Lehen (Freiburg im Breisgau)

Lehen (Freiburg im Breisgau)
Wappen Freiburg
Wappen
Lehen
Freiburg im Breisgau
Stadtkreis Freiburg im Breisgau (FR)
Baden-Württemberg, Deutschland
Lage im Stadtkreis Freiburg
Basisdaten
Stadtteil mit Ortsverwaltung von Freiburg
Stadtteilnummer: 55 (Bezirk: 550)
eingemeindet seit: 1. September 1971
Geografische Lage: 48° 1′ 3″ N, 7° 48′ 7″ O48.01757.8019444444444220Koordinaten: 48° 1′ 3″ N, 7° 48′ 7″ O
Höhe: 220 m ü. NN
Fläche: 3,38dep1 km²
Einwohner: 2.291 (31. Dezember 2010)
Bevölkerungsdichte: 677 Einwohner je km²
Postleitzahl: 79110, 79111
Vorwahl: 0761
Adresse der
Verwaltung:
Ortsverwaltung Lehen
Breisgauer Straße 61
79110 Freiburg im Breisgau
Internetauftritt: www.freiburg.de
Politik
Ortsvorsteher: Bernhard Schätzle (CDU)
Dialekt: Alemannisch
Hauptvariante: Niederalemannisch
Regionalvariante: Oberrheinalemannisch
Lokalvariante: Breisgau

Lehen ist eine ehemals selbständige Gemeinde, die am 1. September 1971 in die Stadt Freiburg im Breisgau eingemeindet wurde. Lehen liegt im Nordwesten von Freiburg und grenzt im Norden an Landwasser, im Südosten an Betzenhausen und im Südwesten an die Dreisam. In Lehen liegt auch das Lehener Bergle. Um das Jahr 1510 wurde Joß Fritz, der Führer der Bundschuh-Bewegung, in Lehen sesshaft.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Nachweis der Ortschaft und des Weinbaus in Lehen durch Theatrum Europaeum von 1643

Die Erste urkundliche Erwähnung: Im Jahre 1139, im Schutzbrief des Papstes Innozenz II. vom 14. April 1139 für Ortlieb, Bischof von Basel, wird die „Ecclesia de Leheim[1]“ (die Kirche zu Lehen) erstmals erwähnt. Nach neueren Forschungen ist diese Urkunde eine Fälschung aus der Zeit um 1180[2]. Der Name kommt von Leheim was so viel wie Haus am Hügel bedeutet.

Auf dem Lehener Bergle (Höhe 253 m) einer 500 m breiten 1,5 km langen Erhebung, die sich 30 Meter über den Ort erhebt, sind 65 Millionen Jahre alte Gesteinsschichten des Mesozoikums nachgewiesen. In diesen Schichten sind Ammoniten zu finden, die im Ort zum Schmuck der Häuser genutzt wurden und werden.

Durch Funde von Tongefäßscherben mit Stempeldruckverzierung und Werkzeugen ist die Besiedlungen in der Hallstattzeit und in der Latènezeit nachgewiesen.

Die Besiedlung durch Römer ist ziemlich wahrscheinlich, da der Lehm der Tonwaren, die in einer römischen Siedlung bei Umkirch gefunden wurden, vom Lehener Bergle stammt.

Die Besiedlung des Gebietes lässt sich wahrscheinlich sogar ab dem 6./7. Jahrhundert belegen, durch Notizen des Waldkircher Klosters über Fischrechte in Lehen an den Silberhöfen.

Der alte Fronhof in Lehen ist sehr wahrscheinlich mit dem „Hof zu tutsch“ identisch, der in Urkunden aus den Jahren 1273 und 1274 von Albrecht, Landgraf zu Thüringen nachgewiesen ist. Der jetzige Bau dieses befestigten Fronhofs stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist heute noch bewohnt. Er beherbergt ein Weingut.

Die Weiherschlösser zu Lehen sind erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. In der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert waren sie ein Freiburger Försterhaus. Auch diese Gebäude stehen noch und sind bewohnt. Dieser „Curtis zu Leheim“ war ein befestigter Herrenhof. Die Befestigung bestand in der Anlage als Tief- bzw. Wasserburg. Das Wasser eines Dreisamarms umfloss das Herrenhaus, welches wahrscheinlich auf einer kleinen Insel als Ausläufer des Lehener Bergles stand. Der Zugang zu dieser Anlage, die mit einer geschlossenen Mauer umgeben war, erfolgte über eine Brücke an der Nordseite.

Bis zur Nachkriegszeit blieb die Einwohnerzahl nahezu konstant bei 500-600 Einwohnern, die sich in dem rein landwirtschaftlichen orientierten Dorf hauptsächlich von Reb- und Ackerbau sowie Viehzucht ernährten. Die erzeugten Produkte dienten dem Eigenbedarf und wurden auf dem Freiburger Wochenmarkt verkauft. Nach dem Krieg wandelte sich der Ort zu einem Wohnort. Die Landwirtschaft nahm immer mehr ab, so gab es im Jahre 1959 noch 250 Stück Großvieh und heute keines mehr. Auch sind nur noch 2 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe hier angesiedelt, wovon einer ein Weingut ist

Joß Fritz, Bundschuhbewegung

Hauptartikel: Bundschuh-Bewegung
Hauptartikel: Joß Fritz

Als Bundschuhbewegung bezeichnet man eine Anzahl von Verschwörungen und (versuchten) Aufständen hauptsächlich von Bauern in den Jahren 1493 bis 1517 in Südwestdeutschland. Der Name kommt vom Riemenbundschuh, wie ihn der einfache Mann damals trug. Die Verschwörer nahmen Anstoß an harten Frondiensten, hohen Steuern und Abgaben, die ihnen vom Adel und der Kirche auferlegt waren.

Die ersten Aufstände fanden 1493 im Elsass statt und wurden blutig niedergeschlagen. Im Jahre 1502 formierte sich in Untergrombach bei Bruchsal eine Verschwörung, die mehrere tausend Mitglieder gehabt haben soll. Einer der Anführer war Joß Fritz. Die Verschwörung wurde durch Verrat bekannt und dann niedergeschlagen. Joß Fritz konnte entkommen.

Um das Jahre 1512 tauchte er in Lehen auf, wo er als Bannwart angestellt wurde. Hier begann er Gleichgesinnte um sich zu scharen. Der Versammlungsplatz der Gruppe war die Hartmatte bei Lehen. Erstes Ziel war es, Freiburg als Operationsbasis zu gewinnen. Dazu wurden Leute aus der Umgebung von Bretten bis zum Kinzigtal, aus dem Elsass und dem Kaiserstuhl angeworben. Auch diese Verschwörung wurde verraten und am 6. Oktober 1513 in Lehen von den Freiburger Herren niedergeschlagen. Eine der Folgen davon war, dass kein Lehener mit Waffen nach Freiburg durfte.

Wieder entkam Joß Fritz, nach dem steckbrieflich gesucht wurde, in den Schwarzwald. Auch hier versuchte er ebenfalls einen Aufstand vorzubereiten, aber im Jahre 1517 wurden er wieder verraten. Seine Name tauchte ein letztes Mal im Jahre 1524 als einer derjenigen auf, die an der Schweizer Grenze den großen Bauernkrieg anzettelten.

Im Jahre 1525 kam es in Freiburg zu einem Aufstand, den die Bauern gewannen. Am 23. Mai 1525 besiegelte die Stadt Freiburg ihren Bund mit den Bauern durch einen Eid.

Eingemeindung

Durch das im Jahre 1967 von der Landesregierung beschlossene Gemeindereformprogramm wurde die Gemeinde Lehen dem Verwaltungsraum der Stadt Freiburg zugewiesen. Um nicht völlig in der Stadt aufzugehen nutzten Bürgermeister und Gemeinderat eine später sogar gesetzlich angebotene Form, die Ortschaftsverfassung. Nach einer Änderung der Hauptsatzung der Gemeinde wurde in einem Bürgerentscheid über diese Verfassung am 9. Mai 1971 abgestimmt. Nach der großen Zustimmung im Ort trat diese am 1. September 1971 in Kraft. Erreicht wurde dadurch, dass wichtige Teile der Verwaltung in der Gemeinde verblieben und der Ortsvorsteher im Gemeinderat ein Mitspracherecht hat.

Am 22. Juni 1971 unterzeichneten der damaligen Lehener Bürgermeister Scherer und der Oberbürgermeister der Stadt Freiburg, Keidel, im neuen Ratssaal der Stadt den Vertrag, der Lehen in die Stadt Freiburg aufnahm.

Bevölkerungsentwicklung

  • 1789 395 Einwohner
  • 1871 509 Einwohner
  • 1939 588 Einwohner
  • 1976 2023 Einwohner
  • 2004 2300 Einwohner
  • 2005 2266 Einwohner
  • 2006 2251 Einwohner
  • 2008 2313 Einwohner

Das Wappen

Wappen(Lehen).jpg

Das Lehener Wappen besteht aus einem großen L für Lehen, einer roten Sichel, die ein Rebmesser darstellen soll, und einer Rosette. Dieses Wappen wurde 1899 vom Gemeinderat Lehen, aus den Vorschlägen des Generallandesarchivs, angenommen. Das Wappen beruht auf einem älteren Wappen und Siegel, das die beiden Ortschaften Betzenhausen und Lehen schon seit dem frühen 18. Jahrhundert führten. Warum der ursprüngliche Stern 1899 in eine Rosette umgewandelt wurde, ist nicht mehr bekannt.

St. Cyriak

Hauptartikel: St. Cyriak (Lehen)
Sankt Cyriak

Die jetzige Kirche St. Cyriak in Lehen ist eine der schönen barocken Kirchen des Breisgaus und mit ihrem Zwiebelturm auch heute noch das Wahrzeichen des Ortes. Die Ursprünge des jetzigen Sakralbaus liegen im 13./14. Jahrhundert, wo am selben Platz eine kleinere gotische Kirche stand. Teile dieses alten Kirchenbaus sind in der jetzigen Kirche, die in den Jahren 1724/25 gebaut wurde, noch enthalten.

Weiherschlößchen

Weiherschlößchen vom Bundschuhplatz aus
Hauptartikel: Schloss Lehen (Freiburg)

Das Weiherschlösschen zu Lehen ist erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. In der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert waren sie ein Freiburger Försterhaus. Auch diese Gebäude stehen noch und sind bewohnt. Dieser „Curtis zu Leheim“ war ein befestigter Herrenhof. Die Befestigung bestand in der Anlage als Tief- bzw. Wasserburg. Das Wasser eines Dreisamarms umfloss das Herrenhaus, welches wahrscheinlich auf einer kleinen Insel als Ausläufer des Lehener Bergles stand. Der Zugang zu dieser Anlage, die mit einer geschlossenen Mauer umgeben war, erfolgte über eine Brücke an der Nordseite.

Gastwirtschaften

Da Lehen an der wichtigen Ost-West Verbindung über den Roßkopf und vor Freiburg liegt, gab es hier auch Gastwirtschaften. Eine davon, die ehemalige „Hirschenpost“, ist nachweislich über 600 Jahre alt und heißt heute „Gasthaus zum Hirschen“. Zwei andere, das Gasthaus „Löwen“ (seit 1728) und das „Bierhäusle“ (seit 1855), sind als ständig bewirtet nachgewiesen.

Sendeanlage des SWR

Hauptartikel: Sender Freiburg-Lehen

Im Ortsteil Lehen befindet sich der Sender Freiburg-Lehen, eine Sendeanlage des Südwestrundfunks für Rundfunk im Mittelwellenbereich (Sendefrequenz: 828 kHz, Sendeleistung: 10 kW) und UKW-Rundfunk. Als Antennenträger wird ein 92 Meter hoher, gegen Erde isolierter Stahlfachwerkmast mit viereckigem Querschnitt verwendet. Der Senderstandort Freiburg-Lehen nahm am 20. Dezember 1933 seinen Betrieb auf. Er ersetzte den Sender in der Gewerbeschule in Wiehre (Kirchstraße 4), der 1926 die erste Rundfunksendeanlage in Baden war.

Bildergalerie

Panoramabild von Lehen beginnend mit dem Blick zum Lehener Bergle, von dort aus nach Osten bis zum Ortsrand Richtung Rieselfeld. Im Hintergrund ist Freiburg und der Schwarzwald zu erkennen
Panoramabild von Lehen beginnend mit dem Blick zum Lehener Bergle, von dort aus nach Osten bis zum Ortsrand Richtung Rieselfeld. Im Hintergrund ist Freiburg und der Schwarzwald zu erkennen

Weblinks

Quellen und Einzelnachweise

  • Lehener Geschichte und Geschichten, Herausgeber Stadt Freiburg Ortsverwaltung Lehen, 1989
  • Stadtarchiv Freiburg
  • Pfarrarchiv Lehen
  1. THOMAS ZOTZ, Siedlung und Herrschaft im Raum Freiburg am Ausgang des 11. Jahrhunderts. In: Hans Schadek/Thomas Zotz, Freiburg 1091-1120. Neue Forschungen zu den Anfängen der Stadt. Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland 7 (Sigmaringen 1995) 49-78.
  2. KARL SCHMID, Die Zähringer Kirche unter den breisgauischen Besitzungen Basels in der um 1180 auf 1139 gefälschten Papsturkunde. In: Karl Schmid (Hrsg.), Die Zähringer III. Schweizer Vorträge und neue Forschungen (Sigmaringen 1990) 281-304.

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