Charles Stewart Henry Vane-Tempest-Stewart, 7. Marquess of Londonderry

Charles Stewart Henry Vane-Tempest-Stewart, 7. Marquess of Londonderry

Charles Stewart Henry Vane-Tempest-Stewart, 7. Marquess of Londonderry (* 13. Mai 1878, † 10. Februar 1949, Mount Stewart, County Down) war ein anglo-irischer und britischer Politiker.

Herkunft und Ausbildung

Stewart war der erste Sohn von Charles Vane-Tempest-Stewart, 6. Marquess of Londonderry und Lady Theresa Susey Helen Chetwynd-Talbot, der Tochter des 19. Earl of Shrewsbury. Zunächst trug er den Höflichkeitstitel eines Viscount Castlereagh. Er erhielt seine Ausbildung in Eton und am Royal Military College Sandhurst.

Politische Laufbahn

Stewart wurde 1906 für den Wahlkreise Maidstone in das House of Commons gewählt. Im Ersten Weltkrieg kehrte er in die britischen Streitkräfte zurück, um an dem Aushub von Truppen in Irland mitzuwirken. Mit dem Tode seines Vaters 1915 erbte Stewart dessen Adelstitel eines Marquess of Londonderry und dessen ungeheuren Reichtum, insbesondere als Minenbesitzer in der County Durham. In der Folge wandte er sich mehr und mehr der gesamtbritischen Politik zu.

Londonderry nahm 1917-18 an dem irischen Verfassungskonvent (Irish Convention) teil und gehörte dann im Herbst 1918 dem nur kurze Zeit bestehenden Beratungsgremium (Advisory Council) des Lord Lieutenant of Ireland an. Danach war Londonderry als Teil der Koalitionsregierung Mitglied des Air Council. Die Beförderung zum (Unter-)Staatssekretär für Luftfahrt (Under-Secretary of State for Air) 1920 befriedigte Londonderry nicht und er nutzte seine Beziehungen in Nordirland im Juni 1921, um dort als Mehrheitsführer im Senat und Erziehungsminister in die erste Regionalregierung einzusteigen. Der auf die Säkularisierung des Schulwesens gerichtete Entwurf eines nordirischen Erziehungsgesetzes von 1923 scheiterte.

1926 trat Londonderry als Mitglied des Parliament of Northern Ireland zurück und nahm in der Rolle eines gemäßigen Minenbesitzers an den Auseinandersetzungen um den Generalstreik von 1926 teil. 1928 wurde er von Premierminister Stanley Baldwin mit dem Kabinettsposten eines First Commissioner of Works belohnt. Sodann wurde Londonderry 1931 in die Koalitionregierung National Government unter Premierminister Ramsay MacDonald und Lord President Baldwin aufgenommen. Dies war Anlass eines Skandals, da viele Kritiker MacDonald vorwarfen, zu sehr mit Londonderrys Ehefrau befreundet zu sein.

Nach dem Wahlsieg 1931 gelangte Londonderry als Luftfahrtminister (Secretary of State for Air) ins Kabinett zurück. Diese Position gewann an Bedeutung mit den Beratungen des Völkerbundes bei der Genfer Abrüstungskonferenz. Londonderry vertrat nach außen die Abrüstungspolitik der britischen Regierung, opponierte im Kabinett aber allen Maßnahmen, die die abschreckenden Wert der Royal Air Force gefährden würden. Aus diesem Grund wurde er von Clement Attlee und der Labour Party angegriffen und eine Bürde für die Koalitionsregierung. Im Frühling schied er aus dem Luftfahrtministerium aus, behielt aber als Siegelbewahrer (Lord Privy Seal) und Mehrheitsführer im House of Lords seinen Kabinettsrang.

Um seinen Ruf als Kriegstreiber auszuräumen, versuchte sich Londonderry in diplomatischen Kontakten. Er ließ sich auf Besuche führender Mitglieder der deutschen Regierung und insbesondere einen vieldiskutierten Besuch von Joachim von Ribbentrop, damals deutscher Botschafter in London und später deutscher Außenminister, im Frühling 1936 auf seinem Familiensitz Mount Stewart ein, und unterrichtete danach jeweils die britische Regierung. Seine Förderung deutsch-britischer Freundschaft setzte ihn schließlich einem weit größeren Vorwurf aus, als derjenige, der in zu seinen Appeasement-Bemühungen gebracht hatte. Londonderry versuchte seine Position 1938 mit dem Buch Ourselves and Germany zu erklären.

Nach dem Rücktritt von Neville Chamberlain gelang es Londonderry nicht, von seinem Cousin, dem neuen Premierminister Winston Churchill, der gering über seine Fähigkeiten dachte, irgendwelche Zugeständnisse zu erlangen.

Aus dem Amt geschieden veröffentliche Londonderry 1943 seine Memoiren, Wings of Destiny (1943).

Lord Londonderry war bis zu seinem Tode als Kanzler der University of Durham und der Queen's University of Belfast tätig.

Quellen

  • N.C. Fleming, The Marquess of Londonderry: Aristocracy, Power and Politics in Britain and Ireland. (London, 2005)
  • H. Montgomery Hyde, The Londonderrys: A Family Portrait. (London, 1979)
  • Ian Kershaw, Making Friends with Hitler: Lord Londonderry and the British Road to War. (London, 2004)
  • Edith, Lady Londonderry, Retrospect. (London, 1938)
  • Lord Londonderry, Ourselves and Germany. (London, 1938)
  • Lord Londonderry, Wings of Destiny. (London, 1943)

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