- Abrollwinde
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Beim Windenstart mit Hilfe einer Seilwinde wird ein Fluggerät (Segelflugzeuge sowie Hängegleiter und Gleitschirme) über ein Stahl- oder Kunststoffseil in eine Höhe von 300 bis mehr als 1000 Meter über Grund gezogen - abhängig von Schleppstrecke, Wind und Fluggerätetyp. Andere Startarten sind Flugzeugschlepp und Eigenstart.
Bei den Schleppwinden unterscheidet man Abroll- und Aufrollwinden.
Inhaltsverzeichnis
Windentypen
Abrollwinden
Hierbei ist die Seilwinde an einem Kraftfahrzeug (Auto, Motorrad, Boot) montiert. Das Seil ist auf der Trommel aufgewickelt. Am Ende des Seils wird das Fluggerät mit einer Auslöseklinke eingehängt.
Dann fährt das Fahrzeug los und die Seilwinde beginnt, Seil abzuspulen. Da man das Seil von der gebremsten Seiltrommel langsamer abrollen lässt als das Fahrzeug fährt, wird eine voreingestellte Zugkraft auf das Fluggerät ausgeübt. Daraufhin beginnt das Fluggerät aufzusteigen und gewinnt an Höhe.
Begrenzt wird die erreichbare Höhe durch die Länge des Seils und die Länge der fahrbaren Strecke, sowie durch Steigleistung des Fluggeräts und durch die Windstärke.
Aufrollwinden
Obwohl die Schleppwinde zum Transport meist mobil ist, behält die Aufrollwinde während der ganzen Schleppaktion einen festen Standort. Die Schleppwinde besteht aus einem Motor, der über eine zugkraftregelnde Mechanik eine Seiltrommel antreibt.
Zur Startvorbereitung wird das Seil mit einem Auto oder Motorrad (in Fliegerkreisen gerne Lepo genannt) auf dem Schleppgelände ausgezogen. Am anderen Ende der zwischen 400 m und 3.000 m langen Strecke wird das Fluggerät mit einer Auslöseklinke eingehängt. Sobald der Windenfahrer die Winde startet und anfängt das Seil aufzurollen, wird das Fluggerät angezogen. Aufgrund dieser Zugkraft beginnt das Fluggerät aufzusteigen und gewinnt an Höhe. Diese Phase des Windenstartes verlangt vom Piloten und auch vom Windenfahrer besondere Konzentration. Die Beschleunigung liegt beim Schlepp von Segelflugzeugen bei 3 bis 4 Sekunden bis 100 km/h.
Begrenzt wird die erreichbare Höhe durch die Länge der Schleppstrecke, sowie durch die Steigleistung des Fluggeräts und durch die Windstärke.
Schleppvorgang
Beim Segelflugzeug
Die optimale Schleppgeschwindigkeit für ein Segelflugzeug hängt vom Flugzeugtyp ab und beträgt zwischen 70 und 120 km/h. Für einen Gleitschirm beträgt sie ca. 20 bis 25 km/h. Nach der Startphase ist die Steiggeschwindigkeit wegen des steilen Steigwinkels des Fluggerätes erheblich größer als die Aufrollgeschwindigkeit.
Den Windenstart unterteilt man in drei Phasen.
Anschleppen und abheben
Zu Beginn strafft der Windenfahrer langsam das Seil bis es straff zwischen Segelflugzeug und der Winde liegt. Ist es straff, beschleunigt der Windenfahrer das Flugzeug auf dessen Abhebegeschwindigkeit. Nachdem nun das Segelflugzeug abgehoben ist, muss der Pilot darauf achten innerhalb der ersten fünfzig Meter Höhengewinn nicht zu steil aufzusteigen (maximal 30° Anstellwinkel); da er im Falle eines Startabbruchs (aufgrund des Reißen des Seils oder des Ausfallens der Winde) nur wenig Spielraum hat das Flugzeug wieder in Normalfluglage zu bringen und zu landen.
Steigflug
Ab Erreichen der Sicherheitshöhe von etwa 50 m, kann der Pilot sich stärker an das Seil „hängen“, das heißt unter Beachtung der optimalen Geschwindigkeit (je nach Flugzeug zwischen 90 und 150 km/h) mit dem Höhenruder die Geschwindigkeit steuern. In der Regel steigt dann das Segelflugzeug mit 45° empor.
Endphase, Ausklinken
In der letzten Phase des Starts lässt der Seilzug, da der Windenfahrer das Gas herausnimmt, nach. Der Pilot drückt nach, um das Segelflugzeug in Normalfluglage zu bringen.
Am höchsten Punkt des Schlepps wird das Seil aus der Schleppkupplung (bei den Segelflugzeugen meist automatisch bei ca. 70°) ausgeklinkt. Der Pilot kann sie aber auch jederzeit manuell auslösen. Das Kupplungsstück am Seilende fällt dann an einem kleinen Seilfallschirm herunter, während das Seil von der Winde komplett eingezogen wird.
in Bildern
Beim Gleitschirm
Zum Windenstart eines Gleitschirms benötigt man neben dem Piloten und einem Windenfahrer noch einen Startleiter, sofern der Pilot keine bedienfreie Sprechfunkverbindung zum Windenfahrer hat. Da der Pilot beim Start meist beide Hände für die Schirmkontrolle benötigt, kann er nicht zusätzlich die Sprechtaste eines Funkgeräts bedienen. Der Startleiter ist dann für die Kommunikation (Funk) zwischen Pilot und Windenfahrer zuständig. Zudem überwacht er den Start und greift notfalls eigenständig per Funk ein.
Der komplette Schlepp gliedert sich in vier Phasen auf:
Der Start am Boden
In dieser Phase werden die letzten Vorbereitungen zum Starten getroffen. Am besten lässt sich das Procedere anhand der Kommandos, die zwischen Pilot und Windenfahrer ausgetauscht werden, veranschaulichen. Der Startleiter steht dabei einige Meter neben dem Piloten und gibt die Kommandos des Piloten an den Windenfahrer und umgekehrt weiter.
Startleiter an Winde:
Der Pilot wird angemeldet. Hierzu werden an den Windenfahrer folgende Informationen übermittelt:- Name des Piloten
- Gewicht des Piloten: Lebendgewicht, zu dem üblicherweise 20kg für die Ausrüstung hinzu addiert werden. Dieser Wert dient dazu, den Zugkraftbegrenzer an der Winde einzustellen.
- Typ des Gleitschirms: Hersteller und Typenbezeichnung.
- An welchem Seil ist der Pilot eingehängt, falls mehrere Schleppseile ausgelegt sind.
Pilot an Winde: Pilot und Gerät startklar.
Der Pilot bestätigt damit, dass er den 5-Punkte Check gemacht hat (Schirm ordnungsgemäß ausgelegt, Gurtzeug verschlossen, usw.).Winde an Pilot: Winde startklar.
Dient als Bestätigung der vorherigen Meldung und besagt, dass der Windenfahrer die Winde in Betrieb genommen hat. Damit geht auch das gelbe Rundumlicht auf der Winde an.Pilot an Winde: Pilot eingehängt.
Der Pilot bestätigt, dass er am Seil eingehängt ist (und dies vom Startleiter überprüft wurde).Winde an Pilot: Pilot eingehängt.
Dient nur zur Bestätigung, dass der Windenfahrer die Meldung erhalten hat.Pilot an Winde: Seil anziehen.
In diesem Moment sucht der Pilot einen festen Stand und der Windenfahrer zieht langsam das Schleppseil ein. Es dient dazu, das Seil leicht vorzuspannen. Diese Meldung wird vom Windenfahrer nicht bestätigt. Sobald das Seil gespannt ist, kann der Pilot das nächste Kommando geben:Pilot an Winde: Seil straff.
Dieses Kommando bedeutet, dass der Windenfahrer aufhört das Schleppseil weiter einzuziehen. Der Pilot kann in diesem Moment noch einmal die Windrichtung prüfen, um endgültig seine Startentscheidung zu treffen.Winde an Pilot: Seil straff.
Dient zur Bestätigung des letzten Kommandos.Pilot an Winde: Fertig.
Dies ist das Zeichen für den Windenfahrer, das Seil wieder langsam anzuziehen. Es erfolgt wieder keine Bestätigung. Nun lässt sich der Pilot vom Seil nach vorne ziehen, fängt an zu laufen und zieht somit den Gleitschirm auf. Der Schirm, der zuvor hinter dem Piloten auf dem Boden lag, steigt nun über den Piloten. Im Lauf muss der Pilot den Schirm kontrollieren. Sollte dieser nicht „sauber“ über den Piloten kommen, so ist der Start abzubrechen. Auch der Startleiter ist berechtigt, bei Problemen den Start abzubrechen.Pilot an Winde: Start.
Ist der Schirm sauber über dem Piloten, gibt er dieses Kommando. Der Windenfahrer erhöht nun den Zug und der Pilot hebt ab.Sollte es während dieser Prozedur zu Unstimmigkeiten kommen, so brechen Pilot und/oder Startleiter mittels mehrmaligen Kommandos Halt Stopp den Startvorgang ab. Der Windenfahrer reduziert darauf den Seilzug.
Der Schlepp bis zur Sicherheitshöhe
Nachdem der Pilot den Boden verlassen hat, wird er langsam bis zur Sicherheitshöhe von 50m geschleppt. Ab dieser Höhe ist erst der effektive Einsatz eines Rettungsfallschirms möglich. In dieser Phase muss der Pilot weiterhin laufbereit bleiben und darf sich nicht ins Gurtzeug setzen. Dadurch kann er beim Ausfall der Seilwinde oder einem Seilriss eine sichere Landung durchführen.
Der Schlepp bis zum Ausklinken
Nachdem die Sicherheitshöhe überschritten wurde, erhöht der Windenfahrer die Zugkraft auf dem Schleppseil bis zum voreingestellten Maximalwert. Der Pilot gewinnt jetzt schneller Höhe. Da er nun bei eventuellen Störungen mehr Höhe und somit Zeit für eine Gegenreaktion hat, kann er jetzt gemütlich in sein Gurtzeug schlüpfen. Diese Flugphase kann beim Gleitschirm, der im Vergleich zu anderen Fluggeräten langsamer fliegt, einige Minuten dauern. Der Pilot kann mittels „Beinzeichen“ den Windenfahrer auffordern, den Zug am Seil zu erhöhen oder zu verringern. Wenn der Pilot in der Luft anfängt „mitzulaufen“, fordert er damit den Windenfahrer auf, die Zugkraft zu erhöhen. Wenn der Pilot die Beine (einem Hampelmann ähnlich) mehrmals spreizt, muss der Windenfahrer die Zugkraft vermindern.
Ausklinken
Am Ende des Schlepps muss sich der Pilot aktiv ausklinken. Dies geschieht, wenn das Schleppseil in einem Winkel von ca. 70° schräg nach unten zur Seilwinde zeigt. In diesem Moment gibt er dem Windenfahrer per Beinzeichen das Kommando zum Herausnehmen der Zugkraft. Sobald das Seil mangels Zugkraft durchhängt, kann der Pilot die Schleppklinke betätigen und das Seil abwerfen. Das Zugseil fällt nun an einem kleinen Seilfallschirm herunter, der Windenfahrer spult dabei das Seil komplett auf die Seiltrommel auf.
Sollte es hier zu Problemen mit der Klinke kommen, so ist der Pilot angehalten auf die Winde zuzuhalten und diese zu überfliegen. Ein Überfliegen der Winde ist für den Windenfahrer das Zeichen, das Schleppseil zu kappen, da dem Piloten sonst ein Absturz droht.
Hat der Pilot bedingt durch das Kappen des Seils oder durch einen Seilriss noch ein langes Stück Seil an der Klinke hängen, sollte er jede Hindernisberührungen vermeiden und seine Höhe über einer freien Wiese durch eine kreisende Flugbahn abbauen. Denn sollte sich der Seilrest in Bäumen, Zäunen oder dergleichen verfangen, droht ihm ein Absturz. Notfalls muss der Rettungsfallschirm ausgelöst werden.
Beim Hängegleiter
Auch beim Windenstart eines Hängegleiters benötigt man neben dem Piloten und einem Windenfahrer noch einen Startleiter, sofern der Pilot keine bedienfreie Sprechfunkverbindung zum Windenfahrer hat. Da der Pilot beim Start beide Hände zum Steuern des Fluggeräts benötigt, kann er nicht zusätzlich die Sprechtaste eines Funkgeräts bedienen. Der Startleiter ist dann für die Kommunikation (Funk) zwischen Pilot und Windenfahrer zuständig. Zudem überwacht er den Start und greift notfalls eigenständig per Funk ein.
Im Unterschied zum Gleitschirmstart ist der Pilot durch zwei Gabelseile vor dem Seilfallschirm mit dem Schleppseil verbunden. Das kürzere der beiden Seile wird oberhalb des Steuerbügels (der Basis) geführt und eingeklinkt, das Längere unterhalb davon.
Der komplette Schlepp gliedert sich in sechs Phasen auf:
Am Boden
In dieser Phase werden die letzten Vorbereitungen zum Starten getroffen. Am besten lässt sich das Procedere anhand der Kommandos, die zwischen Pilot und Windenfahrer ausgetauscht werden, veranschaulichen. Der Startleiter steht dabei einige Meter neben dem Piloten und gibt die Kommandos des Piloten an den Windenfahrer und umgekehrt weiter.
Startleiter an Winde:
Zuerst muss der Pilot angemeldet werden. Hierzu werden an den Windenfahrer folgende Informationen übermittelt:- Name des Piloten
- Gewicht des Piloten: Lebendgewicht, zu dem man üblicherweise noch 30kg für die Ausrüstung dazu addiert. Dies dient dazu, den Zugkraftbegrenzer an der Winde entsprechend einzustellen.
- Typ des Hängegleiters: Hersteller und Typenbezeichnung
- An welchem Seil ist der Pilot eingehängt, falls mehrere Schleppseile ausgelegt sind.
Pilot an Winde: Pilot und Gerät startklar.
Der Pilot bestätigt damit, dass er den 5-Punkte Check gemacht hat (Gurtzeug verschlossen, Probeliegen, ob Gurtzeug mit Gleiter verbunden usw.).Winde an Pilot: Winde startklar.
Dient als Bestätigung der vorherigen Meldung und besagt, dass der Windenfahrer die Winde in Betrieb genommen hat.Pilot an Winde: Pilot eingehängt.
Der Pilot bestätigt, dass er am Seil eingehängt ist und dies vom Startleiter überprüft wurde.Winde an Pilot: Pilot eingehängt.
Dient nur zur Bestätigung, dass der Windenfahrer die Meldung erhalten hat.Pilot an Winde: Seil anziehen.
In diesem Moment sucht der Pilot einen sehr festen Stand und der Windenfahrer zieht langsam das Schleppseil ein. Es dient dazu das Seil vorzuspannen. Diese Meldung wird durch den Windenfahrer nicht bestätigt. Wenn das Seil gespannt ist, gibt er das nächste Kommando:Pilot an Winde: Seil straff.
Dieses Kommando bedeutet, dass der Windenfahrer aufhört das Schleppseil langsam einzuziehen. Gleichzeitig sollte der Pilot in diesem Moment noch einmal die Windrichtung prüfen, um endgültig seine Startentscheidung zu treffen.Winde an Pilot: Seil straff.
Dient zur Bestätigung des letzten Kommandos.Pilot an Winde: Start
Dies ist das Zeichen dafür, dass der Windenfahrer langsam das Seil wieder anzieht. Gleichzeitig lässt sich jetzt der Pilot von dem Seil nach vorne ziehen und fängt an zu laufen. Wichtig dabei ist, dass sich der Pilot wirklich ziehen lässt und nicht einfach losläuft und dadurch das Seil wieder entspannt wird. Der Hängegleiter wird jetzt von dem Piloten gestartet.Im Gegensatz zu Gleitschirmen entfällt an dieser Stelle das Kommando Fertig.
Sollte es während dieser Prozedur zu Unstimmigkeiten kommen, so liegt es am Piloten und Startleiter den Start mittels des Kommandos Halt Stopp an den Windenfahrer abzubrechen.
Schlepp bis zur Sicherheitshöhe
Nachdem der Pilot den Boden verlassen hat, wird er langsam bis zur Sicherheitshöhe von 50m geschleppt. Erst ab dieser Höhe ist der effektive Einsatz des Rettungsfallschirms möglich. In dieser Phase muss der Pilot auch immer laufbereit bleiben und darf sich nicht in sein Gurtzeug legen, um beim Ausfall der Winde oder einem Seilriss sicher landen zu können.
Schlepp bis zum Umklinken
Nachdem die Sicherheitshöhe erreicht wurde erhöht der Windenfahrer den Zug auf das Schleppseil. Der Pilot gewinnt jetzt schneller Höhe.
Da der Windenfahrer nur sehr begrenzt wissen kann, welche Windverhältnisse in der Höhe herrschen, hat der Pilot die Möglichkeit mittels „Beinzeichen“ den Windenfahrer aufzufordern den Zug am Seil zu erhöhen oder zu verringern. Wenn der Pilot in der Luft anfängt mit zu laufen, bedeutet dies, dass der Windenfahrer die Zugkraft erhöhen soll. Wenn der Pilot anfängt die Beine (einem Hampelmann ähnlich) zu spreizen und zu schließen, bedeutet dies, dass der Windenfahrer die Zugkraft vermindern soll.
Umklinken
Da das Schleppseil mit zunehmender Höhe nach unten wandert (sich der Winkel vergrößert), drückt das kürzere Gabelseil von oben auf den Steuerbügel. Würde der Pilot jetzt nicht umklinken, würde der Hängegleiter durch den Druck, den das gespannte Seil auf den Bügel ausübt, Richtung Boden gesteuert. Um das Umklinken einzuleiten gibt der Pilot Beinzeichen (Spreizen und Schließen der Beine), so dass der Windenfahrer den Zug auf das Schleppseil verringert. Nachdem kein Zug mehr auf dem Seil ist, klinkt der Pilot das kürzere der beiden Gabelseile (das sich oberhalb des Bügels befindet) aus. Hierdurch ist es dem Piloten wieder möglich frei zu steuern.
Im Anschluss daran erhöht der Windenfahrer wieder die Zugkraft, um den Piloten weiter zu schleppen. Da dieser jetzt nur noch am zweiten Gabelseil hängt, das sich unterhalb des Steuerbügels befindet, kann der Schlepp ohne Einbußen der Manovrierfähigkeit fortgesetzt werden.
Erfolgt das Umklinken zu spät, drückt das kürzere Gabelseil den Hängegleiter nach unten, erfolgt das Umklinken zu früh, zieht das längere Gabelseil den Hängegleiter nach oben (der Anstellwinkel wird zu steil und die Sollbruchstelle im Schleppseil reißt hoffentlich bevor die Strömung am Gleiter abreißt).
Schlepp bis zum Ausklinken
Nach dem Umklinken erhöht der Windenfahrer den Zug auf das Schleppseil. Der normale Schlepp, wie er oben bereits vor dem Umklinken beschrieben wurde, wird hier fortgesetzt.
Ausklinken
Am Ende des Schlepps muss der Pilot aktiv ausklinken. Dies geschieht, wenn das Schleppseil in einem Winkel von ca. 70° schräg nach unten zeigt. In diesem Moment gibt er Beinzeichen (Spreizen und Schließen der Beine), was den Windenfahrer dazu veranlasst die Winde zu stoppen. Da der Hängegleiter weiterhin vorwärts fliegt, erkennt dies der Pilot, indem das Seil durchhängt. Jetzt betätigt der Pilot die Schleppklinke.
Sollte es zu Problemen mit der Klinke kommen, so ist der Pilot angehalten, weiter auf die Winde zuzuhalten und diese zu überfliegen. Ein Überfliegen der Winde ist für den Windenfahrer das Zeichen das Schleppseil zu kappen, da sonst ein Absturz droht. Falls der Pilot jetzt (bedingt durch das Kappen oder durch einen Seilriss) mit mehreren hundert Metern Seil weiterfliegt, sollte er darauf achten, keine Hindernisse zu überfliegen. Er sollte die Höhe über der Startwiese abspiralen und auf der Wiese landen. Sollte sich der Seilrest in Bäumen, Zäunen usw. verfangen, droht der sofortige Absturz. Um diesen schweren Folgen vorzubeugen, sollte sich der Pilot in einer solchen Situation mental darauf vorbereiten, den Rettungsfallschirm zu werfen, falls sich der Seilrest in Hindernissen am Boden verfangen sollte.
Stufenschlepp
Eine erweiterte Starttechnik ist der Stufenschlepp. Hier wird das Fluggerät wie oben beschrieben mit einer Aufrollwinde in die Luft gezogen. Ist das Fluggerät kurz vor der Winde angekommen, wird nun nicht ausgeklinkt, sondern nur vom Windenfahrer die Zugkraft vom Seil genommen. Das Fluggerät kann nun mit angehängtem Seil und seiner gewonnenen Höhe zum Ausgangspunkt (oder weiter) zurückfliegen. Dort dreht das Fluggerät wieder in Richtung Winde und kann abermals von der Winde angezogen werden. Mit dieser Technik kann eine größere Flughöhe erreicht werden. Diese wird eigentlich nur durch die Länge des Seils begrenzt. Diese Technik ist im Segelflug nicht möglich, da der Windenfahrer angewiesen ist, wenn das Flugzeug am Seil eine Kurve fliegt, das Seil zu kappen.
Seiltypen
Im Umfeld der Segelflieger kommen traditionell Schleppseile aus Stahl mit einer Stärke von 4 bis 5 mm und einer Länge von 1.000-1.500 m zum Einsatz. Aktuelle Systeme verfügen heutzutage über Kunststoffseile, was zu einer erheblichen Gewichtsreduzierung und damit zu einer besseren Ausklinkhöhe führt. Außerdem sind die leichteren Kunststoffseile erheblich leichter auszuziehen.
Bei den Gleitschirmen und Hängegleitern finden schon länger Kunststoffseile Anwendung, da mit geringeren Zugkräften gearbeitet wird.
Ein gerissenes Stahlseil kann auf zwei verschiedene Weisen repariert werden:
- Es wird zunächst mit Seilklemmen (Aluminium-Hülsen in ovaler Form) provisorisch geflickt („Nagelstelle“) und muss bei der nächsten Gelegenheit (spätestens vor Beginn des nächsten Flugtages) durch Spleißen dauerhaft repariert werden.
- Vorteil: Kostengünstig, nur (billiges) Spleißwerkzeug erforderlich.
- Nachteil: Langsame Ausführung (> 30 Minuten), Übung erforderlich.
- Es wird mit speziellen Seilklemmen (Verzinnte Kupfer-Hülsen in Form einer "8") dauerhaft repariert („Nagelstelle“). Eine zugelassene, oft verwendete, dauerhafte Klemme ist z. B. „Nicopress" der US-Amerikanischen Firma „The National Telephone Supply Company“.
- Vorteil: Schnelle Ausführung (wenige Minuten), einfache Handhabung.
- Nachteil: Teure Verbindung (ca. 3€/Nagelstelle) + Anschaffung der Nicopress-Zange (ca. 250 - 300€), Stand 2008.
Gerissene Kunststoffseile werden gespleißt. Dies ist jedoch deutlich einfacher (und schneller) als bei den Stahlseilen und mit wenigen Handgriffen möglich.
Ein Nachteil vom Kunststoffseil ist jedoch, dass es sich leichter an diversen Bauteilen einhaken kann und somit zu ungewollten Schäden führt. Daher muss bei einer Umstellung die komplette Seilführung (in der Winde) überarbeitet werden.
Winden
Die Konstruktion der Schleppwinde ist stets davon abhängig wofür sie später genutzt werden soll. Bei Gleitschirmen, die nur geringe Geschwindigkeitsbereiche erreichen müssen, reicht ein kleiner Windenmotor vollkommen aus. Bei modernen Segelflugzeugen, mit hohen Geschwindigkeitsbereichen, sind größere Motoren nötig.
Ältere Segelflugzeugschleppwinden haben Motoren mit wesentlich weniger Leistung als heutige. Aber für die Flugzeuge, die damals zur Verfügung standen (z. B. Baby oder FES) reichte diese Leistung, denn sie wogen weniger und hoben bei geringeren Geschwindigkeiten ab. Ein Beispiel für eine solche Winde ist die auf DDR-Gebiet weit verbreitet gewesene Maybachwinde. Ihren Nachfolger in der DDR bildete die vielseitige und weit verbreitete Herkules 3.
Moderne Schleppwinden für Segelflugzeuge haben Antriebsmotoren mit über 200 kW, um auch schwere Segelflugzeuge sicher in die Höhe zu katapultieren. Für Gleitschirme sind Motoren im Einsatz, die eine Zugkraft von ca. 1-1,3 kN ausüben. Anstelle von Auto-, Mähdrescher-, Schiffs- und Motorradmotoren werden heute auch vermehrt Elektromotoren eingesetzt.
Die Steuerung erfolgt meist manuell, wobei sich auch vereinzelt automatische Steuerungen etabliert haben. So hat u.a. die Segelfluggruppe SFG-Wershofen eine eigene SPS-basierte Motorsteuerung entwickelt, die es erlaubt, jeden Start identisch zu gestalten. Der Windenfahrer wird somit entlastet und braucht nur zur Beobachtung im Führerhaus der Winde zu sitzen. Vor dem Start wird eine gespeicherte Einstellung für verschiedene Flugzeugtypen gewählt und der Wind eingestellt, danach wird der Schleppvorgang eingeleitet und die Steuerung übernimmt bis zum Ausklinken die Kontrolle.
Damit der Windenfahrer das Schleppseil nach dem Ausklinkvorgang schlaufenfrei auf die Seiltrommel aufspulen kann, wird es von einem Seilfallschirm beim Herabfallen abgebremst und dadurch auf Spannung gehalten. Der Seilfallschirm öffnet sich nach dem Ausklinken selbsttätig durch den Fahrtwind, während er während des Startvorgangs durch den Zug am Seil straffgezogen wird, und nicht aufgehen kann.
Flugsicherheit
Die Sicherheit des Windenschlepps hängt von der Erfahrung des Windenfahrers, des Piloten und vom verwendeten System ab.
- Fluggeräte, deren Flugrichtung zu weit von der Zugrichtung der Winde abweicht, können in einen Lockout geraten. Hierbei dreht sich das Fluggerät weiter zur Seite, ohne dass der Pilot noch gegensteuern kann droht mit hoher Geschwindigkeit zu Boden zu stürzen. Als Gegenmaßnahme bei bereits eingeleitetem Lockout hilft nur eine sofortige Reduzierung der Zugkraft durch Ausklinken oder Kappen des Schleppseils.
- Ein mögliches Problem ist das Verhängen des Seils in der Trommel. Bei der Aufrollwinde führt dies zu einem Stopp der Zugkraft, während das Fluggerät in den Segelflug übergeht. Somit bleibt dem Piloten genügend Zeit, um die Auslöseklinke zu betätigen und sich vom Schleppseil zu trennen. Bei der Abrollwinde hingegen kann ein Verhängen des Seils in der Trommel zur erhöhten Zugkraft und in Folge dessen zu einem gefährlichen Lockout führen. In diesem Fall muss das Seil sofort ausgeklinkt bzw. gekappt werden.
- Ein weiteres mögliches Ereignis ist das Verhängen des Seils am Boden. Das Fluggerät verhält sich, als ob es von einer Winde mit erheblich kürzerem Seil gezogen wird. Auch in diesem Fall ist ein Startabbruch durch Ausklinken, oder Kappung des Seils zur Vermeidung eines Unfalls erforderlich.
- Bei einem Seilriss oder einem spontanen Bruch der Sollbruchstelle lässt die Zugkraft auf das Fluggerät plötzlich und überraschend nach. Die erste Maßnahme ist in diesem Fall, das Fluggerät in einen regulären Flugzustand zu bringen. Anschließend wird der am Fluggerät hängende Seilrest ausgeklinkt. Je nachdem, in welcher Höhe Seilriss oder Bruch der Sollbruchstelle geschah, wird anschließend direkt die Landung eingeleitet, oder eine normale Landevolte eingeleitet.
- Wenn der Anstellwinkel des Fluggeräts zu steil gewählt wird, kann es zu einem Strömungsabriss, oder einer Überlastung des Fluggeräts kommen. In beiden Fällen ist ein Absturz wahrscheinlich. Um dies zu vermeiden, ist im Windenseil kurz vor dem Fluggerät eine Sollbruchstelle eingebaut. Die Sollbruchstelle zerreißt oberhalb einer durch ihre Bauform vorgegebenen Belastung. So kann es nicht zur Überlastung kommen.
- Wenn die Winde während des Schlepps ausfällt, lässt die Zugkraft lässt nach und das Fluggerät kann keine weitere Höhe gewinnen. Wie beim Seilriss wird das Fluggerät stabilisiert und das Seil ausgeklinkt. Anschließend bleibt dem Piloten je nach Flughöhe nur wenig Zeit wieder zu landen.
Startvorgang
In der Regel erfolgt die Kommunikation zwischen Start und Winde per Telefon oder Funk. Ein übliches Gespräch zwischen diesen Stellen würde lauten: Start: Ein (Flugzeugtyp) (Ein-/oder Doppelsitzig) am ~seil Startklar; Seil anziehen. Winde: Ein (Flugzeugtyp) (Ein-/oder Doppelsitzig) am ~seil ; Seil läuft. Start: Seil straff, Seil fertig. Winde: Straff, Fertig - Windenfahrer leitet Startvorgang ein. Start: frei (Wenn das Flugzeug abgehoben hat) Winde: frei. Start: Seil ab, ende. (Wenn das Flugzeug ausgeklinkt hat) Winde: Seil ab, ende. (Ende des Gesprächs, Windenfahrer zieht das Seil ein)
Wichtig: Es sollte NIE versucht werden, ein Fluggerät mit einem Seil an einer fixen Stelle (z.B. einem Baum) zu befestigen. Durch den 'Lockout-Effekt' besteht Lebensgefahr für den Piloten! Das Fluggerät wird bei zu starker Zugkraft (z.B. durch Windböen verursacht) seitlich ausbrechen und zu Boden stürzen. Fluggeräte wie Gleitschirme oder Hängegleiter sind keine Lenkdrachen und zeigen an einem fixen Seil ein komplett anderes Flugverhalten.Weblinks
- Das Skylaunch Windenalbum, Sammlung von verschiedensten Winden
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