- Catapresan
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Strukturformel Allgemeines Freiname Clonidin Andere Namen Summenformel C9H9Cl2N3 CAS-Nummer 4205-90-7 PubChem 2803 ATC-Code DrugBank DB00575 Kurzbeschreibung weißes bis fast weißes, kristallines Pulver (HCl) Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Wirkmechanismus - Agonist an prä- und postsynaptischen α2-Rezeptoren
- Agonist an Imidazolin-Rezeptoren[1]
Fertigpräparate - Catapresan® (A, D, CH)[2]
- Haemiton® (D)
- Isoglaucon® (A, D)
- Paracefan® (D)
Verschreibungspflichtig: Ja Eigenschaften Molare Masse 230,09 g·mol−1 Schmelzpunkt Dampfdruck 2,28·10−05 mmHg (25 °C) [4]
pKs-Wert 8,05 (25 °C) [4]
Löslichkeit löslich in Wasser und absolutem Ethanol (HCl)
Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung [5]
T+
Sehr giftigR- und S-Sätze R: 25-26 S: 22-26-28-36/37/39-45 Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln LD50 WGK 3 (stark wassergefährdend) [5] Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Clonidin ist ein Arzneistoff aus der chemischen Gruppe der Imidazoline, welcher zur Behandlung der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck), bei der Ausleitung von Langzeitnarkosen und bei der Dämpfung von Entzugserscheinungen zur Anwendung kommt. Es kann außerdem bei der Behandlung der PTBS genutzt werden.[6] In ersten Studien wurde eine Reduktion von Symptomen bei Betroffenen des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADS/ADHS) bestätigt.[7] Er kann oral als Tablette und intravenös verabreicht werden. Es wirkt bereits in sehr geringer Dosierung: eine Tablette enthält nur 75, 150 oder 300 µg der Substanz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtliches
Das heutige Hauptanwendungsgebiet von Clonidin (Behandlung der arteriellen Hypertonie) wurde in den sechziger Jahren eher zufällig erschlossen: Bei Tests verschiedener Substanzen zum Abschwellen der Nasenschleimhaut fiel beim Clonidin die starke Verringerung der Herzfrequenz (Bradykardie) und die Senkung des Blutdruckes (Hypotonie) auf. Später wurden im Tierexperiment auch schmerzlindernde und beruhigende Wirkkomponenten nachgewiesen.
Pharmakologie
Wirkungen
Insgesamt resultieren folgende Wirkungen
- Senkung des Blutdruckes
- Verminderung der Herzfrequenz
- Senkung des Sympathikotonus im Entzug
- Sedierung (gering ausgeprägt)
- Schmerzlinderung (150 µg Clonidin haben die schmerzlindernde Wirkung von 5 mg Morphin)
Wirkungsmechanismus
Clonidin gehört trotz seines adrenergen Wirkungsmechanismus zur Gruppe der Sympatholytika (man liest auch "Antisympathotonika", eigentlich der treffendere Begriff). Die Signaltransduktion erfolgt im Wesentlichen GPCR-vermittelt (vorwiegend inhibitorisches G-Protein) über präsynaptische α2-Rezeptoren. Jene α2-Rezeptoren sitzen an verschiedensten Stellen im Zentralnervensystem (Hypothalamus, Thalamus, Medulla oblongata, Formatio reticularis, Locus coeruleus, Nucleus tractus solitarii u. a.), ihre Stimulation bewirkt über eine verminderte Ausschüttung von Noradrenalin aus den Nervenendigungen (physiologischerweise ein Negativer Rückkopplungsmechanismus) eine Verminderung des Sympathikotonus und damit eine sympatholytische Wirkung. Weitere Mechanismen sind die Stimulation von Imidazolin-Rezeptoren (u. a. venterolaterale Medulla oblongata) und die Stimulation von postsynaptischen α2-Adrenozeptoren des Nucleus Tractus Solitarii, einer Hauptumschaltstelle der Blutdruckregulation. Alle genannten Mechanismen ziehen sympatholytische Effekte nach sich. Clonidin interagiert jedoch nicht nur mit den oben genannten α2-Adrenozeptoren, sondern, wegen nicht hundertprozentiger Spezifität (relative Spezifität / Selektivität), auch mit den α1-Adrenozeptoren. Aus diesem Grunde kann bei schneller intravenöser Gabe auch ein initialer Blutdruckanstieg eintreten; paradoxer sympathomimetischer Effekt genannt.
Anwendungsgebiete
- Behandlung der Hypertonie
- Behandlung von Drogenentzugssyndromen (Alkohol, Opioide u. a.)
- Bei Alkohol keine Monotherapie
- Nutzung im Rahmen des Clonidin-Hemmtests
- Anwendung im Rahmen der Narkose bei schwer herz- und gefäßkranken Patienten (postoperatives Kältezittern)
- Beimischung zum Lokalanästhetikum bei regionalen Anästhesieverfahren
- In der Schmerztherapie zur Verringerung der Opioiddosierung
- Behandlung von Intrusion und Übererregbarkeit bei PTBS-Patienten
- Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
Nebenwirkungen
- Anticholinerge Symptome, wie
- Mundtrockenheit
- Verstopfung
- verminderte Speichel- und Magensaftproduktion
- Müdigkeit
- Depressive Verstimmung
- Benommenheit
- orthostatische Hypotonie (= beim Übergang vom Liegen/Sitzen zum Stehen)
Wechselwirkungen
Eine Wirkungsverstärkung geschieht durch Diuretika, Vasodilatantien, Neuroleptika, Alkohol und Hypnotika, eine Wirkungsabschwächung wird durch Trizyklische Antidepressiva und teilweise auch Neuroleptika bewirkt.
Kontraindikation
Relative Kontraindikationen sind ein AV-Block 2. Grades und eine schwere arterielle Verschlusskrankheit, während ein AV-Block 3. Grades (wenn kein Schrittmacher zur Verfügung steht), ein Raynaud-Syndrom oder Depressionen absolute Kontraindikationen darstellen.
Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit
Tierstudien haben unerwünschte Effekte auf den Fötus gezeigt. Es ist unklar, ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen. Es liegen keine kontrollierten Studien vor. Clonidin sollte deshalb während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn es ist klar erforderlich. In diesem Fall müssen Mutter und Kind sorgfältig überwacht werden. Clonidin geht in die Muttermilch über sollte deshalb während der Stillzeit nicht angewandt werden.[8]
Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Es kann zu Beeinträchtigungen der Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen kommen. Dies sollte besonders in der Anfangsphase der Behandlung mit Clonidin berücksichtigt werden.[8]
Pharmakokinetik
- Bioverfügbarkeit: 75 %
- Verteilungsvolumen: 2 l·kg−1
- Plasmaproteinbindung: 20 %
- Plasmahalbwertszeit: 9–12 Stunden
- Elimination: über die Niere zu 65 % unverändert ausgeschieden, Rest wird in der Leber verstoffwechselt
Einzelnachweise
- ↑ Mutschler, Geisslinger, Kroemer, Ruth, Schäfer-Korting: Mutschler Arzneimittelwirkungen. 9. Auflage, 2008, ISBN 978-3-8047-1952-1
- ↑ ABDA-Datenbank (Stand: 29.07.2008)
- ↑ Austria-Codex (Stand: 29.07.2008)
- ↑ a b c d Clonidin bei ChemIDplus
- ↑ a b Eintrag zu Clonidinhydrochlorid in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 04.04.2008 (JavaScript erforderlich)
- ↑ Psychiatriegespräch.de: "Traumatisierung, Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), Anpassungsstörung, akute Belastungsreaktion" [1]
- ↑ Artikel über erste Studien zur Wirksamkeit bei ADHS (Sciele Pharma/Addrenex Pharmaceuticals) [2]
- ↑ a b Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Catapresan®; Stand der Informationen: Dezember 2003
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