Castortempel

Castortempel
Die Tempelruine auf dem Forum Romanum.

Die Aedes Castoris ist ein Tempel auf dem Forum Romanum in Rom, der den Dioskuren Castor und Pollux, Söhnen des Gottes Zeus, geweiht war.

Er ist einer der ältesten Tempel auf dem Forum und soll nach der Schlacht am Regillus-See 499 v. Chr. gelobt und 484 v. Chr. eingeweiht worden sein. Der Überlieferung zufolge hätten die Dioskuren in der damaligen Schlacht den Römern zum Sieg verholfen. Aus Dank hätten die Römer den Tempel errichtet. Im Jahr 117 v. Chr. wurde der Tempel von Lucius Caecilius Metellus Delmaticus erneuert. Der Tempel diente in der späten Republik mehrmals als Ort für Sitzungen des Senats.

In der heute erhaltenen Form wurde er unter Kaiser Augustus neu errichtet und im Rahmen der Umgestaltung des Forums im Jahr 6 n. Chr. von Tiberius und seinem Bruder Drusus geweiht. Anlass und Zeitpunkt der Gelobung dieses Neubaus sind unbekannt.

Inhaltsverzeichnis

Der Tempel im 5. Jahrhundert v. Chr.

Die bei den Ausgrabungen freigelegten Strukturen in opus quadratum aus Cappellaccio-Tuff sind mit dem ersten Bau zu verbinden. Demnach handelte es sich um einen Tempel italischen Typs mit drei Cellen hinter einem tiefen Pronaos. Die Orientierung entsprach bereits der auch heute noch zu beobachtenden, doch war der Tempel ein wenig kleiner als der augusteische Bau ohne vorgelagerte Tribüne.

Umbau des 2. Jahrhunderts v. Chr.

Reste von Opus caementitium, dem antiken Beton, zeugen von einer Umgestaltung im Verlauf des 2. Jahrhunderts v. Chr., als man die Tribüne dem Tempel vorlagerte. In diesem Zusammenhang wurde auch der Pronaos ein wenig verkürzt. Das Podium selbst wurde zum Teil abgetragen und mit Platten aus Peperin verkleidet, um als Tribüne nutzen zu können. Der Grundriss wurde wahrscheinlich zu einem Peripteros sine postico reduziert, das heißt, die Säulenstellung lief nur an drei Seiten um, die Rückseite wies hingegen keine Säulen auf. Der Cellaboden dieser Bauphase war aus einem weißen Mosaik gestaltet.

Der Tempel des Metellus

Das Podium wurden nun aus drei Caementicium-Komplexen gebildet, die später vom tiberischen Bau überdeckt wurden. Der Bau war wahrscheinlich ein oktastyler Peripteros mit acht Frontsäulen, wie sein Vorgänger sine postico gebildet. Säulen und Gebälk bestanden aus römischem Travertin, der mit Stuck überzogen wurde, während die Cellawände aus Quadern von Anienne-Tuff gebildet wurden. Der Innenraum der Cella war mit drei Säulen an den Langseiten dekoriert, von denen sich die Fundamente erhalten haben. Der Fußboden war mit einem Mosaik belegt, dessen Ränder von einem mehrfarbigen Mäander gefasst wurden. Im Verlauf des 1. Jahrhunderts v. Chr. wurde das Mosaik durch einen Boden in opus sectile ersetzt, der perspektivisch wiedergegebene Würfel darstellte,

Der Tempel des Tiberius

Säulenbasen des Castortempels.

Der Tempel erhob sich auf einem fast 6 Meter hohen und inklusive einer vorgelagerten Plattform etwa 30 x 50 Meter großen Podium.

Der Tempel war über seitliche Treppen, die zunächst auf die vorgelagerte Plattform führten, erreichbar. Von dort erreichte man über eine breite Freitreppe den Pronaos des Tempels.

Der aus Carrara-Marmor errichtete Tempel war ein pyknostyler Peripteros von 8 x 11 Säulen. Die Säulen standen auf Kompositbasen, deren verdoppelte Scotia durch einen mit zwei Rundstäben verzierten Reif getrennt war. Der untere Säulendurchmesser betrug 1,47.5 Meter. Die reich dekorierten korinthischen Kapitelle folgem dem Normaltypus, weisen aber in der Verschlingung der Helices eine seltene Variante auf. Der Abakus der Kapitelle schloss mit einem Eierstab ab.

Kapitelle und Gebälkinnenseite des Castortempels.

Darüber folgte der Architrav mit drei Faszien, dessen Soffitten aufwendig mit kandelaberförmigen Achsenkreuzen um Rosetten und Ranken in den Zwickeln verziert war. Ein Anthemion aus hängenden geflammten Palmetten und komplizierten Kompositionen von Lotoskelchen zierte die mittlere der drei Architravfaszien. Die Faszien selbst waren durch Perlstab und Scherenkymation getrennt. Ein reich vegetabilisiertes Bügelkymation schloss den Architrav ab. Der Fries war dem gegenüber einfach glatt gelassen und trug a der Vorderseite eine dreizeilige Inschrift.

Reiche, korrespondierende Profilabfolgen vermittelten zum Konsolengeison mit seinen von Akanthusblättern unterfangenen Volutenkonsolen. Die zwischengeschalteten Kassettenfelder waren hingegen schlich mit Rosetten geschmückt. Ein Pfeifenfries mit abschließendem Eierstab krönte die Corona. All diese Ornamente standen in strengem axialen Bezug zueinander, der auch von den funktionslosen Wasserspeiern ein letztes Mal aufgenommen wurde. Von den Säulenachsen ausgehend durchzogen diese Korrespondenzen den gesamten Bau.

Vermutlich setzte sich der Reichtum des Außenbaus in der Innenarchitektur fort, obgleich keine Bauglieder nachweislich mit der Innendekoration in Verbindung zu bringen sind. Da bereits der Bau des Metellus ist auch für den Bau des Tiberius eine solche vorauszusetzen. Zudem zeigt die Forma Urbis, dass der Castortempel eine Innenordnung besaß.

Literatur

  • Otto Richter: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. 13, 1898, S. 87 ff. Tafel 6-9.
  • Wolf-Dieter Heilmeyer: Korinthische Normalkapitelle. 16. Ergänzungsheft Römische Mitteilungen. 1970, S. 123 ff.
  • Henner von Hesberg: Konsolengeisa des Hellenismus und der frühen Kaiserzeit. 24. Ergänzungsheft Römische Mitteilungen. 1980, S. 208-209.
  • S. Sande - J. Zahle in: Kaiser Augustus und die verlorene Republik. Ausstellungskatalog Berlin 1988. Berlin 1988, S. 213 ff.
  • S. Sande: Archeologia Laziale. Bd. 10, 1990, S. 38 ff.
  • Ralf Schenk: Der korinthische Tempel bis zum Ende des Prinzipats des Augustus. Internationale Archäologie Bd. 45. 1997, S. 163-165, ISBN 978-3-89646-317-3

Weblinks

41.89186111111112.4856027777787Koordinaten: 41° 53′ 31″ N, 12° 29′ 8″ O


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