Cathédrale Saint-Pierre (Beauvais)

Cathédrale Saint-Pierre (Beauvais)
Das Innere des Chors

Die Kathedrale von Saint Pierre in Beauvais (frz.: Cathédrale Saint-Pierre de Beauvais) ist einer der bedeutendsten Kirchenbauten Frankreichs und besitzt mit einer Höhe von 48,50 Metern (im südlichen Querhaus) das höchste Kirchengewölbe der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Planung der Kathedrale
Tatsächlicher Baubestand

Im 13. Jahrhundert wurde insbesondere in Frankreich der Architekturstil der Gotik zur höchsten Vollendung geführt. In rascher Folge entstanden immer grazilere sowie mehr und mehr aufwärts strebende Bauten wie die Kathedralen von Amiens, von Chartres und von Reims. Die Kirche von Amiens erreichte eine nie dagewesene Mittelschiffhöhe von 42,30 Metern.

Vorgeschichte

Auch der Bischof von Beauvais, Milon de Nanteuil, plante seit 1225 einen Kathedralenbau. In den nächsten 20 Jahren wurden immer ausgefeiltere, architektonisches Neuland beschreitende Pläne erarbeitet. Beauvais sollte die höchste und größte Kirche der Christenheit werden, allerdings verhinderten die politischen Gegebenheiten zu dieser Zeit einen konsequenten Baubeginn. 1247 wurde der Bau erst richtig aufgenommen, nachdem die Finanzierung durch ein Legat des Papstes zumindest für den ersten Bauabschnitt einigermaßen gesichert war.

Bauphasen

Zunächst wurde der Chor mit einer in sieben Apsidenkapellen unterteilten Apsis errichtet und mit einem hoch aufragenden Gewölbeverbund abgeschlossen. Einzigartig war hierbei nicht nur die Höhe des Bauwerkes, sondern auch die fast vollkommene Auflösung der Wandflächen bei gleichzeitiger Erhöhung des Pfeilerabstandes. 1275 wurde der Bauabschnitt abgeschlossen, doch bereits 1284 kam es zur Katastrophe, als sich der Konstruktionsentwurf als zu wagemutig erwies und die Gewölbe einstürzten.

Einsturz und Wiederbeginn

Der Wiederaufbau sollte Jahrzehnte, länger als der ursprüngliche erste Bau des Chores, dauern. Zudem entschieden sich die Baumeister, nicht dem ursprünglichen Konzept zu folgen, sondern die Statik zu verbessern und auf Kosten der Bautransparenz zusätzliche Pfeiler einzuziehen, so dass die einzelnen Gewölbeteile kleiner wurden. Immerhin erreichte der Chor eine endgültige Höhe von 48,50 Metern und ist darin bis heute nie übertroffen worden. 12 Pfeiler, 6 auf jeder Seite, halten das Hauptgewölbe, das sich zusätzlich gegen die beiden vorderen Vierungspfeiler abstützt. Zu den sieben Apsidenkapellen sind, an deren Zwischenräumen orientiert, sechs weitere Säulen platziert, so dass das Hauptgewölbe im Halbkreis von den Apsiden abgetrennt ist, gleichzeitig aber einen Durchblick auf die dahinter liegenden Bereiche ermöglicht. Im vorderen Teil des Chores befinden sich zu beiden Seiten weitere vier Pfeiler, die diesen Bereich in ein streckenweise fünfschiffiges Bauwerk verwandeln.

Erneuter Zusammenbruch

Inzwischen war der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich ausgebrochen, so dass die Bauarbeiten ab 1347 vollständig zum Erliegen kamen. Erst am 20. April 1500 wurden die Arbeiten fortgesetzt und das reich ausgeschmückte Querschiff (bis 1548) errichtet. Die Vierung trug einen Turm, der ebenfalls in eine neue Dimension vorstoßen sollte. 1569 wurde dieser Teil der Kathedrale vollendet und war mit einer Turmhöhe von 150 Metern das höchste christliche Bauwerk dieser Zeit. Doch auch hier war die Statik kritisch, und schon während der Errichtung wurde über zusätzliche Stützen für den Turm debattiert. Bis zum Abschluss der Finanzierung verstrichen weitere 4 Jahre, bis endlich am 17. April 1573 die Sicherungsarbeiten beginnen konnten, doch schon wenige Tage später, am 30. April 1573, kam es zur zweiten Katastrophe von Beauvais. Die Mauern des Vierungsturmes konnten dem Druck nicht mehr standhalten, und das Bauwerk stürzte in sich zusammen, wobei zusätzlich große Schäden am Chor und am Querschiff entstanden.

Ende des Gigantismus

Auf diesem Bild ist gut erkennbar, dass nur der Chor und die Querschiffe gebaut wurden.

Die nächsten fünf Jahre wurden mit Aufräumarbeiten verbracht, doch der Höhenrausch war gebrochen, das Geld endgültig aufgebraucht. In Frankreich tobten die Auseinandersetzungen mit den Hugenotten, ganz Europa war in Aufruhr durch den Religionsstreit um die Reformation. Zudem war die Gotik längst unmodern geworden und von der Renaissance verdrängt. Die Vollendung der Kirche wurde zu den Akten gelegt, die Errichtung des Langhauses nie in Angriff genommen. An seiner Stelle steht noch immer das Schiff des karolingischen Vorgängerbaues.

So legt diese gewaltige Kathedrale, die eigentlich nur das Rudiment einer ganzen Kirche ist und ausschließlich aus Chor und Querschiff besteht, Zeugnis davon ab, wie weit mittelalterliche Baukunst gehen konnte, wo aber auch gleichzeitig ihre Grenzen waren.

Weblinks

49.43262.08147Koordinaten: 49° 25′ 57″ N, 2° 4′ 53″ O


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