Chamfort

Chamfort
Nicolas Chamfort

Nicolas Chamfort, geboren als Sébastien-Roch Nicolas (* 6. April 1741 in Clermond, Auvergne; † 13. April 1794 in Paris) war ein französischer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Chamfort entstammte der Beziehung zwischen einer Adligen und dem örtlichen Dompfarrer. Seine Mutter überließ ihn gleich nach seiner Geburt dem Lebensmittelhändler François Nicolas und seiner Frau, deren eigenes Kind kurz zuvor gestorben war. [1]

Er ging als junger Mann zur Ausbildung in die Hauptstadt. Das Collège des Grassins, dessen Besuch ihm seine leibliche Mutter ermöglicht hatte, verließ er mit dem Titel eines Abbés, wollte aber den geistlichen Stand nicht zu seinem Beruf machen. Stattdessen wirkte er als Hauslehrer, zuerst 1761 in Köln, später in Paris.

Bereits mit 24 Jahren hatte Chamfort auf den Pariser Bühnen 1764 Erfolg mit seiner Komödie La jeune Indienne (Die junge Inderin), der das damals beliebte Thema des Gegensatzes zwischen dem Natur- und dem Kulturzustand zugrunde lag. Nachdem er durch akademische Preis-Reden, die der Éloge de Molière (1769), Éloge de Lafontaine (1774) und weitere wiederholt Preise gewonnen hatte, erhielt er durch seine größte dichterische Leistung, die Tragödie Mustapha et Zéaugir (1778) die Gunst der Königin Marie Antoinette und zugleich den Beifall des Hofes. In diesem Stück geht es um Bruderliebe, die in tragischer Weise enden muss.

Chamfort erhielt in der Folge eine jährliche Pension von 1.200 Francs, wurde Sekretär des Prinzen von Condé und 1781 Mitglied der Académie française. Doch stellten ihn die Ehrungen nicht zufrieden, im Gegenteil zeigte er in den folgenden Jahren einen Hang zur Misanthropie, der so manches festgeprägte Wort von ihm erklärt, so z.B. guerre aux chateaux, paix aux chaumières (Krieg den Palästen, Friede den Hütten). Als die Revolution ausbrach, folgte Chamfort ihren Strömungen und gab unter anderem Sieyès den Titel für dessen berühmte Broschüre in die Hand und verfasste für Mirabeau die ebenfalls berühmt gewordene „Rede gegen die Akademien“. Unter der Vorherrschaft der Girondisten wurde er Vorsteher der Nationalbibliothek.

Während der Monate der Schreckensherrschaft unter Maximilien de Robespierre brachte ihn eine Denunziation ins Gefängnis. Erst nachdem er seine Freunde, die Girondisten, verleugnet hatte, wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. Als er erneut von Verhaftung bedroht war, kam er dieser durch einen Suizidversuch zuvor, an dessen Folgen er am 13. April 1794 starb.

Anmerkungen

  1. Claude Arnaud "Chamfort - Die Frauen, der Adel und die Revolution", Matthes & Seitz, Berlin 2007

Werke

  • Produits de la Civilisation perfectionnèe. Maximes et pensées, caractères et anecdotes. In: Œuvres complètes, herausgegeben von Ginguené, Paris 1795 (dt. Auswahl, übersetzt von Ralph-Rainer Wuthenow: Früchte der vollendeten Zivilisation. Maximen, Gedanken, Charakterzüge. Frz.-dt. Stuttgart: Reclam 1977 ISBN 3-15-009864-5)
  • Mustapha et Zéangir Trauerspiel, 1776
  • Éloge de La Fontaine 1774
  • Le marchand de Smyrne Lustspiel, 1770
  • Éloge de Molière 1769
  • La jeune Indienne Lustspiel, 1764

Literatur

Claude Arnaud: Chamfort. Die Frauen, der Adel und die Revolution, Berlin 2007, ISBN 978-3-88221-875-6

Weblinks


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