- Chinesische Kalligraphie
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Die chinesische Kalligrafie (chin. 書法, shūfǎ, jap. 書道, shodō) ist eine Kunstrichtung, die in engem Zusammenhang mit der chinesischen Malerei steht. In beiden Künsten werden die gleichen Werkzeuge, die Vier Schätze des Gelehrtenzimmers, verwendet: Schreibpinsel, Stangentusche, Reibstein und Papier. Deshalb verwundert es nicht, dass berühmte chinesische Kalligrafen oft auch bedeutende Maler waren.
Einer der berühmtesten chinesischen Kalligrafen war Wang Xizhi, dessen Stil nach mehr als einem Jahrtausend heute noch Grundlage des Kalligrafieunterrichts ist. Die Kalligrafie wurde als wichtiger Teil der Ausbildung angesehen und sollte auch Rückschlüsse auf die Persönlichkeit ermöglichen. Wáng Xīzhī ersetzte den rechtwinkligen Duktus durch kursive Linienführung, die individuelle Gestaltung ermöglicht. Seitdem galt die Kalligrafie in China neben dem Wéi-Qí Spiel (im Westen unter dem Namen Go bekannt), der Malerei und der Musik als vierte der Künste. 四藝:琴,棋,書,畫
Das hohe Prestige der Kalligrafie zeigt sich unter anderem auch darin, dass sogar chinesische Kaiser bemüht waren, sich in Kalligrafie auszuzeichnen. Am weitesten brachte es in dieser Kunst der Kaiser Song Huizong, dessen Stil schlankes Gold (瘦金, shòujīn) einen Höhepunkt der chinesischen Kalligrafie darstellt.
Grundlage der chinesischen Kalligrafie sind die „acht Prinzipien des Schriftzeichens 永“ (永字八法, Yǒngzì Bāfǎ, Yǒng bedeutet „Ewigkeit“):
側 cè, nämlich 點 diǎn, Punkt
勒 lè, nämlich 橫 héng, Quer
努 nǔ, nämlich 直/豎 zhí/shù, geradeaus
趯 tì, nämlich 鉤 gōu, Haken
策 cè, nämlich 挑 tiāo, Abheben
掠 lüè, nämlich 撇 piě, Schräg
啄 zhuó, nämlich 短撇 duǎn piě, Picken
磔 zhé, nämlich 捺 nà, Vorwärtsdrängen
Die acht Prinzipien repräsentieren die wichtigsten Grundstriche des Kalligrafen; sie beschreiben die fünf Striche, aus denen sich das Schriftzeichen zusammensetzt.
Kategorien der chinesischen Kalligrafie
Kategorien der chinesischen Kalligrafie Deutsch Hanzi Pinyin Romaji Siegelschrift 篆書 Zhuànshū Tensho Kursivschrift (Semi-Kursivschrift) 行書 Xíngshū Gyōsho Grasschrift (Konzeptschrift) 草書 Cǎoshū Sōsho Kanzleischrift (Offizielle Schrift) 隸書
(隷書)Lìshū Reisho Regelschrift (Blockschrift) 楷書 Kǎishū Kaisho Siegelschrift Halbkursivschrift Vollkursivschrift Kanzleischrift Regelschrift Bilder zwei Schreibpinsel
Reibstein mit Stangentusche und Wasserbehälter
Siehe auch
- Chinesische Schrift
- Kalligrafie
- Orchideenpavillon
- Japanische Kalligrafie
- Liste chinesischer Kalligraphen
Literatur
- Anett Dippner, Thorsten Benkel: Zeichen der Ästhetik: Kunst, Kultur und Kalligraphie zwischen Tradition und Bedeutungsvielfalt. In: Schriftenreihe Schriften zur Kulturwissenschaft. Bd. 78, Dr. Kovač, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8300-3764-4, ISSN 1435-6589.
- Rong Fang Cao, Klaus-Dieter Hartig: Chinesische Kalligraphie: mit Pinsel und Tusche. Anleitungen und Vorlagen.. Augustus-Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-8043-0241-6.
- Bonan Guo: Einführung in die chinesische Kalligraphie. 1. Auflage. Verlag für Fremdsprachige Literatur, Peking 1995 (übersetzt von Menglian Liu), ISBN 7-119-01446-3.
- Shi Bo: Encres de Chine. Les maîtres de la calligraphie chinoise. 1. Auflage. éditions Alternatives, Paris März 2003, ISBN 2-86227-364-3.
- Jinchang Fei: Xinhua Xiezi Zidian: Chinesische Schriftzeichen. 商务印书馆, Peking Mai 2004 (Originaltitel: 新华写字字典), ISBN 7-100-03247-4 (Ein Wörterbuch mit 2500 chinesischen Schriftzeichen mit Strichfolge und Pinyin-Umschrift, jedoch alles in Charakteren geschrieben.).
Weblinks
- Hans Karssenberg: Beijing CityPoem: Water-writing. In: ErasmusPC. 14. April 2007 (ErasmusPC.com ; Stand: 29. März 2007).
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