Cecidomyiidae

Cecidomyiidae
Gallmücken
Aufgeschnittene Galle mit Larve der Buchengallmücke Mikiola fagi

Aufgeschnittene Galle mit Larve der Buchengallmücke Mikiola fagi

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Ordnung: Zweiflügler (Diptera)
Unterordnung: Mücken (Nematocera)
Familie: Gallmücken
Wissenschaftlicher Name
Cecidomyiidae
Newman, 1834

Die Gallmücken (Cecidomyiidae) sind eine Familie der Mücken (Nematocera). Sie kommen weltweit mit ca. 5.000 Arten in 530 Gattungen vor. In Europa sind bis jetzt ca. 1.600 Arten und Unterarten bekannt,[1] davon leben ca. 700 in Mitteleuropa.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Mücken erreichen eine Körperlänge von 0,5 bis 4 Millimetern, einige wenige Arten werden bis zu 8 Millimeter lang. Ihr Körper ist meist gelborange, ocker, hell- oder dunkelrot bis fast schwarz gefärbt. Sie haben mit einem schlanken Körper und langen Beinen den normalen Körperbau von Mücken. Ihre fadenförmigen Fühler haben zwei Grundglieder und weitere 4 bis 30 Glieder. Die meisten Arten haben aber 14 bis 16 Fühlerglieder. Sie sind oft mit wirtelartig angeordneten Haaren besetzt. Die Flügeladern der breiten und zum Teil behaarten Flügeln sind stark reduziert. Neben ihren Facettenaugen, die über den Fühlern miteinander verbunden sind, haben manche Arten auch Punktaugen (Ocelli). Die Weibchen haben teilweise eine sehr lange, teleskopartig ausstülpbare Legeröhre (Ovipositor).

Die madenartigen, spindelförmigen und beinlosen Larven werden ca. zwei bis fünf Millimeter lang und sind meist hellgelb, orangerot, manchmal auch dunkelbraun und haben eine reduzierte Kopfkapsel. Die Larven des dritten Stadiums haben am Bauch eine verdickte Haut, die Brustgräte oder Spatula sternalis genannt wird. Beim zweiten Larvenstadium ist diese Verdickung nur ansatzweise zu erkennen.

Lebensweise

Gallmücken verbringen fast ihr ganzes Leben im Larvenstadium. Die voll entwickelten Imagines leben nur kurze Zeit und nehmen kaum Nahrung auf.

Die Larven fast aller Arten leben monophag an nur einer Pflanzenart oder oligophag von Pflanzen einer bestimmten Gattung. Dabei reicht ihr Nahrungsspektrum von Gräsern über krautige Pflanzen hin zu Nadel- und Laubbäumen. Nur sehr wenige Arten ernähren sich polyphag, es gibt aber auch saprophag lebende Arten, die sich vermutlich von Pilzhyphen ernähren, und parasitisch und räuberisch lebende Larven. Letztere werden zum Teil auch zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt, wie z.B. Aphidoletes aphidimyza. Sie fressen vor allem Spinnmilben und Blattläuse.

Die pflanzenfressenden Arten bilden nahezu immer Gallen, woher die Mücken auch ihren Namen haben. Die Larven der nicht-gallenbildenden Arten leben meist frei auf Pflanzen. Sie befallen alle Pflanzenteile, außer die Wurzeln. Sie können springen, indem sie ihren Körper, ähnlich wie eine Feder, ringförmig zusammenbiegen. Viele Arten sind bedeutende Schädlinge in der Land- und Forstwirtschaft (siehe Artenliste).

Die Verpuppung findet in einer Mumienpuppe statt, die meist gelblich oder rötlich gefärbt ist und röhrenförmig hervorstehende Stigmenöffnungen aufweist.

Einige Arten, wie z.B. die der Gattungen Miastor und Heteropeza, können sich mittels Paedogenese, einem Sonderfall der Parthenogenese (Jungfernzeugung), fortpflanzen. Diese Arten existieren die meiste Zeit über nur als weibliche Larven und werden bereits im Larvenstadium fortpflanzungsfähig. Aus ihren unbefruchtet abgelegten Eiern gehen erneut weibliche Larven hervor. Nur selten bzw. unter besonderen Bedingungen entstehen geflügelte Imagines, die sich sexuell fortpflanzen.

Genetik

Eine Besonderheit in der Genetik der Gallmücken besteht darin, dass die Männchen nur diejenigen Erbanlagen an ihre Nachkommen weitergeben, welche sie selbst von ihrer Mutter erhalten hatten.[2] Dies basiert auf einer besonderen Form der Reduktionsteilung bei der Spermatogenese: Die normalerweise erfolgende Paarung homologer Chromosomen findet hier nicht statt, und nur die Chromosomen mütterlichen (maternalen) Ursprungs verbinden sich mit der Kernteilungsspindel. Die nachfolgende Zellteilung ist stark inäqual, d.h. die beiden Tochterzellen sind verschieden groß. Nur aus der kleineren Tochterzelle, welche die maternalen Chromosomen erhalten hatte, gehen dann zwei Spermien hervor. Die Folge dieser Eliminierung der paternalen Erbanlagen ist, dass nur im weiblichen Geschlecht kontinuierliche Vererbungslinien existieren und die Männchen nur als Vermittler zwischen diesen Linien fungieren. Die oben beschriebene Paedogenese bei manchen Gallmücken stellt eine weitere Reduktion der Rolle des männlichen Geschlechts dar.

Ungewöhnlich ist auch das Vorhandensein zahlreicher zusätzlicher Chromosomen, die nur in den Zellen der Keimbahn der Gallmücken vorhanden sind und beim Entstehen der ersten somatischen Zellen eliminiert werden, indem sie bei der Mitose in der Äquatorialplatte liegen bleiben, also in keinen der beiden Tochterkerne aufgenommen werden. Die stark erhöhte Chromosomenzahl in der Keimbahn interpretierte man lange Zeit als Polyploidie, d.h. als Vervielfältigung des normalen (somatischen) Chromosomenbestands, bis sich herausstellte, dass es sich um spezielle, von den somatischen verschiedene Chromosomen handelt.[2]

Arten (Auswahl)

  • Buchengallmücke (Mikiola fagi)
  • Birnengallmücke (Contarinia pyrivora)
  • Erbsengallmücke (Contarinia pisi)
  • Kohldrehherzmücke (Contarinia nasturtii)
  • Kohlschotenmücke (Dasineura brassicae)
  • Lärchengallmücke (Dasineura laricis)
  • Kiefernnadelscheiden-Gallmücke (Thecodiplosis brachyntera)
  • Hessenfliege (Mayetiola destructor), ein Getreideschädling
  • Sattelmücke (Haplodiplosus equestris), ein Getreideschädling
  • Okuliermade (Thomasiniana oculiperda) parasitiert an okulierten Kulturpflanzen

Einzelnachweise

  1. Cecidomyiidae. Fauna Europaea. Abgerufen am 30.12.2006.
  2. a b J.J. Stuart, J.H. Hatchett: Cytogenetics of the Hessian fly: II. Inheritance and behavior of somatic and germ-line-limited chromosomes, Journal of Heredity 79, 190-199 (1988) (Abstract)

Literatur

  • W. Westerheide und R. Rieger: Spezielle Zoologie. Teil 1, Einzeller und wirbellose Tiere. Spektrum Akademischer Verlag: Heidelberg, Berlin 2004.

Weblinks


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