- Central-Verein Deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens
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Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (auch: Central-Verein, Central Verein, CV, C.V., C.-V.) wurde am 26. März 1893 in Berlin gegründet. Er repräsentierte die Mehrheit der assimilierten bürgerlich-liberalen Juden in Deutschland, trat für deren Bürgerrechte und ihre gesellschaftliche Gleichstellung ein und versuchte, Judentum und Deutschtum miteinander zu vereinbaren.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Hauptanstoß zur Gründung des Centralvereins war die 1893 erschienene Schrift von Raphael Löwenfeld: Schutzjuden oder Staatsbürger. Von einem jüdischen Staatsbürger. Nach anfänglichen 1.420 zählte der Verein 1926 bereits über 60.000 Mitglieder. Der Centralverein war die bedeutendste Organisation unter den zahlreichen jüdischen Vereinen und Verbänden, die sich als Reaktion auf den erstarkenden Antisemitismus im Kaiserreich bildeten. 1929 war der Centralverein die Dachorganisation für insgesamt 31 Landesverbände mit ca. 500 Ortsgruppen, 1938 wurde er verboten.
Der Centralverein sah seine Hauptaufgabe in der Durchsetzung bereits erreichter staatsbürgerlicher Rechte und der Abwehr von Angriffen auf die staatsbürgerliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Juden. Das Bekenntnis zur deutschen Nation stand dabei im Vordergrund. Die Mitglieder verstanden sich primär als Bürger des Deutschen Reichs mit einer eigenen Religion. Er betonte die deutsche Volkszugehörigkeit und ging davon aus, dass eine Synthese von Deutschtum und Judentum möglich sei. Der Centralverein lehnte die zionistische Auffassung ab, es gäbe eine jüdische Nation mit eigener Geschichte, Kultur und Zukunft. Die aufkommende national-jüdische Bewegung und das Streben nach einem jüdischen Staat sei schädlich und untergrabe die Bemühungen des Centralvereins, der in der Öffentlichkeit immer wieder die Loyalität der deutschen Juden zu Deutschland betonte. Durch Aufklärungsarbeit versuchte er, Kenntnisse über das Judentum zu verbreiten und das jüdische Selbstbewusstsein zu stärken.
Der Titel des CV-Organs Im deutschen Reich war programmatisch. Ab 1922 gab der Centralverein die wöchentlich erscheinende CV-Zeitung heraus. Mit Denkschriften, Publikationen und Gesprächen versuchte der Vereinsvorstand, den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und die Vertreter der deutschen Wirtschaft auf die Gefahr des Antisemitismus aufmerksam zu machen. Zum Centralverein gehörte auch der in Berlin ansässige Philo-Verlag, neben Schocken der einflussreichste jüdische Verlag der Vorkriegszeit.
1928 wurde das Büro Wilhelmstraße errichtet, welches die Aktivitäten der Nationalsozialisten dokumentierte und bis 1933 antifaschistische Aufklärung betrieb, woran Alfred Wiener federführend beteiligt war. Nach der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers 1933 musste sich der Centralverein unter Behördenzwang immer wieder andere Namen geben. So wurde er ab 1936 „Jüdischer Central Verein“ genannt. Nach dem Novemberpogromen 1938 musste die CV-Zeitung ihr Erscheinen einstellen und der Verein wurde verboten.
Vorsitzende
- Martin Mendelsohn (1893–1894)[1]
- Maximilian Horwitz (1894–1917)
- Eugen Fuchs (1917–1919)
- Julius Brodnitz (1920–1936)
- Ernst Salomon Herzfeld (1936–1938)
Siehe auch
- Reichsvereinigung der Juden in Deutschland
- Reichsvertretung der Deutschen Juden
- Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland
Literatur
- Avraham Barkai: „Wehr dich!“ Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V.) 1893–1938. Beck, München 2002, ISBN 3406495222.
- Paul Rieger: Ein Vierteljahrhundert im Kampf um das Recht und die Zukunft der deutschen Juden. Ein Rückblick auf die Geschichte des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens in den Jahren 1893–1918. Verl. d. Centralvereins dt. Staatsbürger jüdischen Glaubens, Berlin 1918.
- Inbal Steinitz: Der Kampf jüdischer Anwälte gegen den Antisemitismus. Die strafrechtliche Rechtsschutzarbeit des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (1893–1933) (= Dokumente. Texte. Materialien, Bd. 68). Metropol, Berlin 2008, ISBN 9783938690666.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Reinharz, Jehuda: Deutschtum and Judentum in the Ideology of the Centralverein Deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens 1893–1914. In: Jewish Social Studies. 36 (1974), S. 27f.
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