- Chantek
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Chantek (*17. Dezember 1977) ist ein männlicher Orang Utan, der im Yerkes Regional Primate Research Center geboren wurde und innerhalb eines Forschungsprojektes lernte, mit Menschen mittels der amerikanischen Gebärdensprache (ASL) zu kommunizieren. Der Begriff Chantek stammt aus der malaiischen Sprache und bedeutet "schön".
Inhaltsverzeichnis
Projekt Chantek
Im Herbst 1978 wurde Chantek an die Universität von Tennesse in Chattanooga gebracht, wo das Projekt Chantek etabliert wurde. Ziel dieses langfristigen Projektes unter Leitung von Dr. Lyn Miles war es nicht, die generelle Sprachfähigkeit von Menschenaffen unter Beweis zu stellen, sondern Einblick in kognitiven und kommunikativen Prozesse der Sprachentwicklung zu erhalten.
Innerhalb des Projekts wuchs Chantek in ständigem Kontakt mit Menschen auf, ihm wurden soziale Verhaltens- und Umgangsregeln beigebracht (Enkulturation). Als kommunikatives Mittel wurde die American Sign Language (ASL) ausgewählt. Ein Teil seines Pflegepersonals bestand aus Gehörlosen, die diese Gebärdensprache durchgehend benutzten.
Nach 7 Jahren des Trainings verfügte Chantek über einen Sprachumfang von 140 Worten, darunter Objekte, Handlungen, Eigennamen und Pronomen. Chantek entwickelte dabei selbst neue Zeichenkombination, um Dinge und Handlungen zu beschreiben. So bezeichnete er beispielsweise die Kontaktlinsenflüssigkeit seiner Betreuer als "eye + drink" ("Auge + trinken"). Insgesamt blieb seine Syntax jedoch beschränkt und erreichte nicht die Ausprägung, wie sie beispielsweise das Gorillaweibchen Koko erlangte.[1] Kein anderer Orang Utan verfügte jedoch bislang über einen größeren Wortschatz.
Innerhalb des Projekts erlernte Chantek auch den grundlegenden Umgang mit Geld. Durch Erfüllung von Aufgaben konnte er Münzen erwerben, die er bei seiner Betreuerin Miles gegen Leckerchen eintauschen konnte. Chantek versuchte, durch das Zerbrechen der zunächst verwendeten Pokerchips sein "Vermögen" zu vermehren und so mehr einzutauschen. Zu diesem Zweck versuchte er nach der Umstellung auf Metallmünzen, mit Hilfe von Aluminiumfolie eigene Münzen herzustellen. [2] Es wurde auch nachgewiesen, dass Chantek über die Fähigkeit zur Täuschung verfügte. So täuschte er vor, einen entwendeten Radiergummi verschluckt zu haben, um ihn nicht zurückgeben zu müssen.[3]
Einstufung der Intelligenzentwicklung
Bei einem Test auf Basis der Bayley Scale für Kindesentwicklung erreichte Chantek im Alter von 24 Monaten das Niveau eines 13,6 Monate alten menschlichen Kindes. Im Alter von 55 Monaten wurde er anhand der Uzgiris-Hunt Infacy Assessment Scales wie ein Kleinkind zwischen 18 und 14 Monaten eingestuft.[4]. Mit fünfeinhalb Jahren wurde ihm der Stand eines etwa zweijährigen Kindes attestiert, wobei er in einigen Bereichen (z.B. Sprachverständnis und Werkzeugnutzung) die Fertigkeiten eines 4-jährigen Kindes aufwies.[5]
Weitere Entwicklung
Ab 1986 bis 1997 war Chantek wieder im Yerkes Primate Research Center untergebracht, weil die Forschungseinrichtungen der Universität Tennessee zu klein für ihn wurden. Er wurde dort keinem weiteren Sprachtraining unterzogen und nahm in dieser Zeit enorm an Gewicht zu. Chantek wog etwa 450 Pfund, als er 1997 in den Zoo von Atlanta umzog. Hier nahm Lyn Miles die Arbeit mit Chantek wieder auf und stellte fest, dass dieser auch nach über einem Jahrzehnt noch über Kenntnisse der Zeichensprache verfügte.[6] Durch ein Diätprogramm im Zoo von Atlanta wurde Chanteks Gewicht drastisch reduziert.
Chanteks nachgewiesenes Eigenbewusstsein und sein Entwicklungsniveau führten dazu, dass er immer wieder von Wissenschaftlern und Tierrechtlern als Beispiel herangezogen wurde, um grundlegende Persönlichkeitsrecht für Menschenaffen zu fordern.[7]
Die Dokumentation They Call Him Chantek zeigt die enge Bindung zwischen Chantek und der Forscherin Lyn Miles, die im Film über den Zeitraum von einem Jahr versucht, dem Orang mittels eines Sprachsynthesizers auch verbale Kommunikation zu ermöglichen.[8]
Literatur
- H. Lyn White Miles: The cognitive foudations for reference in a signing orangutan, in: "Language" and intelligence in monkeys and apes: comparative developmental perspectives (S. 511-539). Sue Taylor Parker, Kathleen Rita Gibson, Cambridge University Press, 1994 (ISBN 0521459699)
- Chantek the Beautiful, in: Animal bodies, human minds: ape, dolphin, and parrot language skills (S. 189-200). William Allen Hillix, Duane M. Rumbaugh, Springer, 2004 (ISBN 0306477394)
- Steven M. Wise: Chantek, in: Drawing the Line: Science and the Case for Animal Rights (S. 179-210), Basic Books, 2003 (ISBN 0738208108)
Einzelnachweise
- ↑ Teaching sign language to Chantek, the orangutan, in: An Introduction to Psycholinguistics. (S. 110-111). Danny D. Steinberg, Natalia V. Sciarini, Pearson Education, 2006 (ISBN 0582505755)
- ↑ Can animals think?, TIME Magazine, 29. August 1999
- ↑ Susan McCarthy: Rattling the Cage, 4. Februar 2000
- ↑ Miles, H.L.W, in: "Language" and intelligence
- ↑ Minds of their own - Thinking and Awareness in Animals (S.191ff). Lesley J. Rogers, Allen & Unwin, 1997 (ISBN 1864485043)
- ↑ Leigh Anne Monitor: Watch for the signs, Tennessee Alumnus, Volume 78, Nr 3, 1998
- ↑ Legal personhood for animals: advocates call for extending human rights to animals, The Futurist, 1. September 2002
- ↑ They Call Him Chantek, Dokumentation, Survival Anglia/Cunliffe & Franklyn Production für Animal Planet
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