- Minerva (1834)
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Die Minerva war das erste mit einer Dampfmaschine betriebene Schiff auf dem Zürichsee und das erste mit eiserner Schale in Europa. Es war zudem der erste fahrplanmässige Einsatz eines Dampfschiffes auf dem europäischen Kontinent. Die erste Fahrt erfolgte am 19. Juli 1835. Der Name nahm Bezug auf die Göttin Minerva.
Inhaltsverzeichnis
Bau und Inbetriebsetzung
Den Auftrag zum Bau der Minerva erteilten die beiden Unternehmer Franz Carl Caspar, Gründer der «Dampfschifffahrtsgesellschaft für den Bodensee und Rhein», und Johann Jakob Lämmlin, einem Fachmann auf technischem Gebiet, die zuvor das Unternehmen «Caspar und Lämmlin, Unternehmer der Dampfschiffahrt auf dem Zürcher- und Walensee» gegründet hatten. Gebaut wurde das Schiff von der Maschinenfabrik William Fairbairn in Manchester.[1] Im November 1834 verliess das Dampfschiff unter dem Namen Vulkan die englische Ostküste und gelangte über die Nordsee und den Rhein nach Mannheim, Basel und Kaiseraugst. Dort wurde sie zerlegt und mit Fuhrwerken an den Zürichsee transportiert.[2]
Nach ihrem Zusammenbau erfolgte am 20. Juni 1835 bei der «Holzschanze» am heutigen Utoquai in Zürich der Stapellauf; danach wurde die Innenausstattung vollendet und das Schiff auf den Namen Minerva umgetauft. Die geladenen Gäste versammelten sich am 19. Juli 1835 unter Kanonendonner und Glockengeläute auf dem Stadtzürcher Bauschänzli zur Jungfernfahrt der Minerva. Pünktlich um 11 Uhr legte sie zu ihrer ersten Fahrt nach Rapperswil ab und erreichte ihren Bestimmungsort zwei Stunden später, wo ein «glänzendes Mittagessen mit Musik und Tanz stattfand. Abends 6 Uhr fuhr dasselbe wieder von Rapperswil ab, landete zirka 8 Uhr glücklich bei der Bauschanze und wurde mit allgemeinem Jubel begrüsst».[3] Die «Zürcherische Freitagszeitung» berichtete über die Jungfernfahrt: «Die weiss und grüne Fahne [das Wappen des Kantons St. Gallen] schwellte sich, der Dampf fing mit einen eigentlichen, rauschenden Getöse, gleich der Stimme eines Ungeheuers, an zu arbeiten; ein Kommandowort, das Schiff machte eine Schwenkung und fuhr dann pfeilschnell mitten durch die Seefläche hin, bis man es allmählich aus den Augen verlor.»
Bereits am 20. Juli 1835 nahm die «Minerva» ihre regelmässigen Fahrten auf der Strecke Zürich–Rapperswil.[3] Landestege gab es nur in Zürich und in Rapperswil: Wer während der Fahrt zusteigen oder aussteigen wollte, wurde in einem Boot zum Schiff bzw. zum Ufer gefahren.
Kritische Stimmen sagten, der Erfindung sei nicht recht zu trauen, man sei keinen Augenblick sicher, «ob der Kessel berste und die ganze Herrlichkeit in die Luft jage». Bereits drei Tage nach der Jungfernfahrt kam es zu einem harmlosen Zwischenfall, als einige beim Kessel liegende Holzsstücke in Brand gerieten – bis 1855 wurden die Dampfschiffe auf dem Zürichsee ausschliesslich, bis 1868 teilweise mit Holz befeuert. Der Steuermann fuhr zur Beruhigung der Passagiere umgehend ans Ufer.[3]
Obwohl sich der kommerzielle Erfolg zunächst in Grenzen hielt, war die erste Fahrt der «Minerva» der Beginn eines neuen Zeitalters im Transportwesen. Schon zwei Jahre später nahm der nächste Dampfer auf dem Zürichsee seinen Betrieb auf. 1839 wurde die Minvera für weitere Fahrten auf den Walensee verlegt und durch den Dampfer «Republikaner» ersetzt.[3]
Technische Daten
Die Minerva, später Splügen getauft, hatte eine Länge von 33,6 m und eine Breite von 4,8 m.[3] Das Schiff bot etwa 500 Personen Platz. Es legte die rund 30 Kilometer von Zürich nach Rapperswil in zwei Stunden zurück und erreichte somit eine Geschwindigkeit von 15 km/h. Der Holzverbrauch betrug etwa fünf Klafter Tannenholz, also ungefähr 15 Kubikmeter. Ausgerüstet war der Dampfer mit zwei Hochdruckmaschinen von je 25 PS.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Firmengeschichte William Fairbairn & Sons
- ↑ Zürichsee-Schiffahrtsgesellschaft: Die Chronologie der ZSG.
- ↑ a b c d e Hundert Jahre. Bilder aus der Geschichte der Stadt Zürich in der Zeit von 1814–1914. Zürich 1914/1915.
Weblinks
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