Chimakum

Chimakum
Traditionelles Territorium der Chimakum auf der Olympic-Halbinsel im US-Bundesstaat Washington.

Bei den Chimakum oder Chemakum handelt es sich um einen nicht mehr existierenden Indianerstamm, der bis in die 1860er Jahre auf dem Gebiet des heutigen US-Bundesstaats Washington lebte, und dessen Angehörige sich selbst als Aqokulo bezeichneten. Entsprechend den Überlieferungen ihrer Nachbarn flohen sie vor einer Überschwemmung und trennten sich daher von den übrigen Quileute.[1] Sie lebten am Puget Sound, nahe der heutigen Stadt Port Townsend, an der Discovery Bay, bei Port Ludlow, Port Hadlock - dort befand sich der lokal bedeutsame Versammlungsplatz beim Dorf Tesetsibus - und Chimacum.

Die kleine Sprachfamilie, zu der dieser Stamm gehörte, sind die Chimakum-Sprachen. Zu ihr gehören heute nur noch die Hoh und die Quileute.

Um 1790 kämpfte der als kriegerisch geltende Stamm gegen Snohomish, Snoqualmie (Volk), Klallam, Makah und Ditidaht. Ihr Dorf war dementsprechend mit Palisaden befestigt. 1842 oder 1843 wurden sie von Skagit und Snohomish besiegt, nur 200 von ihnen (wohl Kriegern) überlebten. Der Führer der Snohomish, Patkanim, war 1848 in der Lage auf Whidbey Island ein Powwow mit 8.000 Kriegern zu veranstalten.

Um 1850 waren die Chemakum mit den Suquamish verfeindet, gegen die sie 1857 unterlagen. Zwar brachten sie 40 Kanus zusammen, doch die Männer unterlagen und wurden umgebracht oder versklavt. Sie wurden an der Mündung des Chimacum beerdigt. Die Sieger feierten drei Tage und Nächte lang, die Toten wurden enthauptet und ihre Köpfe aufgespießt.

Die Zahl der Chemakum war von etwa 400 auf 100 eingebrochen, was der Legende nach vor allem auf einen Überfall nördlicher Stämme im Jahr 1823 zurückging, wohl auf Haida. 1855 schätzte George Gibbs ihre Zahl auf 90, ein Tagebucheintrag von 1860 spricht von 73 Angehörigen, eine Angabe, die, traut man diesem Eintrag, auf den Häuptling „Gen. Gaines“ zurückgeht. Die Widersprüche in diesen Angaben ließen sich bisher nicht aufklären.

Ihr Häuptling war Kulkakhan oder General Pierce, der in der Fachliteratur früher als Klallam galt. Er war Mitunterzeichner des Vertrags von Point-no-Point von 1855, der sie dazu zwang ins Skokomish-Reservat am südlichen Ende des Hood Canal zu ziehen. Doch weigerten sie sich und wurden wohl überwiegend von den Klallam absorbiert. Franz Boas fand 1890 noch drei Chimakum in Port Gamble und Port Townsend, die ihre Sprache einigermaßen beherrschten. Er sammelte 1.250 Vokabeln und Notizen zur Grammatik.[2] In Port Gamble lernte er Louise kennen, eine Wäscherin. Außer mit ihrem Bruder sprach sie mit niemandem ihre Muttersprache. Mit anderen Indianern sprach sie Klallam, mit Weißen Chinook.

Literatur

  • Edward S. Curtis: The North American Indian, Bd. 9, “The Chimakum and the Quiliute”

Einzelnachweise

  1. Dies und das Folgende nach: S. Robert H. Ruby/John A. Brown: A Guide to the Indian Tribes of the Pacific Northwest, University of Oklahoma Press 1986, 32f.
  2. Franz Boas: Notes on the Chemakum Language, in: American Anthropologist 5 (1892) 37-44.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Chimakum — A Chimakum woman photographed by Edward S. Curtis. Total population …   Wikipedia

  • Chimakum — Parlée aux  États Unis Région   …   Wikipédia en Français

  • Chimakum-Sprachen — Verteilung der Chimakum Sprachen vor Ankunft der Europäer Chimakum ist eine aus zwei Einzelsprachen bestehende Sprachfamilie, die im Nordwesten des amerikanischen Bundesstaats Washington gesprochen wird. Die namensgebende Sprache Chimakum ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Chimakum — ISO 639 3 Code : cmk ISO 639 2/B Code : ISO 639 2/T Code : ISO 639 1 Code : Scope : Individual Language Type : Extinct …   Names of Languages ISO 639-3

  • Chimakum — noun a member of the Salishan people living in northwestern Washington • Hypernyms: ↑Salish * * * Usage: usually capitalized variant of chemakum …   Useful english dictionary

  • Indigenous peoples of the Pacific Northwest Coast — This article is about the indigenous peoples of the Pacific Northwest Coast. For other indigenous peoples see Indigenous peoples (disambiguation) Chief Anotklosh of the Taku Tribe of the Tlingit people, ca. 1913 The Indigenous peoples of the… …   Wikipedia

  • Chimakumsprachen — Verteilung der Chimakum Sprachen vor Ankunft der Europäer Chimakum ist eine aus zwei Einzelsprachen bestehende Sprachfamilie, die im Nordwesten des amerikanischen Bundesstaats Washington gesprochen wird. Die namensgebende Sprache Chimakum ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Amerikanische Indianersprachen — Die Artikel Indigene amerikanische Sprachen und Indigene Sprachen Nordamerikas überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Amerikanische Sprachen — Die Artikel Indigene amerikanische Sprachen und Indigene Sprachen Nordamerikas überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Cuitlatec — Die Artikel Indigene amerikanische Sprachen und Indigene Sprachen Nordamerikas überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”