- Cheng-Han
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Cheng-Han (chin. 成漢 / 成汉, Chéng Hàn) war einer der zahlreichen chinesischen Kleinstaaten während der Periode der Sechzehnkönigreiche. Er wurde im Jahre 306 von Li Xiong (李雄) gegründet und im Jahre 347 von einem General der Östlichen Jin-Dynastie vernichtet. Sein Territorium befand sich hauptsächlich in der heutigen chinesischen Provinz Sichuan, die Hauptstadt war Chengdu, in seiner größten Ausdehnung umfasste er auch Gebiete im heutigen Yunnan und Guizhou.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Errichtung der Cheng-Han
Die Führungsschicht der Cheng-Han bestand aus zwei Blöcken mit sehr unterschiedlicher Herkunft. Das erste Block (inklusiv die spätere Kaiserfamilie) bestand aus Einwanderern aus dem chinesischen Kernland (heutigen Provinzen Shaanxi, Shanxi und Hunan). Sie waren vor den Unruhen am Ende der Westlichen Jin nach Sichuan geflohen. Das zweite Block bestand aus lokalen Großfamilien, die in Sichuan ansässig waren und dort traditionell Einfluss und Ansehen besaßen.
Die Ursache der Unruhe, an deren Ende sich die Region selbständig erklärte, waren die Bemühungen der lokalen Beamter, die Spannungen zwischen den Einwanderern und den Ansässigen zu lösen, indem sie einen Frist setzten, an dem die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren mussten, oder sie würden zwangsdepotiert. Da die Lage in Zentralchina sich nicht gebessert hatte -- die Zentralregierung war immer noch von Wirren geplagt und so schwach wie eh und je, war es selbstverständlich, dass eine Zwangsdeportation von den Flüchtlinge als Todesurteil angesehen wurde. 301 rebellierten sie unter der Führung von Li Te (李特) gegen die Maßnahme. Die Rebellion war eine Verzweiflungstat und anfangs sahen die Chancen der Rebellen nicht gut aus. Li Te starb in einer Schlacht gegen eine Armee aus regulären Jin-Soldaten und Paramilitärs der lokalen Grundbesitzer. Sein Bruder und Nachfolger Li Liu (李流) starb kurz darauf an Krankheit.
Erst danach änderte der neue Anführer, Li Lius Song Li Xiong, seine Taktik, indem er versuchte, einen Konsens mit den lokalen Größen zu erzielen und gemeinsam gegen die unliebsame Jin-Regierung vorzugehen. Li Xiong fand seinen Verbündeten in Yang Changsheng (范长生). Yang war nicht nur ein Lokalgröße, er war auch Anführer einer taoistischen Sekte. Mit diesem Verbündeten fanden die Aufständischen endlich lokale Unterstützung. Das Blatt wendete sich.
303 eroberten die Aufständischen die Provinzhauptstadt Chengdu. Im Jahr darauf rief sich Li Xiong zum König von Chengdu aus. Zwei Jahre später rief er sich dann zum Kaiser von Cheng aus. Seinen Verbündeten, dem er seinen Sieg verdankte, vergaß Li nicht. Fang wurde Großwesir des Staates, später wurde er sogar als Oberster Priester des Staates verehrt. Er erhielt weitreichende eigene Macht, zum Beispiel musste er von seinem Gebiet keine Steuern an den Kaiserhof abführen und durfte selbst Steuern erheben.
Entwicklung
Li Xiong regierte 30 Jahre lang, in denen Cheng-Han relativ stabile politische Verhältnisse aufwies. Der Steuerlast war gering und die Wirtschaft erholte sich gut. In Gegensatz zum übrigen China war das von Cheng-Han regierte Gebiet friedlich und das Land prosperierte.
Bei der Wahl seines Nachfolgers machte er jedoch einen entscheidenden Fehler. Statt wie landesüblich seinen Sohn zum Kronprinz zu machen, bestimmte er seinen älteren Bruder als Nachfolger. Dies führte zu einem bewaffneten Kampf um den Thron zwischen dem neuen Kaiser und dem vergrämten Prinzen. Zwar gewann am Ende der Prinz den Kampf und wurde zum neuen Kaiser ausgerufen, doch die Ruhe im Land war dahin. Die durch die Milde von Li Xiong mühsam zusammengehaltenen Risse zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen brachen erneut auf. Dem neuen Kaiser fehlte die nötige politische Feinfühligkeit, um die Krise auch nur ansatzweise zu meistern. Stattdessen hegte er Misstrauen und Zweifel gegen jeden. Mit Terror versuchte er seine Regierung zu stabilisieren.
338 erhob sich ein Verwandter, Li Shou (李寿), ein Enkel von Li Te, und stürzte den Tyrannen. Li Shou änderte den Namen des Staates von Cheng auf Han (weswegen die gesamte Dynastie Cheng-Han genannt wird). Die letzten beiden Kaiser versuchten zwar noch, die Situation wieder zu beruhigen, doch Aufstände der Minderheiten und Naturkatastrophen machten ihre Bemühungen zunichte.
Untergang
Dezember 349 holte der ehrgeizige und eigenmächtige General der Östlichen Jin-Dynastie Huan Wen (桓温) zu einem Eroberungsfeldzug gegen Cheng-Han aus. Tan war einer der genialsten Generäle jener Zeit. Als die Nachricht über seinen Feldzugs in die Hauptstadt der Östlichen Jin kam, gingen alle davon aus, dass er sich eine blutige Nase holen würde: Sichuan galt von jeher wegen seines gebirgigen Geländes als schwer einzunehmen und Tan hatte nur etwa 10.000 Mann, meistens leicht bewaffnet.
Tan setzte jedoch auf seine Beweglichkeit. Elegant manövrierte er die Haupttruppen aus, die der Cheng-Han-Kaiser gegen ihn gesandt hatte und tauchte unvermittelt vor der Hauptstadt Chengdu auf. Die Cheng-Han-Truppe eilte zurück zur Hauptstadt, vor deren Mauer es zum Entscheidungskampf kam. Obwohl die Überzahl der Gegner die Oberhand zu gewinnen schien und das Pferd von Tan Wen von mehreren Pfeilen getroffen wurde, ließ er zu einem verzweifelten Angriff blasen (anderen Berichten zufolge missverstandt der Trommler seinen Befehl und blies zum Angriff). Das Blatt wendete sich schlagartig. Die Jin-Soldaten konnten das Tor der Stadt besetzen und so in die Stadt marschieren. Der letzte Cheng-Han-Kaiser flüchtete und kapitulierte. Er wurde gefangen genommen und zur Jin-Hauptstadt geschickt, wo er sehr viel später an Altersschwäche starb.
Kaiser der Cheng-Han
Ehrenname1 Name 2 Tempelname3 Regierungszeit Anmerkungen Wu
(武帝)Li Xiong (李雄) Ahne Tai
(太宗)304-334 304 rief sich Li Xiong zum König von Chengdu aus. Ab November 306 nannte er sich Kaiser. Ai
(哀帝)Li Ban
(李班)334 Älterer Bruder von Li Xiong, wurde vom Li Qi getötet, war weniger als ein halbes Jahr auf dem Thron. Li Qi
(李期)334-338 Sohn von Li Xiong, tötete Li Ban und setzte sich selbst zum Kaiser ein. Wurde von Li Shou abgesetzt und zum Herzog degradiert. Wenig später ermordet. Zhao Wen
(昭文帝)Li Shou (李寿) Ahnen Zhong (中宗) 338-343 Li Shou war ein Cousin von Li Qi. Nach Li Qis Thronbesteigung wurde er zum König von Han ernannt. Er nutzte die Isolation von Li Qi aus, die Li Qi selbst durch seine Schreckensherrschaft erzeugt hatte und setzte Li Qi ab. Er änderte den Namen des Staates in Han. Li Shi (李势) 343-347 Nach kurzem Widerstand musste Li Shi 347 gegenüber den Östlichen Jin kapitulieren. Er wurde zur Hauptstadt der Jin nach Nanjing gebracht und starb dort im Jahre 361 - Der Ehrenname ist der Name des Kaisers, den er nach seinem Tod zur Ehrung erhalten hat. Das ist auch der geläufige Name des Kaisers, den die meisten Chinesen kennen.
- Der richtige Name (sozusagen der bürgerlicher Name) des Kaisers. Diesen Namen kennt man relativ selten. Nach chinesischer Tradition steht hier der Familienname an der ersten Stelle, gefolgt vom Vornamen.
- Der Tempelname wird einem Kaiser posthum verliehen, wenn er als Ahne im kaiserlichen Ahnentempel aufgestellt wird. Nicht alle Cheng-Han-Kaiser haben einen Tempelnamen.
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