Seydlitz (1903)

Seydlitz (1903)
Seydlitz (1903)
Postflagge 1892-1918.svg Flag of Weimar Republic (merchant).svg
Stapellauf (Schiffstaufe): 25. Oktober 1902
Indienststellung: 4. Juni 1903
Bauwerft: F. Schichau, Danzig
Passagiere: 110 I.Klasse
115 II.Klasse
138 III.Klasse
1940 Zwischendeck (nicht als RPD)
Besatzung: 190 Mann
Baukosten: 3,89 Millionen Goldmark
Technische Daten
Vermessung: 7.942 BRT
Tragfähigkeit: 9000 tdw
Länge über alles: 143,15 m
Breite: 16,90 m
Tiefgang: 10,9 m
Maschinenanlage: 2 Vierfach-Expansions-Dampfmaschinen
Anzahl der Schrauben: 2
Leistung: 6.500 PSw
Höchstgeschwindigkeit: 14 kn
Verbleib
1933 abgebrochen

Das kombinierte Fracht- und Passagierschiff Seydlitz war das dritte Schiff der Feldherren-Klasse des Norddeutschen Lloyd (NDL).

Inhaltsverzeichnis

Namensgeber

Friedrich Wilhelm Freiherr von Seydlitz-Kurzbach (1721–1773) war ein preußischer Kavalleriegeneral und gilt als einer der bedeutendsten Kavallerieführer Preußens.

Geschichte

Reichspostdampfer

Die Seydlitz fuhr ab dem 5. August 1903 im Reichspostdampfer-Dienst zwischen Europa und Ostasien (insgesamt sechs Rundreisen) und ab Februar 1905 auch 18 Rundreisen nach Australien. Dazu kamen sieben Rundreisen zwischen Europa und New York zwischen März 1906 und April 1914, eine Reise nach Philadelphia im Oktober 1913 sowie im März 1913 die einzige Südamerikafahrt eines Reichspostdampfers.

Im Oktober 1913 konnte sie auf dem Weg nach Philadelphia mit vielen anderen Schiffen (u. a. dem NDL-Dampfer Grosser Kurfürst) im Atlantik dem in Brand geratenen britischen Auswandererschiff Volturno helfen und 46 Schiffbrüchige retten.

Am 3. Juni 1914 war die Seydlitz planmäßig nach Australien ausgelaufen. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges befand sich das Schiff in Sydney. Es konnte aber den Hafen am 3. August 1914 noch verlassen und floh unter Kapitän Leuß nach Valparaíso.

Kriegseinsatz

Als das deutsche Ostasiengeschwader unter Vizeadmiral Graf Spee vor der südamerikanischen Küste erschien und dem erfolgreichen Seegefecht bei Coronel am 1. November 1914, lief die Seydlitz mit 4150 t Kohlen zur St.-Quentin-Bucht, um das Geschwader ab dem 21. November zu versorgen. Sie übernahm auch von anderen deutschen Dampfern Kohlen und folgte dem Geschwader als eines von drei Hilfsschiffen am 26. November in den Atlantik. Am 8. Dezember traf man bei den Falklandinseln auf ein überlegenes britisches Geschwader.

Nur der Kleine Kreuzer Dresden und die Seydlitz konnten entkommen. Ein Zusammentreffen der beiden flüchtigen Schiffe gelang nicht. Die Seydlitz versteckte sich in verschiedenen patagonischen Häfen (San Antonio 10. Dezember, San Jose) und wurde schließlich am 24. Januar 1915 in Puerto Militaire, Bahía Blanca, Argentinien interniert. 1917 zerstörte die Besatzung die Maschine.

wieder im Dienst des NDL

Nach Kriegsende brauchte das Schiff aufgrund des Columbus-Abkommens vom Herbst 1921 (wie das Schwesterschiff Yorck und vier weitere Frachter: Gotha, Göttingen, Holstein, Westfalen) nicht an die Siegermächte ausgeliefert werden. Diese Schiffe hatten den Krieg in Südamerika verbracht und waren erst 1920 (die Seydlitz wegen der zerstörten Maschine im Schlepp) nach Deutschland zurückgekehrt und daher nicht sofort ausgeliefert worden. Dem NDL waren die sechs Schiffe beim Wiederaufbau von null (größtes verbliebenes Schiff war der Tender Grüssgott mit 725 BRT) wichtiger als ein 32000 BRT großer Atlantikdampfer. Die 1913 bei Schichau in Danzig in Auftrag gegebene Columbus (I) kam als Homeric an die White Star Line. Die Berechtigung ihrer Auslieferung war zweifelhaft, da das Schiff bis zur endgültigen Fertigstellung der Werft gehörte und Danzig nicht mehr ein Teil des Deutschen Reiches war.

Nach Reparatur und Umbau mit Einrichtungen für 666 Passagiere nur in einer II. und III. Klasse fuhr die Seydlitz für den NDL über La Coruna, Villagarcia de Arosa, Vigo nach Südamerika zum Río de la Plata über Brasilien (12. November 1921: erste Nachkriegsreise des NDL mit Passagieren) und am 11. Februar 1922 als erstes Schiff des NDL mit Passagieren in die USA. 1927 fuhr die Seydlitz (wie Yorck und Hannover) vor allem mit Fracht auf der Linie Hamburg-Bremerhaven-Philadelphia-Baltimore. Im Januar 1928 wurde das Schiff umgebaut und erhielt eine Passagiereinrichtung mit einer Kabinen-, Touristen- und III. Klasse. Es wurde jetzt auf der Linie Havanna - Galveston eingesetzt. Am 27.Juni 1931 begann die letzte Rückreise der Seydlitz in Galveston. Im Juli 1931 musste sie, wegen der Weltwirtschaftskrise, in Bremerhaven aufgelegt werden. 1933 wurde die Seydlitz abgebrochen.

Literatur

  • Reinke-Kunze, Christine: Geschichte der Reichspostdampfer. Verbindung zwischen den Kontinenten 1886-1914. Koehlers Verlagsgesellschaft, 1994, ISBN 3-7822-0618-5 (3782206185).
  • Kludas, Arnold: Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd 1857 bis 1919. Koehlers Verlagsgesellschaft, 1991, ISBN 3-7822-0524-3.
  • Kludas, Arnold: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt 1850 bis 1990. Ernst Kabel Verlag, 1986.
  • Rothe, Claus: Deutsche Ozean-Passagierschiffe 1896 bis 1918. Steiger Verlag, 1986, ISBN 3-921564-80-8.
  • Schmelzkopf, Reinhardt: Die deutsche Handelsschiffahrt 1919-1939. Stalling, Oldenburg-Hamburg, 1974, ISBN 3-7979-1847-X
  • Herbert, Carl: Kriegsfahrten Deutscher Handelsschiffe. Broschek & Co, Hamburg, 1934,

Feldherren-Klasse

in Dienst Name Tonnage Werft Status/Schicksal
15. Januar 1903 Zieten 8066 BRT F. Schichau, Danzig 1.Reise als Postdampfer 13. April 1903 nach Ostasien (insg. 12), November 1903 auch nach Australien (auf 15.Heimreise), auch 9 USA-Reisen und am 13. April 1912 eine Kanada-Reise , 5. September 1914 in Mosambique aufgelegt / 1916 durch Portugal beschlagnahmt, Tungue, 27. November 1917 durch UB 17 versenkt
9. April 1903 Roon 8022 BRT Joh. C. Tecklenborg AG, Geestemünde 1.Reise nach Ostasien 15. April 1903 (insg. 14), Februar 1908 auch nach Australien (10), auch 8 USA-Reisen, 1914 in Tjilatjap/Java interniert, 1919 an Shipping Controller, London, ausgeliefert, 1921 Griechenland Constantinoupolis, 1925 abgewrackt,
4. Juni 1903 Seydlitz 7942 BRT Schichau siehe oben
9. August 1903 Gneisenau (I) 8081 BRT AG Vulcan, Stettin 1.Reise nach Australien 2. September 1903 (insg. 17), Juli 1905 auch nach Ostasien (3), auch 10 USA-Reisen, 1919 an Shipping Controller, London, ausgeliefert, 1921 Italien Citta di Napoli, 1930 abgewrackt
20. August 1904 Scharnhorst (I) 8131 BRT Tecklenborg 1.Reise nach Australien 31. August 1904 (insg. 19), Mai 1904 auch nach Ostasien (7), auch 5 USA-Reisen, 1919 an Frankreich ausgeliefert (CGT, La Bourdonais), 1934 abgewrackt
22. September 1906 Bülow 9028 BRT Tecklenborg 1.Reise als Postdampfer nach Ostasien 26. September 1906 (insg. 18), Januar 1907 auch nach Australien (3), auch 5 USA-Reisen, 1914 in Lissabon aufgelegt / 1916 durch Portugal beschlagnahmt, Namen: Tras-os-Montes, Nyassa, 1951 abgewrackt
4. November 1906 Yorck 8901 BRT Schichau Jungfernreise am 23. November 1906 nach New York / zwei weitere USA-Reisen, 1.Reise als Postdampfer nach Australien 20. Februar 1907 (4), Oktober 1907 auch nach Ostasien (17), 4. August 1914 aus Yokohama mit Kohlen und Proviant zum Kreuzergeschwader, Hilfsschiff bis Südamerika, 28. Oktober 1914 in Valparaíso interniert, 1922 bis 1929 wieder im Dienst des NDL, 1933 abgewrackt
5. April 1907 Kleist 8950 BRT Schichau 1.Reise nach Australien 17. April 1907 (2), auch nach Ostasien (18), auch 2 USA-Reisen, in Padang (Indonesien) 1914 interniert, 1920 an Shipping Controller, London, ausgeliefert, 1921 Japan Yoshino Maru, 1. Juli 1944 versenkt
24. Juli 1907 Goeben 8792 BRT AG Weser, Bremen 1.Reise nach Ostasien 31. Juli 1907 , auch Australien ab August 1913, 1914 Vigo, 1920 an Frankreich ausgeliefert (CGT, Rousillon), 1931 abgewrackt
1. April 1908 Lützow 8818 BRT AG Weser Jungfernreise am 11. April 1908 nach New York, 1.Reise als Postdampfer 29. Juli 1908 nach Ostasien, auch Australien (?) und USA (4), 1914 im Suezkanal beschlagnahmt, Huntsend, 1924 bis 1932 wieder im Dienst des NDL, 1933 abgewrackt
4. Mai 1908 Derfflinger 9060 BRT Schichau Jungfernreise am 9. Mai 1908 nach New York, 1.Reise als Postdampfer 1. Juli 1908 nach Ostasien, auch Australien, 1914 vor Port Said aufgebracht, Huntsgreen, 1923 bis 1932 wieder im Dienst des NDL, 1933 abgewrackt

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Seydlitz — ist der Name des preußischen Adelsgeschlechts von Seydlitz. Friedrich Wilhelm von Seydlitz (1721–1773), preußischer Kavalleriegeneral Walther von Seydlitz Kurzbach (1888–1976), deutscher General im Zweiten Weltkrieg, Vizepräsident des… …   Deutsch Wikipedia

  • Seydlitz (Adelsgeschlecht) — Stammwappen der von Seydlitz Die Familie von Seydlitz (auch Seidlitz bzw. Zeidlitz) gehört zum schlesischen Uradel und erscheint erstmals urkundlich 1287 mit Otto de Sidelicz. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Seydlitz-Klasse — Schiffsdaten Baubezeichnung: Großer Kreuzer J Schiffstyp …   Deutsch Wikipedia

  • Seydlitz (Dampfer) — Schiffsdaten Schiffstyp kombiniertes Fracht und Passagierschiff Schiffsklasse Feldherren Klasse Kiellegung: xxx Stapellauf (Schiffstaufe): 25. Oktober 1902 Indienststellung: abgeliefert: 4. Juni 1903 Bauwerft: Bloh …   Deutsch Wikipedia

  • SMS Seydlitz (1912) — Линейный крейсер «Зейдлиц» Großer Kreuzer Seydlitz …   Википедия

  • SMS Seydlitz — Schiffsdaten Baubezeichnung: Großer Kreuzer J Schiffstyp …   Deutsch Wikipedia

  • Feldherren-Klasse — Feldherren Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Schlachtschiffe — Diese Liste umfasst alle deutschen Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer. Dazu zählen auch die Linienschiffe und Großen Kreuzer der Kaiserlichen Marine, sowie die Panzerschiffe der Kriegsmarine. Klasse Schiffe Tonnage (tons) Typ Anzahl… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Schlachtschiffe — Diese Liste umfasst alle deutschen Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer. Dazu zählen auch die Linienschiffe und Großen Kreuzer der Kaiserlichen Marine, sowie die Panzerschiffe der Kriegsmarine. Klasse Schiffe Tonnage (tons) Typ Anzahl… …   Deutsch Wikipedia

  • Norddeutscher Lloyd — Rechtsform Aktiengesellschaft Gründung 1857 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”