Chiaroscuro-Effekt

Chiaroscuro-Effekt
Caravaggio (um 1600): Die Lichtregie ignoriert die Lichtquelle zugunsten des dramatisierenden Helldunkel-Effekts.

Chiaroscuro (italienisch: „hell-dunkel“), Hell-Dunkel-Malerei, auch franz.: Clair-obscur, bezeichnet ein in der Spätrenaissance und im Barock entwickeltes Gestaltungsmittel der Grafik und Malerei, das sich durch Hell-Dunkel-Kontraste auszeichnete und sowohl der Steigerung des Räumlichen als auch der des Ausdrucks diente.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Helldunkel ist die Eindeutschung des künstlerischen Stilbegriffs chiaroscuro; gemeint sind damit die Mal- und Sehweisen der Malerei insbesondere des Barock, wie sie sich zum Beispiel bei Caravaggio oder bei Rembrandt van Rijn ausmachen lassen. Im Gegensatz zum sanften Sfumato Leonardos ging es den Malern des 16. und 17. Jahrhunderts vor allem um den dramatischen Ausdruck, der sich in der Ölmalerei durch ins Licht gerückte Sujets vor dunklem Hintergrund erreichen ließ.

Verwendungen und Wirkungen

Der Künstler bedient sich der Wirkung von Licht und Schatten, um Körper und Formen deutlicher zu modellieren und in ihrer Räumlichkeit zu betonen, um dramatische Effekte zu steigern oder um eine ausdrucksvolle Stimmung zu erzeugen. Die Nuancen in der Abstufung der Helligkeitswerte reichen von gehöhten Partien bis zu Spitzlichtern und Schlagschatten.

Malerische Verwendung des Chiaroscuro im Rokoko: Das Wölkchen scheint sich durch den Akzent des Schattens aus der Fläche vor die Stukkatur zu erheben
Niccolò Vicentino: Saturn. Clair-obscur-Holzschnitt von vier Druckstöcken in Schwarz und verschiedenen Grautönen (16. Jh.)

Malerei

Einer der frühesten Maler, der das Chiaroscuro definierte, war Leonardo da Vinci. Er unterschied zwischen luce (Leuchtlicht) und lumen (Körperlicht), sowie natürlichem und künstlichem Licht.[1]

Eine besonders dramatische Form – Tenebrismo genannt - entwickelte Caravaggio kurz vor 1600, der hartes, gerichtetes Licht einsetzte, um die Figuren aus der Umgebung herauszuheben und ihre inneren Spannungen gesteigert zum Ausdruck zu bringen. Rembrandt van Rijn nutzte Helldunkeleffekte in vielen seiner Grafiken und Gemälde, insbesondere auch zur Darstellung seelischer Befindlichkeiten. Georges de la Tour, Peter Paul Rubens, Francisco de Zurbarán und Diego Velazquez waren ebenfalls Meister dieser Technik.

Grafik und Zeichnung

Chiaroscuro-Zeichnung sind solche auf farbigem Papier mit einer dunklen Farbe und weißen Hervorhebungen, die die Gegenstände plastisch erscheinen lassen. Bei Holzschnitten bezeichnet man mit Clair-obscur die Methode, Schatteneffekte und damit Plastizität dadurch zu erzeugen, dass unterschiedlich dunkle Partien von unterschiedlichen Holzblöcken gedruckt werden.

Der Clair-obscur-Holzschnitt (Hell-Dunkel-Schnitt) ist eine Variante der Holzschnitt-Technik, die einen malerischen Effekt erzielt, wie er in der Zeichnung angestrebt wird. Ziel des Verfahrens ist dort eine Helldunkelwirkung, die durch Pinsel- oder Federzeichentechnik auf farbigem Fond erreicht werden kann. Solche Zeichnungen sind dadurch gekennzeichnet, dass Schattenpartien getuscht sind und mittels Deckweiß Lichter aufgesetzt sind, wie zum Beispiel in so genannten gehöhten Zeichnungen).

Der Druck erfolgt mittels zwei bis drei verschieden geschnittener Stöcke. Der erste gibt die schwarzlinige Zeichnung wieder, der zweite einen (Helligkeits-)Tonwert. Der dritte Druckstock kann eine dunklere Variante des Tons hinzufügen, die zwischen dem des ersten und zweiten Druckstocks liegt. Die Licht-Wirkung entsteht, indem auf allen Druckstöcken durch Ausschneiden die entsprechenden beleuchteten Stellen frei gelassen sind. An diesen Stellen ist dann das Weiß der Papierfarbe zu sehen.

Musik und Film

Der Chiaroscuro-Effekt ist ein Abstufungseffekt in der Musik. Wenn sich Tutti- und Solo-Passagen (beim Concerto grosso gespielt durch: Ripieno und Concertino) abwechseln, dann wechselt die Lautstärke allein durch die Besetzungsunterschiede. Der Begriff Chiaroscuro-Effekt wird ebenfalls zur Beschreibung ähnlicher Wirkungen in Film und Photographie verwendet. Für den Film noir ist der "Chiaroscuro-Effekt" von großer Bedeutung und gilt als charakteristisches Merkmal dieser Stilrichtung.

Bedeutende Vertreter

Literatur

  • Lexikon der Kunst. Berlin 1981; Bd. III, S. 7ff.: „Licht und Schatten“
  • Stilegger, Marcus: Film noir, in: Sachlexikon des Films, Hrsg. Thomas Koebner, Stuttgart 2007, S. 224 ff.

Einzelnachweise

  1. Ernst Strauss: Koloritgeschichtliche Untersuchungen zur Malerei seit Giotto, München 1972

Weblinks


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