Caudron-Renault CR.714

Caudron-Renault CR.714
Eine Caudron CR.714 mit finnischen Hochheitszeichen
Eine unvollständig erhaltene Maschine vom Typ Caudron CR.714

Die Caudron CR.714 (bzw. Caudron-Renault CR.714) war ein französisches einmotoriges, einsitziges Jagdflugzeug aus dem Jahre 1938. Das Flugzeug trug auch den Schmucknamen "Cylcone".

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1934 erging vom Technischen Dienst der französischen Luftstreitkräfte die Spezifikation „C1“ für ein leichtes Jagdflugzeug, welches in den Jagdstaffeln der Armée de l’air die veraltenden Maschinen vom Typ Dewoitine D.510 (und Vorgängermuster) ersetzen sollte. Konstruktionen, welche möglichst wenig strategische Rohstoffe verwenden, sollte dabei der Vorzug gegeben werden. Die Firma Caudron, welche damals recht erfolgreich im Bereich von schnellen Transportflugzeugen und Trainingsflugzeugen war, konstruierte für diese Spezifikation auf der Basis des Jagd-Trainers Caudron C.690 einen Prototyp unter der Bezeichnung Caudron CR.710, welcher am 18. Juli 1934 zum Erstflug abhob. Bald folgte ein zweiter Prototyp. Die CR.710 hatte noch ein starres Fahrwerk und war mit zwei 20mm-Kanonen stark bewaffnet. Es wurde vorwiegend Birkenholz als Baumaterial verwendet, welches nur stellenweise durch Magnesium verstärkt wurde. Der Antrieb bestand aus einem nur 450 PS starken Renault 12R03 V-12-Motor. Die Grundidee war, einen Typ zu konstruieren, für den nicht auf wichtige Rohstoffe und Motoren zurückgegriffen werden muss. Es zeigte sich allerdings während der Flugtests, dass Antrieb und Konstruktion nicht optimal aufeinander abgestimmt waren, so dass man den Entwurf überarbeitete.

Das Nachfolgemodell mit der Bezeichnung Caudron CR.713 erhielt ein neues Heck und ein einziehbares Fahrwerk, welches die aerodynamischen Eigenschaften verbesserte. Der entsprechende Prototyp flog erstmals im Dezember 1937. Da die Armée de l'air an dem Typ zunächst kein Interesse zeigte, warb man für ihn im Ausland, u.a. in der Sowjetunion, welche schließlich drei Exemplare erwarb. Gleichzeitig wurde die Konstruktion noch einmal unter aerodynamischen Aspekten überarbeitet, was vor allem die Antriebspartie und wieder einmal das Heck betraf. Zudem wurde der zweiblättrige Propeller durch einen dreiblättrigen vom Typ Ratier ersetzt. Der neue Prototyp mit der Bezeichnung Caudron CR.714 erhob sich zum ersten Mal am 6. Juli 1938 in die Lüfte, durchlief einige Tests und wurde im Oktober mit vier 7,5mm-Maschinengewehren versehen. Nun erkannte auch der Technische Dienst der Armée de l'air, welche auf Grund der Produktionsverzögerungen bei den anderen Typen dringend Jagdflugzeuge jeglicher Art benötigte, die Vorteile der Konstruktion, welche ohne die für die anderen Konstruktionen verwendeten und daher knappen Motoren und Rohstoffe auskam, und bestellte schließlich 200 Exemplare.

Die Serienproduktion begann im Sommer 1939, verzögerte sich aber durch festgestellte Unausgereiftheiten beim Renault-Motor. Zudem zeigten sich schon bei den ersten Serienmaschinen Probleme der Konstruktion. Die CR.714 hatte mit voller Ausrüstung große Schwierigkeiten, schnell genug Höhe zu gewinnen, und man erachtete die aus vier 7,5mm-MGs bestehende Bewaffnung für zu schwach. Daher kappte die Armée de l'air nach Fertigstellung des 90. Exemplars ihren Auftrag und gab der viel mehr versprechenden Arsenal VG-33 den absoluten Vorrang. Man erklärte die erworbenen Flugzeuge für untauglich und versuchte schließlich, sie wieder loszuwerden. Tatsächlich gelang es schon bald, etwa 50 Maschinen nach Finnland zu verkaufen. Fünf Stück wurden vor dem Ende der Schlacht um Frankreich dorthin geliefert, kamen allerdings niemals zum Einsatz, weil man einen solchen unter finnischen Bedingungen für zu gefährlich hielt.

Einsatz

Über die Verwendung der in Frankreich verbliebenen CR.714 war man sich noch unklar. Zunächst wurden die lediglich neun Maschinen, welche bis März 1940 an die Armée de l'air ausgeliefert worden waren, beim Depit d'Instruction de l'Aviation Polonaise (DIAP) zur Ausbildung polnischer Piloten, welche nach der Kapitulation Polens den Weg nach Westen gefunden hatten, verwendet. Es war ursprünglich geplant, eine spezielle Expeditions-Staffel aus polnischen Piloten auszurüsten und sie nach Finnland zu schicken. Dort sollte die Einheit gegen die Aggression der Sowjetunion eingesetzt werden. Doch schließlich nahm man von diesen Überlegungen Abstand und formierte stattdessen eine mit CR.714 ausgerüstete polnische Staffel auf französischem Boden. Die Einheit wurde als Groupe de Chasse I/145 "Warszawski" (GC I/145) am 2. Mai 1940 ins Leben gerufen und erhielt zunächst den Auftrag, Lyon zu verteidigen, bevor sie nach nur wenigen Tagen nach Villacoublay in der Nähe von Paris verlegt wurde, um das untere Tal der Seine vor Angriffen der Deutschen zu schützen. Der Standort hatte den Vorteil, in der Nähe der Caudron-Werke zu sein.

Zu Beginn der Kampfhandlungen im Westen verfügte die GC I/145 offiziell über 35 CR.714, von denen allerdings nur 18 einsatzfähig waren. Die polnischen Piloten hatten in diesen Maschinen kein leichtes Spiel gegen die Luftwaffe. Zu den bereits bekannten Problemen mit der Steigrate und Bewaffnung kamen noch Kinderkrankheiten des Renault-Motors, welcher bei voller Auslastung im Kampf dazu tendierte, auseinander zu bersten, sowie die Tatsache, dass es nur wenig Bodenpersonal gab, welches Erfahrungen mit dem Flugzeug oder ähnlichen Mustern gesammelt hatte. Die Staffel sollte daher schnellstmöglich auf den zuverlässigeren Typ Bloch MB.152 umgerüstet werden, was aber vor Ende der Schlacht um Frankreich nicht mehr geschah.

Trotz ihrer brüchigen Ausrüstung verhalfen die Polen der Caudron CR.714 durch ihren Kampfgeist zu einem gewissen Ruhm. Bei vier eigenen Verlusten gelangen der Staffel während der Kampfhandlungen zwölf sichere (4 Dornier Do 17, 3 Messerschmitt Bf 109 und 5 Messerschmitt Bf 110) und zwei wahrscheinliche Luftsiege . Am 11. Juni 1940, als der Krieg in Frankreich schon entschieden war, flohen die überlebenden zusammen mit weiteren polnischen Piloten nach England, um wenig später in der Luftschlacht um England wieder zum Einsatz zu kommen.

Die verbleibenden ca. 15 CR.714, welche nicht nach Finnland oder an die GC I/145 geliefert worden waren, verblieben bis zum Ende der Schlacht um Frankreich bei den Trainingseinheiten der "DIAP" (s.o.).

Weiterentwicklung

Auf der Basis der CR.714-Konstruktion entwickelte man bei Caudron noch drei weitere Varianten der Konstruktion. Von allen drei wurden Prototypen hergestellt und getestet.

Die CR.715 war im wesentlichen eine CR.714 mit einem auf Lizenz gebauten italienischen Isotta-Fraschini Delta RC-40-Motor, welcher den Renault-Motor um ganze 300 PS übertraf.

Man merkte schnell, dass die hölzerne Konstruktion diese Kraft nicht aushalten würde, und baute unter der Bezeichnung CR.760 einen neuen Prototyp, welcher nunmehr einen Rumpf in Duraluminium-Vollbauweise erhielt. Die Bewaffnung wurde auf sechs 7,5mm-MGs erhöht. Bei den ersten Tests im April 1940 gab sich die neue Variante erheblich vielversprechender als die CR.714. Sie war leicht zu steuern und hatte ein gutes Verhältnis von Gewicht zu Leistung. Bevor weitere Schritte eingeleitet werden konnten, fiel der Prototyp den Deutschen in die Hände und wurde anschließend als Zieldrohne verwendet.

Der zweite Prototyp der Variante CR.715 wurde mit einem luftgekühlten Renault 626-Motor mit Turbolader ausgerüstet und erhielt ein überarbeitetes Flugwerk. Er flog als CR.770 erstmals im November 1939. Schon beim Erstflug kam es zu einer ernsthaften Motorhavarie, die zu einem Totalausfall führte. Obwohl dem Testpiloten unversehrt eine Notlandung gelang, wurde das Projekt zugunsten der CR.760 aufgegeben. Die CR.770 wurde beim Herannahen der deutschen Truppen in Guyancourt zerstört.

Technische Daten

Caudron CR.714 C1
Kenngröße Daten
Länge    8,63 m
Höhe    2,87 m
Flügelspannweite    8,96 m
Flügelfläche    12,50 m²
Antrieb    ein Renault 12R03 "Rol" V-12-Motor mit 450 PS (336 kW)
Höchstgeschwindigkeit    485 km/h auf 4.000 m
Steigrate    413 m/min
Dienstgipfelhöhe    9.200 m
Reichweite    900 km
Leergewicht    1400 kg
Fluggewicht    k. A.
Besatzung    1
Bewaffnung    vier 7,5-mm-Maschinengewehre vom Typ MAC M39 mit je 300 Schuss


Einsatzländer

Vergleichbare Muster

Literatur

  • Bartłomiej Belcarz, GC 1/145 in France 1940, Blue Series / Mushroom Model Magazine Special, STRATUS, Sandomierz 2002, ISBN 839171781X (englisch)
  • Dominique Breffort / André Jouineau / Alan McKay (Übersetzer), French Aircraft from 1939 to 1942 Volume 1: From ANF to Curtiss, Histoire & Collections, ISBN 2915239231 (englisch)
  • Kenneth Munson, Die Weltkrieg II-Flugzeuge, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 387943302X

Weblinks


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