Charles W. Leadbeater

Charles W. Leadbeater
Charles Webster Leadbeater

Charles Webster Leadbeater (* 17. Februar 1847 in Stockport, Großbritannien; † 1. März 1934 in Perth, Australien) war Priester, Theosoph und Okkultist.

Bekannt wurde Charles W. Leadbeater als Propagator Jiddu Krishnamurtis als wiedergeborener Christus. Anfang des 20. Jahrhunderts war er einer der führenden Ideologen der Theosophischen Gesellschaft und ein weltbekannter Hellseher und Okkultist. Seit 1916 war er Bischof der Liberalkatholischen Kirche.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leadbeater wurde in eine wohlhabende Familie geboren. Früh verlor er Bruder und Vater. Als die Familie in einer Bankenpleite ihr Vermögen verlor, war Charles Leadbeater zur Arbeit gezwungen. So arbeitete er in den 1870er Jahren als Lehrer. Am 21. Dezember 1879 wurde er zum Priester der Church of England geweiht.

Zu dieser Zeit interessierte er sich sehr für Astronomie und zunehmend auch für Spiritismus und Hellseherei. Er nahm an Seancen in London teil und traf spiritistische Medien. In diesem Umfeld kam er mit der Theosophie in Berührung, zuerst über Alfred Percy Sinnetts Buch The Occult World. Am 21. November 1883 trat er der Theosophischen Gesellschaft bei.

Am 4. November 1884 verließ er seine Pfarrei und brach in Richtung Indien auf. Vorangegangen war dem die Bekanntschaft mit Helena Petrovna Blavatsky und monatelange vergebliche Versuche, Kontakt mit den so genannten „Meistern“ (Meister der Weisheit) herzustellen. Nachdem ihm Blavatsky eines Abends verkündete, dass die „Meister“ seinen Brief erhalten hatten, fand er am Morgen des 31. Oktober 1884 einen ersten Antwortbrief, der ihm nahelegte, England zu verlassen. In der nächsten Nacht erhielt er bereits einen zweiten Brief des „Meisters“, der auf eilige Abreise drang.

In Adyar wirkte er seit 1885 mehrmals interimsmäßig als Herausgeber der Zeitschrift The Theosophist [1] und verbrachte seine Zeit vorrangig mit dem Erwerb angeblich hellseherischer Fähigkeiten. 1886 besuchte er mit Blavatsky Ceylon, wo er sich als Assistent von Henry Steel Olcott niederließ. Dort beteiligte er sich bis 1888 an den Aktivitäten Olcotts zur „buddhistischen Erneuerung“ und bekannte sich zum Buddhismus, ohne allerdings seinem anglikanischen Glauben abzuschwören.

In den folgenden Jahren entwickelte er sich durch okkulten Studien, die er u. a. zusammen mit Annie Besant betrieb, und einer entsprechenden Publikationstätigkeit zu einem der prominentesten Theosophen. 1906 musste er sich jedoch aus allen Funktionen zurückziehen, da er aufgrund seiner öffentlichen Empfehlung zur Masturbation und der Anwesenheit von Schülern in seiner Reisebegleitung als homosexueller Pädophiler angegriffen wurde. Die Theosophische Gesellschaft war um den Leadbeater-Skandal zerstritten, während z. B. Sinnett ihn verteidigte, distanzierten sich Annie Besant und Colonel Olcott.

Ab 1907 als Annie Besant Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft geworden war, betrieb sie jedoch die Rehabilitation Leadbeaters. Im Februar 1909 erreichte er Adyar. Bereits zwei Monate später fielen ihm die Jungen Krishna (Jiddu Krishnamurti) und Nitya auf. Er begann sie hellseherisch zu erforschen und in seine Obhut zu nehmen. Die Jungen erhielten von ihm und zunehmend von Annie Besant englische Bildung. Anfang 1911 wurden Krishna und Nitya zur weiteren Ausbildung nach Europa gebracht, während gleichzeitig der neu gegründete Order of the Star in the East begann Krishna als kommenden Weltlehrer, d.i. wiedergeborenen Buddha oder Christus, zu propagieren. Im Zuge dessen kam es auch zu einem Sorgerechtsprozess mit Narianiah, dem Vater der Jungen.

Der kommende Weltlehrer wandte sich nach und nach von seinem früheren Mentor ab, der sich in der Folgezeit neuen Tätigkeiten zuwandte. So reiste Leadbeater nach Australien und engagierte sich in der Freimaurerei. Den Einsatz Annie Besants und anderer Theosophen für indische Selbstverwaltung lehnte der pro-imperialistische Leadbeater ab.

1915 übersiedelte er nach Sydney. Am 22. Juli wurde Leadbeater dort zum Bischof der Liberalkatholischen Kirche geweiht. In den folgenden Jahren arbeitete er zusammen mit seinem Kollegen James Wedgwood die Liturgie, die ihre Kirche noch aus der Altkatholischen Kirche übernommen hatte, um. Seine Aktivität polarisierte auch in Australien. Die antiklerikale Mehrheit der dortigen Theosophischen Gesellschaft wandte sich 1922 unter dem Motto „Zurück zu Blavatsky“ gegen Leadbeater und Besant und spaltete sich von der Muttergesellschaft in Adyar ab. Um seine Anschauungen besser verbreiten zu können, gründete er 1926 den Radiosender 2GB, dieses Medium nutzte er in der Folgezeit als Radioprediger.

Die immer noch sehr theosophisch geprägte Liberalkatholische Kirche erlebte seit 1927 eine Krise, als sich Krishnamurti zunehmend gegen Rituale und Organisationen wandte. 1929 löste Krishnamurti den Order of the Star in the East auf. 1930 übersiedelte Leadbeater 83jährig wieder nach Adyar. Er starb am 1. März 1934 während einer Australienreise in Perth.

Werke (Auswahl)

  • Das höhere Selbst. Aquamarin-Verlag, Forstinning 1982; ISBN 3-922936-16-4
  • Das Leben in der geistigen Welt. Aquamarin-Verlag, Grafing 2000; ISBN 3-922936-76-8
  • Der sichtbare und der unsichtbare Mensch. Aquamarin-Verlag, Grafing 2004; ISBN 3-89427-287-2
  • Die Chakras, eine Studie über die Kraftzentren im menschlichen Ätherkörper. Aquamarin-Verlag, Grafing 2004; ISBN 3-89427-288-0
  • Die Meister und der Pfad. Aquamarin-Verlag, Grafing 2003; ISBN 3-89427-249-X

Literatur

  • Jinarajadasa, Curuppumullage: Occult investigations, a description of the work of Annie Besant and C. W. Leadbeater. Theosophical Publishing House, Adyar 1938
  • Halbrich, J. O.: Oriental studies in a lighter vein, the story of belief and doubt in Buddhism, Taoism, Zen, Hermann Hesse, Mme. Blavatsky, Annie Besant, Bishop Leadbeater, Krishnamurti. Toil & Chat, Buenos Aires 1982
  • Michel, Peter: Charles W. Leadbeater, mit den Augen des Geistes, die Biographie eines großen Eingeweihten. Aquamarin-Verlag, Grafing 1998; ISBN 3-89427-107-8
  • Tillett, Gregory: The elder brother, a biography of Charles Webster Leadbeater. Routledge & K. Paul, Boston 1982; ISBN 0710009267

Einzelnachweise

  1. Die Angaben ob Leadbeater Herausgeber der Zeitschrift The Theosophist war oder nicht, widersprechen sich. Am Glaubwürdigsten erscheint, daß Henry Steel Olcott Herausgeber war und Leadbeater während der häufigen Abwesenheiten Olcotts interimsmäßig als Herausgeber fungierte. Quellen für Olcott als Herausgeber sind [1] und [2]. Quellen für Leadbeater als Herausgeber sind [3] und [4]. Hier [5] betraut Olcott vor einer Europareise Leadbeater mit der Herausgabe der Zeitschrift.

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