Choukoutien

Choukoutien
Höhle von Zhoukoudian, Fundstelle des Peking-Menschen (Aufnahme Juli 2004)

Zhōukǒudiàn (chin. 周口店地区) oder Choukoutien oder Chou Kou Tien ist ein Stadtunterbezirk des Stadtbezirks Fangshan (房山区) der chinesischen Hauptstadt Peking. Er liegt etwa 42 km südwestlich des Stadtzentrums. Zhoukoudian ist bekannt für das dort befindliche Höhlensystem.

Bedeutung erlangte die Höhle durch mehrere archäologische Entdeckungen von fossilen Tieren und Frühmenschen sowie dazugehörige Brandspuren. Unter anderem wurden hier die Reste von etwa 40 sogenannten Peking-Menschen (Homo erectus) sowie Fossilien des Shandingdong-Menschen (Upper Cave Man) gefunden.

Der Name des Hügels Longgushan über den Höhlen kann mit Drachenknochen-Hügel übersetzt werden. Dies ist eine Bezeichnung für die Verwendung von Fossilien in der Chinesischen Medizin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der wissenschaftlichen Entdeckung

Lange als Quelle für Drachenknochen bekannt, ahnte der Schwede Johan Gunnar Andersson, Bergbauberater der chinesischen Regierung, die mögliche Bedeutung der Höhle und führte selbst 1918 sowie 1921 mit dem Österreicher Otto Zdansky (auch: Otto Stausky) Ausgrabungen durch.

Nachbildung des ersten, 1929 entdeckten Schädels eines „Sinanthropus pekinensis“

Die geologische Behörde Chinas begann 1921 mit Ausgrabungen in der Unteren Höhle, unter der Leitung von Otto Zdansky. 1921 und im Sommer 1926 entdeckte sein Team einen oberen Molaren und einen unteren Prämolaren. 1927 beschrieb Zdansky diese fossilen Zähne im Bulletin of the Geological Survey, China als zugehörig zur Gattung Homo. Daraufhin warb der kanadische Arzt Davidson Black, der in Peking als Professor für Neuroanatomie und Embryologie tätig war eine großzügige Zuwendung der Rockefeller-Stiftung ein und begann 1927 mit eigenen Ausgrabungen. Nachdem auch er einen Zahn gefunden und als nicht dem Homo sapiens zugehörig identifiziert hatte, benannte er eine neue Gattung und Art, die er Sinanthropus pekinensis („Peking-Mensch“) nannte (heute wie der „Java-Mensch“ bei Homo erectus eingeordnet). 1929 fanden Pei Wenzhong und andere aus Blacks Team einen ersten kompletten Schädel.

Klüfte im Kalkstein enthielten Ablagerungen des mittleren Pleistozän mit den Resten von etwa 40 Individuen, sowie Hinterlassenschaften von Tieren, frühe Werkzeuge (Chopping Tools) und Abschläge, die bei der Herstellung anfielen. Die ältesten waren etwa 500.000 Jahre alt und gehören damit in die Zeit der Elster- oder Mindeleiszeit. Im Jungpaläolithikum wurde das Höhlensystem durch Homo sapiens wieder genutzt, auch von diesem fanden sich Reste.

Im Dezember 1941 wurden während der Kriegswirren alle bisher gefundenen Teile der altsteinzeitlichen Individuen in Kisten verpackt, um in die USA transportiert zu werden. Nur zwei Zähne wurden schon früher nach Schweden geschickt. Zum Abtransport kam es wegen der japanischen Invasion Chinas nicht mehr. Eine Theorie geht davon aus, dass Japaner die Holzkisten nach Japan bringen wollten diese jedoch bei einem Angriff zerstört wurden. Als eine andere Hypothese wird genannt, dass die Fossilien als Drachenknochen auf dem lokalen Markt gelandet sind. Von den damaligen Funden existieren nur noch Gips-Abgüsse und die Aufzeichnungen zu den Funden.

In der Umgebung sind auch heute noch weiterhin wissenschaftliche Teams beschäftigt, wobei neue Höhlen mit derzeit noch nicht identifizierten Funden entdeckt wurden.

Die Höhle als Lebensort

Die Höhle von Zhoukoudian wird häufig als einer der ersten Belege für die Benutzung des Feuers durch Menschen genannt. Während inzwischen ältere Feuerstätten gefunden wurden, bezweifeln Noel Boaz und Russel Ciochon die Kontrolle über das Feuer in den Höhlen von Zhoukoudian. Sie stellen die Altsteinzeit-Bewohner als Aasfresser dar, die – ihrer Theorie nach – nicht dort gelebt haben, sondern von Hyänen als Futter in die Höhle verschleppt wurden. Eine regelmäßige Feuernutzung konnte von Brandspur-Experten des Teams nicht festgestellt werden.

Aufnahme in das Weltkulturerbe

In den 1960ern wurde Zhoukoudian durch den chinesischen Staatsrat als bedeutendes kulturelles Relikt aufgeführt. Im Jahre 1987 wurde der Fundort von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Der Ort sei nicht nur ein Gedenkort für die prähistorische Geschichte Asiens, sondern illustriere auch den Prozess der Evolution.

Weiteres

Der Krater Choukoutien auf dem Asteroiden (243) Ida wurde nach der Höhle benannt.

Siehe auch

Literatur

  • Noel T. Boaz, Russell L. Ciochon: Dragon Bone Hill: An Ice-Age Saga of Homo erectus Oxford University Press, New York 2004 ISBN 0-19-515291-3
  • Deborah A. Bakken: Taphonomic Parameters of Pleistocene Hominid Sites in China (Online)

Belletristik

  • Nivole Mones: Die Jadefrau. Blanvalet Verlag, ISBN 3-442-35388-2

Weblinks

Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch


39.689166666667115.923888888897Koordinaten: 39° 41′ 21″ N, 115° 55′ 26″ O


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