Katholische akademische Verbindung Norica Wien

Katholische akademische Verbindung Norica Wien
Farben Karte
K.a.V. Norica.PNG
Karte A Wien.svg
Basisdaten
Bundesland: Wien
Hochschulstandort: Wien
Gründung: 23. Dezember 1883 in Wien
Verband: ÖCV
Eintritt in den CV: 1884
Kürzel: Nc
Zirkel: Z K Norica.gif
Farben: weiß-blau-gold
Wahlspruch: Numquam incerti, semper aperti! (übers.: "Niemals unsicher, immer offen!")
Website: norica.org

Die Katholische akademische Verbindung Norica ist eine 1883 gegründete katholische Studentenverbindung in Wien. Sie ist Mitglied im Österreichischen Cartellverband (ÖCV), oftmals wird sie als K.a.V. Norica Wien oder schlicht Norica Wien abgekürzt. Seit 1985 existiert eine Studentinnenverbindung K.a.V. Norica Nova Wien. Rechtlich sind beide Verbindungen eigenständige Vereine, die auf Basis eines vom ÖCV genehmigten Kooperationsabkommens eine enge Zusammenarbeit pflegen.

Inhaltsverzeichnis

Prinzipien

Die Norica bekennt sich zu den vier Prinzipien des ÖCV:

  • Religio (Religion, Glaube, Katholizitätsprinzip)
  • Patria (Vaterland, Heimat, EU)
  • Scientia (Wissenschaft, universitäre und allgemeine Bildung)
  • Amicitia (Lebensfreundschaft)

Sie ist vollfarbentragend und nichtschlagend (katholisches Prinzip der Antiduellität). Ihr Wahlspruch lautet Numquam incerti, semper aperti!, ihre Burschenfarben sind weiß-blau-gold, die Fuchsenfarben blau-weiß-blau. Die Mützenfarbe ist ebenfalls blau (wobei es sich in allen Fällen um ein recht helles Blau handelt).

Geschichte

In den Habsburgischen Erblanden entwickelten sich Studentenverbindungen erst spät. Nach der Schlacht von Solferino kam es zu einem liberaleren Presse- und Vereinsgesetz, woraufhin sich ab 1859 moderne Korporationen (Corps, Burschenschaften, Landsmannschaften) bildeten, die bald eine Führungsrolle an den Universitäten in Österreich-Ungarn einnahmen. Allmählich organisierten sich auch die christlichen Studenten in eigenen Vereinen als Gegenpol zu den national-freiheitlichen, meist schlagenden Verbindungen und begannen selbst Farben anzunehmen (z.b. ein 1876 gegründeter Katholisch geselliger Studentenverein in Wien, der ab 1879 als Austria firmierte und die Farben weiß-gold-schwarz als Verbindung der damaligen österreich-ungarischen Farben mit denen des Papsttums annahm).

Gründung

Da sich die Austria nicht in eine Verbindung umwandeln wollte, traten am 23. Dezember 1883 einige Mitglieder und Kandidaten dieses Vereins aus und gründeten eine vollfarbentragende, römisch-katholische und nichtschlagende Studentenverbindung. Als Name wählte man den Namen Norica, die weibliche Form des Namens der römischen Provinz auf heutigem (nieder-)österreichischen Boden (Noricum), insbesondere in Gedenken an den Missionar Severin von Noricum. als Farben wählte man eine Kombination der Farben Niederösterreichs (blau-gold) mit denen der Kirche (weiß-gold): Weiß-Blau-Gold.

Im Kaiserreich (1883–1918)

Am 12. März 1884 wurde die Norica als zweite österreichische Verbindung nach der A.V. Austria Innsbruck in den Cartellverband aufgenommen. Von Anfang an wurde die junge nicht-schlagende katholische Korporation von den schlagenden national-freiheitlichen Verbindungen angefeindet. Am 26. Oktober 1889 kam es zur sogenannten Austernschlacht, bei der Angehörige der Austria wie der Norica von 600 bis 800 feindlich gesinnten national-freiheitlichen Studenten auf der Uni zusammengeschlagen wurden,[1][2], insgesamt gab es 23 Verletzte.[3]

1908 gründete die Norica zwei Tochterverbindungen: Die K.a.V. Marco-Danubia Wien und die K.Ö.H.V. Franco-Bavaria Wien (beide wurden Mitglieder im CV, bzw. ÖCV).

In der Ersten Republik (1918–1938)

Nach dem Ende der Monarchien des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarn, der Gebietsabtretungen an das neu entstandene Polen sowie an Frankreich und Italien war der Cartellverband über sechs verschiedene Nationen verteilt und zersplittert. Der Philistersenior der Norica, Robert Krasser, setzte die Idee eines CV-Sekretariats und einer geordneten Verbandsstruktur (Ressorteinteilung, z.B. Verbandsseelsorger, Ressort für Hochschulpolitik) in Gang, die bereits auf der Cartellversammlung 1919 beschlossen wurde.[4] Diese Reform wurde Vorläufer der modernen, heutigen Organisation des CV bzw. ÖCV.

Die Gründung des 3. ÖCV (1933)

Am 10. Juli 1933 spalteten sich die österreichischen CV-Verbindungen unter dem Vorort der Verbindung Norica Wien vom reichsdeutschen CV ab, der dem nationalsozialistischen Gleichschaltungsdruck unterlag. Im Ständestaat standen die meisten Noriker auf Seite der Regierung, viele Politiker aus ihren Reihen bekleideten Ämter im Staatsrat und anderen Beiräten. Andere Noriker (wie Leopold Kunschak, Josef Resch, Franz Hemala) versuchten eine Versöhnung mit der Sozialdemokratie herbeizuführen, wurden jedoch von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg nicht angehört.

Im Untergrund (1938-1945)

Nach dem Anschluss im März 1938 wurde die Norica wie alle ÖCV-Verbindungen als staatsfeindlich verboten und zwangsaufgelöst.

Bereits im ersten Prominententransport ins Konzentrationslager Dachau befanden sich einige Mitglieder der Norica (z.Bsp. Leopold Figl, Erich und Walter Pultar[5] sowie Richard Schmitz[6]), weitere folgten. Richard Schmitz blieb von 13./14. März 1938 bis 4. Mai 1945 durchgehend im KZ inhaftiert.

In der Zweiten Republik (nach 1945)

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der ÖCV und damit auch die KAV Norica wiederbegründet.

Ursprünglich hatte die K.Ö.H.V. Carolina Graz vor 1938 die Vorortswürde besessen und diese während des Zweiten Weltkriegs behalten. Nach dem Krieg hatte die Carolina Probleme in der Steiermark und musste sich vorübergehend erneut auflösen, weshalb die Norica die Vorwortswürde übergeben bekam.

Im Nachkriegsösterreich spielten viele Noriker (Julius Raab, Leopold Figl, Alfons Gorbach, Hermann Withalm und Alois Mock) eine tragende Rolle in der österreichischen Politik.

Die Norica Nova (ab 1985)

Im Oktober 1985 konstituierte sich aus den Couleurdamen der Norica zunehmend eine eigene Studentinnenverbindung, die Norica Nova. Von Anfang an war eine Vollintegration geplant, der Verbindungsbetrieb läuft praktisch ident mit gemischten Doppelpräsidien und Doppelchargen. Nach einem ersten Versuch 1993 fasste der Cumulativconvent der Norica 1996 den Beschluss der Vollaufnahme von Frauen, das ÖCV-Gericht widerrief diesen Beschluss im November 1996.[7] Als Kompromiss wurde ausgehandelt, dass ÖCVer Mitglieder von gemischten Verbindungen sein dürfen, die vollinhaltlich den Prinzipien des ÖCV folgen. Als Zeichen gegenseitiger Wertschätzung und gemäß ihres Wunsches nach einer gemischtgeschlechtlichen Verbindung sprechen sich die Mitglieder beider Verbindungen als Bundesbruder bzw. Bundesschwester an.

Bekannte Mitglieder der Norica

Bekannte Mitglieder der Norica Nova

Literatur

  • Ernst Bruckmüller: Kompetenz und Solidarität: 125 Jahre Norica. Böhlau Verlag Wien, 2008, ISBN 9783205782858

Einzelnachweise

  1. Heinrich Obermüller: Verboten und verfolgt: Von den Anfängen bis 1918. Österreichische Verein für Studentengeschichte, 2003, S. 58
  2. Gerhard Hartmann: Der CV in Österreich. Lahn-Verlag, 2001, ISBN 3-7840-3229-X, S.39
  3. Peter Krause: O alte Burschenherrlichkeit. Die Studentenverbindungen und ihr Brauchtum, Styria Verlag, 1997, ISBN 3222124787, S. 111
  4. Gerhard Hartmann: Der CV in Österreich. Lahn-Verlag, 2001, ISBN 3-7840-3229-X, S.87
  5. http://www.doew.at/service/ausstellung/1938/14/14_29.html
  6. http://www.doew.at/service/ausstellung/1938/14/14_30.html
  7. Gerhard Hartmann: Der CV in Österreich. Lahn-Verlag, 2001, ISBN 3-7840-3229-X, S.244f

Weblinks

http://www.norica.org


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