Choral von Leuthen

Choral von Leuthen
Melodie und Text der ersten Strophe

Nun danket alle Gott ist der Titel eines evangelischen Chorals den der Eilenburger Geistliche Martin Rinckart (1586–1649) 1630 anlässlich der Hundertjahrfeier der „Augsburger Konfession“ verfasst hatte.

Der Text erschien erstmals gedruckt in Rinckarts „Jesu Hertz=Büchlein“ [1]. Die Melodie stammt gleichfalls von Rinckart. Sie wurde – zusammen mit dem dreistrophigen Text – in Johann Crügers Gesangbuch „Praxis pietatis melica“ [2] aufgenommen.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gehörte das Lied bereits zum festen Bestand vieler bedeutender evangelischer Kirchengesangbücher in Deutschland. Berühmt wurde es im 18. Jahrhundert in Anlehnung an die Schlacht von Leuthen als „Choral von Leuthen“. In der Nähe des niederschlesischen Ortes Leuthen besiegte am 5. Dezember 1757 die preußische Armee unter Friedrich II. die Österreicher im Siebenjährigen Krieg. Am Abend nach der Schlacht sollen – so die Chronisten – 25.000 Soldaten spontan „Nun danket alle Gott“ angestimmt haben. „Nun danket alle Gott“ wurde daraufhin – zunächst in Preußen, später im ganzen Reich – zur vaterländischen Hymne schlechthin.

Der Choral wurde auch 1955 im Lager Friedland nach Ankunft der offiziell letzten deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion, deren Heimkehr Bundeskanzler Konrad Adenauer erwirkt hatte, angestimmt.

Das Lied erfuhr zahllose musikalische Bearbeitungen, unter anderem durch Altnikol, Pachelbel, Telemann, J.S. Bach, Mendelssohn (2. Sinfonie), Liszt und Reger.

Es ist im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 321 verzeichnet (EG 321) und zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Kirchenliedern. Im katholischen Gesangbuch Gotteslob ist es als Nummer 266 (GL 266) sowie im Neuapostolischen Gesangbuch als Nummer 256 (NG 256) zu finden. Durch Übersetzungen in viele Sprachen ist es auch über Deutschland hinaus verbreitet.

Text

Das Lied hat drei Strophen; der Text lautet:

„Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen.
Der große Dinge tut an uns und allen Enden,
Der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an
Unzählig viel zu gut bis hierher hat getan.

Der ewig reiche Gott woll uns in unserm Leben
Ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben
Und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort
Und uns aus aller Not erlösen hier und dort.

Lob, Ehr und Preis sei Gott, dem Vater und dem Sohne
Und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone,
ihm, dem dreieinen Gott, wie es im Anfang war
Und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.“

Literatur

  • Adolf Brüssau: Martin Rinckart (1586–1649) und sein Lied „Nun danket alle Gott“; Leipzig: Schloeßmann, 1936
  • Wilhelm Büchting, Siegmar Keil: Martin Rinckart. Leben und Werk; Spröda: Pietsch-Verlag, 1996; ISBN 3-00-000740-7
  • Siegmar Keil: Martin Rinckarts Lied „Nun danket alle Gott“ im Spiegel früher Drucke; in: Eilenburger Jahrbuch 1999, S. 82–92
  • Siegmar Keil: „Nun danket alle Gott“. Ein Kirchenlied als Inspirationsquell; in: Die Tonkunst online. Das Online-Magazin für klassische Musik, Ausgabe 0510 vom 1. Oktober 2005
  • Siegmar Keil: Martin Rinckarts „Nun danket alle Gott“ in unterschiedlichen Text- und Melodiefassungen; in: Forum Kirchenmusik 2007/I, S. 4–13
  • Siegmar Keil: Der „Choral von Leuthen“ – ein preußisch-deutscher Mythos; in: Die Tonkunst 4/2007, S. 442–449

Fußnoten

  1. Martin Rinckart, Jesu Hertz=Büchlein, Leipzig 1636
  2. Johann Crüger, Praxis pietatis melica, Berlin, ab 1647

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