Chief Seattle

Chief Seattle
Fotografie von Häuptling Seattle aus dem Jahr 1864

Häuptling Noah Seattle, auch Sealth, Seathl or See-ahth (* vermutlich 1786 auf Blake Island, Washington; † 7. Juni 1866 in der Suquamish-Reservation Washington) war ein Häuptling der Suquamish und Duwamish, zweier Stämme der Küsten-Salish. Er ist Namensgeber der US-amerikanischen Großstadt Seattle.

Er war Sohn eines Suquamish-Häuptlings, und als Enkel eines Duwamish-Häuptlings gehörte er selbst zum Volk der Duwamish.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren bei oder auf Blake Island, als Sohn des Schweabe von den Suquamish und der Wood-sho-lit-sa von den Duwamish, erwarb er sich schon früh großes Prestige durch Kriege gegen die Chimakum und die Jamestown-Klallam, seine Nachbarn auf der Olympic Peninsula. Für damalige Begriffe groß gewachsen, wohl über 1,85 m, nannten ihn die Franzosen in der Hudson's Bay Company Le Gros, Außerdem reichte seine gewaltige Stimme angeblich über einen Kilometer weit.

Seine erste Frau La-Dalia starb nach der Geburt einer Tochter, seine zweite Frau, Olahl, schenkte ihm drei Söhne und vier Töchter. Beide stammten aus Tola'ltu an der Elliott Bay (heute in West Seattle)

Häuptling Seattle ließ sich wohl um 1848 katholisch taufen, wobei dieser Akt seine religiöse Welt kaum verändert haben dürfte. Dennoch dominierten die Siedler, die zunehmend ins Land kamen, immer mehr sein Handeln, verdrängten den Stamm aus seinen Sammelgründen. Zudem verlor er zunehmend an Boden gegenüber Häuptling Patkanim von den Snohomish. Bei Verhandlungen in Olympia lernte er David Swinson „Doc“ Maynard kennen, mit dem ihn bald eine Freundschaft verband. Maynard sorgte dafür, dass die Siedler im frischgegründeten Seattle die Siedlung nach dem Häuptling benannten und ihn unterstützten.

Folgerichtig hielt Seattle seine Leute aus der Schlacht um Seattle heraus, weigerte sich aber, Duwamish und Snohomish gemeinsam in ein Reservat zu führen. Maynard überredete die Regierung, dem alten Häuptling die Rückkehr in das Langhaus seines Vaters in der Agate Passage zu erlauben, das als Tus-suc-cub oder Old Man House bekannt war. Seattle besuchte die nach ihm benannte Stadt und ließ sich von E. M. Sammis 1864 fotografieren. Zwei Jahre später starb er am 7. Juni in der Suquamish-Reservation in Port Madison.

Die Rede des Häuptlings Seattle

Bekannt wurde Häuptling Seattle durch die Rede, die er im Januar 1854 bei einer Anhörung vor Isaac Ingalls Stevens, dem Gouverneur des Washington-Territoriums gehalten hatte. Die Tatsache der Rede und ihre Dauer von etwa einer halben Stunde sind historisch dokumentiert. Allerdings gibt es keine authentische Niederschrift des Inhalts, sodass viele unterschiedliche - und möglicherweise verfälschte - Versionen kursieren.

Die erste bekannte Version wurde erst 33 Jahre später, 1887, von Dr. Henry A. Smith in der Zeitung Seattle Sunday Star veröffentlicht. Bereits bei dieser Version gibt es starke Zweifel an der Genauigkeit von Smiths Überlieferung. Zwar ist sicher, dass Smith bei Seattles Rede anwesend war, allerdings hat er Seattle kaum verstanden, da dieser die Rede nicht auf Englisch, sondern in seiner eigenen Sprache hielt. Eine Übersetzung hat es - wenn überhaupt - nur auszugsweise in Englisch oder wahrscheinlicher in Chinook gegeben. Die blumigen und heroischen Formulierungen gelten daher als Werk Smiths. Hinweise auf Ökologie und Naturzerstörung fehlen in dieser Version noch völlig. Ein zentraler Punkt der Rede ist vielmehr die Bedeutung des Landes für den Ahnen- und Totenkult der Indianer, ein zentraler und wahrscheinlich authentischer Satz lautet auch: "Jeder Teil dieses Landes ist meinem Volk heilig."

Computergrafik anhand eines Denkmales mit einem Ausschnitt der berühmten Rede

Eine zweite Version der Rede entstand in den 1960er Jahren, als William Arrowsmith die erste Version in ein moderneres Englisch übertrug, ohne sie im Inhalt zu verändern.

Populär wurde die Rede aber erst mit der dritten Version, die in den 1970er und 1980er Jahren in Umlauf kam. Sie hat nur noch sehr geringe Ähnlichkeit mit der ersten Version und wurde 1972 von Ted Perry für einen Film über Ökologie verfasst. Diese Version, und eine darauf basierende etwas gekürzte vierte Variante, stellen Häuptling Seattle phantasievoll als einen frühen ökologischen Visionär dar, der über die Einsichten seines Volkes in das Wesen der Natur und des Menschen spricht. Diese moderne Version faszinierte zahlreiche Menschen und gewann damit starke Bedeutung für die Umweltbewegung, für die die Rede des Häuptling Seattle genauso wie die Weissagung der Cree zu einem modernen Mythos wurde. Die Chief Seattle Speech wurde auch vertont.[1]

Literatur

  • Häuptling Seattles Rede. Lamuv. Göttingen, 1996 (aus dem Englischen: "How can one sell the air? Chief Seattle's Vision". Editors: Elli Gifford and R. Michael Cook. The Book Publishing Company, Summertown, TN, USA, 1992)
  • Rudolf Kaiser (Herausgeber): Die Erde ist uns heilig. Die Reden des Chief Seattle und anderer indianischer Häuptlinge. Herder Verlag: 4. Aufl. (1996). ISBN 3-451-04079-4
  • Susan Jeffers, Die Erde gehört uns nicht. Wir gehören der Erde. (Bilderbuch nit der Botschaft des Häuptlings Seattle) Carlsen Verlag, ISBN 3-551-51440-2

Einzelnachweise

  1. Beispielsweise in dem, mit dem Native American Music Award als Best Historical Recording ausgezeichneten, Album At the Cross Roads von Red Hawk NAMA 10 WINNERS. Native American Music Awards. Abgerufen am 21. April 2009.

Weblinks


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