Pflanzkübel (Stadtgestaltung)

Pflanzkübel (Stadtgestaltung)
Pflanzkübel, klassisches Design, klassischer Werkstoff

Pflanzkübel sind neben Pollern, Bänken, Totems (mit und ohne Beleuchtung) und Abfallentsorgungselementen wesentliche Ausstattungsdetails des öffentlichen Raums, vor allem aber von Fußgängerflächen, zumal in Abgrenzung zur befahrenen Straße. Ihre weite Verbreitung und stadtgestalterische Unverzichtbarkeit gehen darauf zurück, dass sie die Bedingungen an die kleinräumige Gestaltung öffentlicher Flächen besonders gut erfüllen: Sie verbinden Ästhetik und Ökologie („Grüne Stadt“) mit den stadtplanerisch prioritären Zielen der Sparsamkeit, der Haltbarkeit, der Reparaturfähigkeit (Vandalismussicherheit) und der Entsorgungssicherheit.[1]

Inhaltsverzeichnis

Form, Material, Ästhetik

Pflanzkübel gibt es in einer großen Vielfalt der Formen. Es dominieren jedoch deutlich der Trog im 45-Grad-Winkel und die kreisrunde Form. Sechseckkübel, Becher oder Trichter sind die selteneren Alternativen. Leicht erweitern lassen die ästhetischen wie praktischen Optionen sich durch Kombination mit anderen Repräsentanten des Stadtmobiliars: geschlossene, geöffnete Rundbankinstallationen, freie Rechteckkombinationen mit Sitzmobiliar, Werbeträgern, Entsorgungsbehältern, wie sie die Hersteller in vorkonzipierten Formen bereits fertig anbieten.

Beim Material gibt es ebenfalls eine eindeutige Präferenz. Die kommunalen und privaten Nutzer entscheiden sich ganz vornehmlich für Beton, gerne in der Variante des Waschbetons. Beton harmoniert im allgemeinen gut mit den horizontalen wie vertikalen Umgebungsflächen z. B. der Fußgängerzonen (als einem Hauptanwendungsgebiet der Pflanzkübel), vorausgesetzt, es handelt sich um versiegelte Flächen bzw. um moderne Gebäudefassaden.

Siegen: als dekoratives Element auf der Überbauung der Sieg
Holzummantelte Kübel, Siegen

Beton besticht durch seine ausgezeichneten Materialeigenschaften. Es ist äußerst robust, nahezu unverwüstlich, pflegeleicht. Er ist witterungsunabhängig, im Winter frostbeständig. Er büßt durch äußere Einwirkung welcher Art auch immer sein von vielen Bürgern als angenehm empfundenes Aussehen höchstens kurzfristig ein. Sein hohes Gewicht erschwert Entfernung und anschließende Zweckentfremdung der Behälter weitgehend. Seine außerordentliche Materialfestigkeit macht Beton widerstandsfähig gegen Angriffe von Mensch und Natur. Bei Verschmutzungen durch Hunde, Tauben, Vandalen, Nichtsesshafte etc. mit unerwünschten flüssigen, halbfesten oder festen Stoffen lässt der Kübel sich mit dem Hochdruckreiniger stets bequem säubern, so dass das gelegentlich zu beobachtende Phänomen, dass die Kübel „an den Wochenenden als Müll-und Brecheimer herhalten“,[2] kaum dauerhafte Beeinträchtigungen bewirkt.

Pflanzkübel sind in der Unterhaltung kostengünstig, was sie geradezu zu einem „Liebling“ der Stadt- und Gemeindeverwaltungen macht. Die moderne Betonforschung und –entwicklung liegt in den Händen bewährter Groß- und Kleinhersteller und mit ihnen eng kooperierender Forschungseinrichtungen.[3] Sie hat inzwischen historisches Neuland betreten. Sie ist heute in der Lage, dem Werkstoff, den mancher in der Vergangenheit mitunter als „langweilig“ ablehnte, ein nahezu naturgetreues Aussehen zu geben (Bims-, Basalt-, Terracottastyle). Form und Inhalt (Baum, Strauch, Blume) sind sich heute nicht mehr fremd, sie "kommunizieren" miteinander. Mitunter wird der Kübel in einer Rundumapplikation auch mit schönem Naturholz ummantelt, was allerdings den Pflegeaufwand erhöht bzw. die Überarbeitungsintervalle verkürzt.

Kritisch betrachtet werden inzwischen von manchen Stadtgestaltern Reihungen von Pflanzkübeln. Der Eindruck einer Einzäunung und Abgrenzung müsse im öffentlichen Raum vermieden werden. Sie bevorzugen deshalb den Solitär oder die kleine Gruppe. [4]

Pflanzkübel ordnen und gliedern den öffentlichen Raum. Sie bringen in dessen oft nicht sehr abwechslungsreiche Flächen Park- und Gartenatmosphäre ein. Sie vitalisieren die Stadtlandschaft. Dem Stadtbesucher ermöglichen sie im Herzen der Städte die Begegnung mit der Natur. Anders als Sitzmöbel (Bänke, Einzelsitze, manche Pollerformen) eignen sie sich nur begrenzt für den längeren sitzenden Aufenthalt. So leisten sie einen Beitrag, unschöne und den Geschäftsgang störende Erscheinungen zu verhindern, wie sie als ungepflegte Trinkergruppen von Obdachlosen ("Stadtstreicher") oder jugendlichen "Punks" immer wieder Unmut erregen.

Funktionsweise

Ein Wasserabfluss sorgt in der Regel für die Feuchtigkeitsregulierung und gute Wachstumsbedingungen. Mit Hilfe innenseitiger Ankerhülsen lassen Pflanzkübel sich auch bei hohem Gewicht leicht versetzen. Die ohnehin niedrigen Unterhaltskosten lassen sich angesichts der Beliebtheit der Pflanzkübel durch Patenschaften von Anwohnern und anliegenden Geschäfte weiter senken.[5] Bei der Auswahl und Gestaltung von Pflanzkübeln stehen dann Garten-, Friedhofs- und Forstamt den Paten beratend zur Verfügung. Diese Patenschaften bewältigen neben den finanziellen Anschaffungskosten den Pflegeaufwand, der bei sommerlichen Witterungsbedingungen ein ein- bis zweimal tägliches Gießen sowie in der Vegetationsperiode eine monatliche Wildkraut-, Wildwuchs- und Unratbeseitigung erfordert.

Einsatzweise und -orte

Fahrbahnteiler, ebenfalls Siegen

Haupteinsatzort von Pflanzkübeln sind die öffentlichen innerstädtischen Gehflächen. Ein beliebter Ort ist auch die städtische Außengastronomie (Biergärten, Straßencafés). Hier dienen sie der Eingrünung der Außenbewirtschaftungsflächen. Die Raumgliederung mit großen Pflanzgefäßen kann bei entsprechender Gestaltung und Pflege positiv zur gastlichen Atmosphäre beitragen. Eindrucksvoll ist die Ausstattung von Ladenportalen mit Gefäßen gehobenen Materials (Terracotta, tropisches Bongossi-Edelholz bzw. deren naturechte Nachbildungen) und aufwendigerer Formen.

Abseits der Einkaufszonen sind die Rund- und die Quadratform als straßenseitige Begrünung und als blühende Fahrbahnteiler vor allem lange Pflanztröge einsetzbar.

Umstritten dagegen ist ihre Verwendung als Steuerungsmittel in verkehrsberuhigten Zonen.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Siehe z. B. Bamberg: [1].
  2. Köln: [2].
  3. Betonforschung setzt auf die "jungen Wilden". Neueste Generation von Zementen und Betonen in Theorie&Praxis, 5. November 2009: [3]; Empa - eine Forschungsinstitution im ETH-Bereich: [4].
  4. Siehe z. B. Stuttgart oder Köln: [5], [6].
  5. Siehe z. B. Bornheim oder Stuttgart: [7], [8].
  6. Epfingen oder Holtenau: [9], [10].

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