Kriminalfall Julia Kührer

Kriminalfall Julia Kührer

Der Kriminalfall Julia Kührer wurde direkt nach dem plötzlichen Verschwinden von Julia Kührer (* 29. Mai 1990 in Pulkau; † unbekannt) 2006 bekannt. Die daraufhin anhaltende Berichterstattung blieb erfolglos. Am 30. Juni 2011 wurde ihr Skelett in einem Keller in Zellerndorf, unweit von Kührers Heimatort, aufgefunden. [1]

Inhaltsverzeichnis

Chronologie

Verschwinden

Julia Kührer ist am Dienstag, dem 27. Juni 2006 spurlos verschwunden. Sie wurde zuletzt um ca. 13:30 beim Verlassen eines Busses gesichtet. Danach soll sie sich mit drei Jugendlichen unterhalten haben. [2] Daraufhin verliert sich ihre Spur. Julia Kührers Handy wurde zuletzt in der 20 Kilometer entfernten Bezirkshauptstadt Horn geortet, wo sie die Schule besuchte. Die Exekutive geht davon aus, dass sie es dort verloren hat.[3]

Am Wochenende davor hat Kührer mit drei Freundinnen das Donauinselfest und am selben Abend eine Motocross-Veranstaltung im nahe gelegenen Ort Schrattenthal besucht. Da sie laut Aussagen kein Motorrad-Fan gewesen sein soll und keine Freunde mitnahm, schließt die Polizei nicht aus, dass Kührer jemanden auf einer der Veranstaltungen kennengelernt haben könnte.[4][5]

Suche

Kührers Suche gestaltete sich äußerst schwierig, da die Exekutive kaum Anhaltspunkte vorfand. In Hoffnung auf eine schnelle Aufklärung startete ein größeres Medienecho, in vielen Orten Niederösterreichs und in Wien wurden Flugblätter ausgehangen. Dennoch tappte die Polizei jahrelang im Dunkeln. Erst 2010 führten erste Indizien in die Drogenszene. Julia Kührer soll im Frühjahr bei Drogen-Treffen gesichtet worden sein.[6]

Am 10. Mai 2010 kam es im Bezirk Horn, zur Festnahme einer 27-jährigen Frau, deren 21-jährigen Bruders und deren 26-jährigen Ex-Freundes. Zentrale Bedeutung maß die Anklagebehörde einem Telefonat bei, das der Ex-Partner der 27-Jährigen am 1. Mai 2010 mit dieser führte und das auf Basis einer gerichtlich bewilligten Rufdatenüberwachung von der Sonderermittlergruppe „Zielfahndung Vermisste“ abgehört wurde. Für die Ermittler ergaben sich daraus offensichtlich ausreichende Indizien, um davon auszugehen, dass der 26-Jährige, seine Ex-Freundin und deren Bruder Kenntnisse über das Verschwinden Julias haben mussten. Auch die Ergebnisse einer Rufdatenerfassung machten die Ermittler stutzig. Demnach war Julia Kührer mit ihrem Mobiltelefon etwa 45 Minuten, nachdem sie zum letzten Mal am Hauptplatz in Pulkau gesehen wurde, in unmittelbarer Nähe zum Wohnsitz der Großeltern des 26-Jährigen eingeloggt.

Die Festnahme durch das Einsatzkommando Cobra am frühen Morgen, wurde später vom Oberlandesgericht Wien für rechtswidrig erklärt. Rechtsanwalt Johannes Öhlböck, der den 26-Jährigen vertritt, sprach von unangemessener Gewaltanwendung. So wurde die Türe, die der 26-Jährige gerade öffnen wollte, gewaltsam aufgebrochen und der Verdächtige sofort niedergetreten, obwohl er bereits mit erhobenden Händen dagestanden haben soll. Auch dessen Schäfermischling wurde von den Beamten mit 18 Schüssen aus drei Dienstwaffen getötet.

Allen Dreien konnte allerdings nichts nachgewiesen werden, weshalb sie wieder frei gelassen wurden.[7][8]

Fund

Am Abend des 30. Juni 2011 betraten zwei Passanten das Gelände von Michael K., um einen zuvor beim Spielen mit dem Hund verloren gegangenen Ball zurück zu holen.[9][10] Im Keller des Geländes fanden sie Knochen, woraufhin sie die Polizei alarmierten. Am Tag darauf wurden die Knochen als die sterbliche Überreste der Vermissten Julia Kührer identifiziert.[9] Am 2. Juli wurde das gesamte Skelett von Kührer gefunden.[11] Außerdem fand man Kleidungsreste und ein teilweise verbranntes Englisch-Lexikon[12][10] sowie Tage darauf Reste einer ebenfalls teilweise verbrannten Decke.[13]

Nach dem Fund nahm die Polizei den Grundstücksbesitzer Michael K. in Gewahrsam. Michael K. zog 2006 direkt nach dem Verschwinden von Kührer nach Wien. Er selber bestritt sämtliche Vorwürfe und behauptete, nichts mit dem Fall zu tun zu haben. Viel eher vermutet er, einer seiner Feinde könnte die Leiche auf seinem Grundstück abgelegt haben.[14] Aus Mangel an Beweisen wurde er am 4. Juli wieder entlassen.

Am 15. Juli legte die Staatsanwaltschaft Korneuburg eine Beschwerde gegen die Enthaftung von Michael K., aufgrund dringenden Tatverdachts ein. Das Oberlandesgericht Wien lehnte die Beschwerde jedoch aufgrund mangelnder Beweise ab.[15]

Einzelnachweise

  1. WienerZeitung.at Vermisste Julia Kührer tot
  2. news.at Bundeskriminalamt hofft auf neue Hinweise
  3. DerStandard.at Verdächtiger sagt Widersprüchliches
  4. vienna.at Julia Kührer war am Donauinselfest
  5. salzburg.com Neue Hinweise im Fall Kührer
  6. oe24.at Julia Kührer: Neue Spur ins Drogenmilieu
  7. KleineZeitung.at Für den Richter war die Suppe zu dünn
  8. [1] Festnahmen im Vermisstenfall Kührer
  9. a b DiePresse.com Skelettteile identifiziert: Vermisste Julia Kührer ist tot
  10. a b oe24.at Julia Kührer tot im Keller entdeckt
  11. DerStandard.at Verdächtiger leugnet Zusammenhang mit Tat
  12. Krone.at Verdächtiger weist weiterhin jede Schuld von sich
  13. Presse.com Blaue Decke als neue Spur
  14. Presse.com Verdächtiger wieder frei
  15. [2] Fall Kührer: Beschwerde gegen Enthaftung

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