- Heilquellen in St. Moritz
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Die Heilquellen in St. Moritz sind sprudelnde, kohlensäure- und eisenhaltige Mineralquellen, die den Ruf von St. Moritz begründeten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In St. Moritz fand man 1907 die älteste in Europa noch erhaltene Heilquellenfassung aus Holz aus dem Jahre 1466 v. Chr.
Auf dem Quellengrund gefundene Weihegaben, Schwerter und Nadeln aus der Bronzezeit zeigen, dass schon die Kelten bei der Quelle Heilung suchten. Aus dem späten Mittelalter sind die ersten urkundlichen Überlieferungen erhalten. Es fanden Pilgerwallfahrten zur Quellenkirche des heiligen Mauritius statt, um dort das als besonders gesegnet und heilbringend erachtete, sprudelnde Wasser aus der Mauritiusquelle zu trinken. 1519 versprach Papst Leo X. jedem die völlige Absolution, der zur Quellenkirche des heiligen Mauritius pilgerte.
Paracelsus
Im 16. Jahrhundert erschienen die ersten wissenschaftlichen Abhandlungen über die St. Moritzer Heilquellen. Der Naturheilarzt Paracelsus weilte 1535 in St. Moritz. Tief beeindruckt von der Heilkraft der Quellen pries er sie in seinem Werk von den tartarischen Krankheiten mit folgenden Worten:
„Ein acetosum fontale (Sauerbrunnen), das ich für alle, so in Europa erfahren habe, preise, ist im Engadin zuo Sanct Mauritz; derselbige Brun laufft im Augusto am säuristen. Der desselbigen Trancks trinket wie einer Artzney gebührt, der kan von Gesundheit sagen; und weist von keinem Stein (noch Sand nicht), er weist kein Podagra; kein Artherica; denn also wird der Magen dadurch bestärcket, coroboriert, dass er den Tartarum verdäuet, als ein Straus ein Eysen; als ein Amsel ein Spinnen; und nicht allein den Tartarum, sondern auch andere Ding, so Krankckheiten im Manschen machen deren primae materia in der Speis und Tranck ligt…“
– Paracelsus
Entwicklung
Viele bekannte Ärzte kamen in der Folge nach St. Moritz, erkannten die Heilwirkung der Quellen und stellten Kurverordnungen auf. Die Quellen waren weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt und zogen viele Kurgäste an. 1566 wurde die Quelle durch Überschwemmungen verschüttet und blieb darauf lange Zeit vernachlässigt. Ende des 16. Jahrhunderts liess ein polnischer Edelmann aus Dankbarkeit für eine gelungene Kur eine einfache Hütte bei der Quelle errichten. Um 1667 bot Herzog Victor Amadeus von Savoyen an, bei der Quelle ein Gasthaus errichten zu lassen, was von der Gemeinde abgelehnt wurde, wohl aus Angst vor einer Konkurrenz für die Wirte im Dorf. So blieben die Verhältnisse um die Quelle kläglich und die St. Moritzer nützten die Gaben der Natur kaum für ihre Gäste.
Im Jahre 1815 nutzten jüngere Bürger von St. Moritz die Abwesenheit der konservativen, älteren Einwohner, die auf dem Viehmarkt in Tirano waren, um durch einen Gemeindebeschluss die Korrektion des Inns und die Entsumpfung des Quellenareals zu bewirken und eine neue Strasse vom Dorf ins Bad zu bauen. 1831 wurde auf Initiative einiger vermögender und kaufmännisch denkenden Männer eine Aktiengesellschaft gegründet und ein kleines Kurhaus gebaut. Dies brachte die positive Wende und die erste Blütezeit für St. Moritz.
Bald folgten weitere Bauten bis zur Errichtung eines Neubaus, dem später noch wiederholt umgebauten Kurhotel mit 129 Gästezimmern und einem Speisesaal mit 300 Plätzen. Die goldenen Jahre für St. Moritz dauerten von 1864 bis 1914 und fanden mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges ein jähes Ende.
Weltkriege
Nach dem Ersten Weltkrieg erholte sich der Tourismus nur langsam. Die adeligen Gäste kamen nur noch kurz, an ihrer Stelle kamen Stars und Neureiche. Sie suchten statt Heilwasser Feste, Belustigung oder sportliche Betätigungen wie Skifahren, Curlen oder Eislaufen. Der Saisonschwerpunkt verlagerte sich vom Sommer auf den Winter und der Badegedanke trat in den Hintergrund. Fast nur die alten Kurgäste erinnerten sich an die Heilkraft der Quellen und nutzten dazu das neu zur Behandlung rheumatischer Krankheiten verwendete kräftige Alpenmoor von St. Moritz.
Ein touristischer und sportlicher Höhepunkt waren die ersten Olympischen Winterspiele 1928 in St. Moritz. Der Aufschwung nahm aber nach wenigen Jahren ein rasches Ende durch die Wirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg.
Gegenwart
1976 wurde das jetzige Heilbadzentrum neu erbaut, um die traditionellen Badekuren zu retten. Dies war unter anderem dem Einsatz des damaligen Kurdirektors Peter Kasper zu verdanken.
Charakteristik des Quellwassers
Calcium-Natrium-Hydrogencarbonat-Säuerling, eisenhaltig
Wasseranalyse der Mauritiusquelle
Gemäss der Analyse vom 14. Dezember 1998 sind in der Mauritiusquelle in 1 Kilogramm des Wassers enthalten:
Kationen mg/l mval/l mval% Ammonium NH4+ <0.03 0.00 0,00 Lithium Li+ 0,19 0,03 0,10 Natrium Na+ 147,0 6,39 24,59 Kalium K+ 3,5 0,09 0.35 Magnesium Mg2+ 36.4 3.00 11.52 Calcium Ca2+ 317,0 15.82 60.83 Strontium Sr2+ 2,5 0,06 0,22 Barium Ba2+ 0,01 0,00 0,00 Aluminium Al3+ 20µg/l 0,00 0,00 Cadmium Cd2+ <0,2 µg/l 0,00 0,00 Eisen Fe2+ 15,8 0,57 2.18 Kupfer Cu2+ 0,01 0.00 0.00 Mangan Mn2+ 1,6 0,06 0,22 Anionen mg/l mval/l mval% Fluorid F- 0.60 0,03 0,13 Chlorid Cl- 20,0 0,58 2,26 Bromid Br- 0,13 0,00 0.01 Iodid I- <0,01 0,00 0,00 Nitrat NO3- <0,1 0,00 0,00 Nitrit NO2- 0,01 0,00 0,00 Hydrogencarbonat HCO3- 1235 20,24 80,95 Sulfat SO42- 200,0 4,16 16,65 Hydrogenphosphat HPO42- <0, 03 0,00 0,00 Hydrogenarsenat HAsO42- <1µg/l 0,00 0,00 Undissoziierte Stoffe
Metakieselsäure H2SiO3 44,5 mg/l
Gasförmige Stoffe als gelöstes Gas
Freies Kohlendioxid CO2 2500 mg/l
Schwefelwasserstoff H2S <0,1 mg/lAnalyse des Bademoores
Physikalische und physikalisch-chemische Untersuchungen
pH-Wert im naturfeuchten Torf 5.87 Wasserkapazität bezogen auf 1 g Trockenmasse 10.80 g Wassergehalt bei Normalkonsistenz = 100% Wassersättigung 91.53% Sedimentvolumen des naturfeuchten Moores bezogen auf 1 g Trockenmasse 22.02 ml Quellungsgrad 3.74 Dichte c 20°C bezogen auf Trockenmasse 1.64 Dichte c 20°C bezogen auf Normalkonsistenz 1.04 Wärmehaltung bezogen auf 5°C Durchschnittstemperatur 752 sec/cm2 Chemische Untersuchungen
Zusammensetzung der organischen Stoffe % bezogen auf Trockenmasse % bezogen auf Badebrei Extraktbitumen 5.11 0.43 Pektine 2.01 0.17 Hemicellulosen 18.86 1.60 Cellulose 5.70 0.48 Huminsäuren 27.01 2.29 Lignin, Humine 24.84 2.10 Humussäuren (in Acetylbromid unlöslich) 22.35 1.89 Organische Stoffe, gesamt(in Acetylbromid unlöslich) 48.83 4.14 Stickstoffverbindungen(berechnet als Stickstoff) 1.99 0.17 Summe 83.53 7.07 Zusammensetzung der Mineralstoffe % bezogen auf Trockenmasse % bezogen auf Badebrei % bezogen auf Mineralstoffgehalt Nariumoxid 0.27 0.02 1.66 Kaluimoxid 0.29 0.03 1.77 Magnesiumoxid 0.49 0.04 2.98 Calciumoxid 3.83 0.33 23.26 Aluminiumoxid 1.90 0.16 11.53 Eisen (III) -oxid 0.75 0.06 4.51 Chlorid 0.13 0.01 0.76 Schwefel (VI) -oxid 2.11 0.18 12.79 Silicium (IV) -oxid 6.70 0.57 40.68 Summe 16.47 1.40 99.94 Weblinks
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