Geschübe

Geschübe
Geschübe
HJRK S XVII - Jousting armour by Konrad Poler c. 1495.jpg
Angaben
Waffenart: Schutzwaffe
Bezeichnungen: Geschübe, Geschoben
Verwendung: Bauart an Rüstungsteilen
Ursprungsregion/
Urheber:
Europa, Plattner
Verbreitung: Europa, Orient,
Listen zum Thema

Das Geschübe oder auch „geschoben“ ist eine Konstruktionsweise, die an verschiedenen Bauteilen und Baugruppen von Rüstungen benutzt wurde. Die Geschübe werden in zwei Versionen unterteilt:

  • aufwärts geschoben

Die Platten überlagern sich mit den scharf geschliffenen Kanten (Fürfeilen) nach oben hin.

  • abwärts geschoben

Die Platten überlagern sich mit den Kanten nach unten.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Geschobenes Beinzeug

Die Bauart eine Rüstungsteil „geschoben“ zu gestalten entstand etwa im 15. Jahrhundert. Erste Versionen wurden schon früher entwickelt, die aber nicht unter die hier beschriebenen Geschübe fallen. Diese werden als „lederne Geschübe“ bezeichnet und dienten als Polster zwischen zwei überlappenden Rüstungsschienen. Die ab dem 15. Jahrhundert gebräuchlichen Geschübe bezeichnet man als „eiserne Geschübe“. Der Zweck der Entwicklung war, die unbeweglichen Teile einer Plattenrüstung so zu gestalten, das eine bessere Beweglichkeit für den Träger der Rüstung ermöglicht wurde. Hierbei sollten die Mängel der vorher bestehenden ledernen Geschübe vermieden werden. Der Nachteil dieser früheren Panzerungen war, das sich die Platten zwar überlappten, aber sich die Platten bei Bewegungen trennten und eine Öffnung darboten, die zum Einstich benutzt werden konnte[1]. Die folgenden Teile wurden geschoben konstruiert: Halsstück der Helme, Nackenschutz, Kinnriemenbefestigung, Ringkragen, Achseln , Armzeug, Beinzeug, Panzerhandschuhe, Hoguine, Tassetten und Eisenschuhe.

Entstehung

Geschobene Achseln und geschobener Bart

Die ersten Geschübe an Helmen entstanden etwa 1520 an Versionen der Eisenhüte die von Landsknechtsheeren getragen wurden. Bei diesen bestanden die Befestigungen, an denen die Kinnriemen angebracht wurden aus kleinen geschobenen Platten. Im 16. Jahrhundert entstand der Ringkragen (Harnischkragen) dessen unterer Rand geschoben wurde um das Tragen bequemer zu gestalten. Diese Gestaltung erhielt sich an den Ringkragen bis zu dem Zeitpunkt an dem Rüstungen aufgegeben wurden. An den Burgunderhauben (auch Zischägge) wurde im 16. Jahrhundert der Nackenschutz geschoben. Um 1560 als die Sturmhauben im Gebrauch war , wurden auch die für diese Helmart nützlichen, weil das Gesicht schützenden Bärte bei den meisten Versionen ebenfalls geschoben konstruiert[2].

Geschobene „halbe Rüstung“

Das wichtigste Gebiet an denen die Geschübe benutzt wurden waren die Rüstungen und deren Teilstücke. An den Achseln sind die Geschübe bereits ab dem 15. Jahrhundert nachweisbar. An den Panzerhandschuhen gab es sie etwa um das 15. Jahrhundert, als bei den Hentzen die Daumenbereiche geschoben wurden um dem Daumen die nötige Freiheit zum festen Greifen der Waffen zu ermöglichen. Im 16. Jahrhundert waren bereits die gesamten Panzerhandschuhe im Finger-, Daumen- und Handrückenbereich geschoben konstruiert. Den Höhepunkt in der Fertigung der Panzerhandschuhe erreichte man um 1570 als auch die Handinnenfläche geschoben gepanzert war[3].

An den Harnischen wurden ebenfalls ab dem 15. Jahrhundert Geschübe benutzt. Als Vorbild dienten Krebstiere (lat. Crustacea) worauf auch die Bezeichnung „Krebse“ für die ersten geschobenen Brustpanzer stammt. In Italien wurde um 1380 der untere Teil des Lentners durch eine Platte ersetzt,um 1430 bestand er schon aus zwei Platten und bildete, da er aus zwei Teilen überlappend (geschiftet) gefertigt wurde den ersten geschobenen Brustpanzer. Im 16.Jahrhundert wurden die Oberschenkelpanzer (Tassetten, Beintaschen) beweglich mit dem Brustpanzer verbunden. Diese Tassetten wurde ebenfalls geschoben um die Beinpanzerung (Beinzeug) beweglicher zu gestalten. Bei den um das 15. Jahrhundert entstehenden ganzen Beinzeugen wurde der geschlossene Oberschenkelpanzer (Dichlinge) bis etwas oberhalb der Knie und um das Kniegelenk herum geschoben. Durch diese Geschübe war die Beinpanzerung sehr beweglich und der Träger konnte fast ohne Einschränkungen gehen und reiten. Diese Bauart hielt sich bis zu den späteren Halb- und Dreiviertelharnischen, bei denen die Oberschenkel- und Unterschenkelpanzer wieder separat gefertigt und angezogen wurden. Die Panzerschuhe wurden in ihrer unterschiedlichen Erscheinungsformen ebenfalls geschoben. Bei den Halb- und Dreiviertelharnischen verlaufen die Beintaschen bis zu den Knien und sind im ganzen geschoben[4].

Einzelnachweise

  1. Wendelin Boeheim, Handbuch der Waffenkunde, Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1890, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8, Seite 62,
  2. Wendelin Boeheim, Handbuch der Waffenkunde, Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1890, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8, Seite 38-60
  3. Wendelin Boeheim, Handbuch der Waffenkunde, Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1890, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8, Seite 80-86
  4. Wendelin Boeheim, Handbuch der Waffenkunde, Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1890, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8, Seite 111-121,145-162

Literatur

  • Claude Blair, The complete encyclopedia of arms & weapons: the most comprehensive reference work ever published on arms and armor, Verlag Bonanza Books, 1986, ISBN 978-0-517-48776-1
  • Auguste Demmin, Die Kriegswaffen in ihrer historischen Entwickelung von der Steinzeit bis zur Erfindung des Zündnadelgewehrs: ein Handbuch der Waffenkunde, Verlag Seemann, 1869

Weblinks

 Commons: Rüstungen – Sammlung von Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Geschübe, das — Das Geschübe, S. Geschiebe …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Beinzeug — Das Beinzeug, auch Beinharnisch ist ein Bestandteil der Plattenrüstung. Es schützt die Beine von der Hüfte bis zu den Zehen. Das Beinzeug besteht aus mehreren Teilen: Dichlinge Kniebuckel Beinröhren Eisenschuhe. Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung… …   Deutsch Wikipedia

  • Achsel (Rüstung) — Achsel (Rüstung) …   Deutsch Wikipedia

  • Ellbogenkachel — Angaben Waffenart …   Deutsch Wikipedia

  • Brustpanzer — Als Plattenpanzer wird eine aus körpergerecht geformten Metallplatten bestehende Rüstung bezeichnet. Er stellt eine Form von Schutzkleidung dar, die im Kampfeinsatz z. B. vor Stichwaffen schützen soll. Plattenpanzer, die einen Großteil des… …   Deutsch Wikipedia

  • Eisenschuh — in Form eines Schnabelschuhs Evolu …   Deutsch Wikipedia

  • Plattenpanzer — Gotischer Plattenpanzer mit Schwebescheiben aus dem Spätmittelalter Als Plattenpanzer wird eine aus körpergerecht geformten Metallplatten bestehende Rüstung bezeichnet. Er stellt eine Form von Schutzkleidung dar, die im Kampfeinsatz z. B.… …   Deutsch Wikipedia

  • Plattenpanzerung — Als Plattenpanzer wird eine aus körpergerecht geformten Metallplatten bestehende Rüstung bezeichnet. Er stellt eine Form von Schutzkleidung dar, die im Kampfeinsatz z. B. vor Stichwaffen schützen soll. Plattenpanzer, die einen Großteil des… …   Deutsch Wikipedia

  • Plattenruestung — Als Plattenpanzer wird eine aus körpergerecht geformten Metallplatten bestehende Rüstung bezeichnet. Er stellt eine Form von Schutzkleidung dar, die im Kampfeinsatz z. B. vor Stichwaffen schützen soll. Plattenpanzer, die einen Großteil des… …   Deutsch Wikipedia

  • Plattenrüstung — Als Plattenpanzer wird eine aus körpergerecht geformten Metallplatten bestehende Rüstung bezeichnet. Er stellt eine Form von Schutzkleidung dar, die im Kampfeinsatz z. B. vor Stichwaffen schützen soll. Plattenpanzer, die einen Großteil des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”