleichzeitigen) Registrierung und Aufzeichnung der Herzschlagfrequenz des ungeborenen Kindes und der Wehentätigkeit (griechisch tokos) bei der werdenden Mutter. Das Verfahren wird sowohl in der Schwangerschaftsbetreuung, wie auch zur Überwachung unter der Geburt eingesetzt.

Mittels Pulsed-wave Doppler-Ultraschall wird die Herzfrequenz des Feten ermittelt und in bpm (beats per minute) aufgezeichnet, die Wehentätigkeit der Mutter wird mit einem separaten Wehenaufnehmer, also einem Druckmesser (Transducer) gemessen und ebenfalls aufgezeichnet. Hierfür gibt es zwei Verfahren: die intrauterine, direkte Druckmessung, die nur nach Eröffnung der Fruchtblase, also unter der Geburt, angewendet werden kann (und sich bisher nicht allgemein durchgesetzt hat), und die übliche aüßere, indirekte Druckmessung. Hierbei reagiert der Druckmesser auf die Änderung des Bauchumfanges während einer Wehe, weshalb es bei der Aufzeichnung der Wehentätigkeit zu großen individuellen Schwankungen kommt: Der Bauchumfang einer sehr schlanken Schwangeren (mit sehr wenig subkutanem Fettgewebe) ändert sich sehr viel deutlicher, als der einer beleibteren Schwangeren. Die Bandbreite der Aufzeichnungsunterschiede reicht von großen Ausschlägen des Tokographen bei geringen Kontraktionen einer schlanken Schwangeren bis zu völlig fehlenden Ausschlägen während der Geburtswehen einer adipösen Kreißenden. Bei der Interpretation eines CTGs sind deshalb auch die Konstitution der Schwangeren und deren Angaben über die Spürbarkeit von Wehen zu berücksichtigen.

Interpretiert wird der Verlauf der kindlichen Herzfrequenz, genauer gesagt die Änderungen der Herzfrequenz, unter Berücksichtigung der Wehentätigkeit und des Schwangerschaftsalters (bei der Schwangerenbetreuung) beziehungsweise des seitherigen Geburtsfortschrittes.

Unter der Geburt kann es infolge von Sauerstoffmangel unter anderem zu einer vorübergehenden Abnahme der fetalen Herzfrequenz (FHF) (Dezeleration) kommen. Dabei können besonders so genannte späte Dezelerationen, die jeweils im Anschluss an eine Wehe auftreten, Hinweis auf eine Gefährdung des Kindes geben. Frühe Dezelerationen, die wehensynchron auftreten, sind seltener Zeichen einer akuten Gefährdung, können aber, wenn sie schon am Geburtsbeginn regelmäßig auftreten, Anlaß für ein geburtshilfliches Eingreifen geben. Bei einer persistierenden FHF unter 120 Schlägen/min über 3 Minuten spricht man von einer leichten, unter 100 bpm von einer schweren Bradykardie.

Die Auswertung des CTGs kann z. B. anhand des Fischer-Scores erfolgen. Richtlinien zur Auswertung des CTGs werden auch von der Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique (FIGO) und anderen nationalen und internationalen Gremien herausgegeben.

Moderne CTG-Geräte (Kineto-CTG), zeichnen neben fetaler Herzfrequenz und mütterlicher Wehentätigkeit zusätzlich Kindsbewegungen, griechisch kinesis auf, denn diese geben zusätzlich Aufschluss über den Zustand des Kindes: Die Übertragung der Daten erfolgt heute meist vom akkubetriebenen Transducer an der Bauchwand der Mutter per Funk an die Aufzeichnungseinheit. Dadurch kann sich die Gebärende bei gleichzeitiger Überwachung des kindlichen Zustands frei bewegen. Das oben abgebildete Foto zeigt ein solches modernes CTG. Die Ladeschale für drei Transducer befindet sich auf der Druckereinheit.

Literatur

Weblinks


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