- Soziographisches Institut
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Das Soziographische Institut an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main ist 1943 aus einem Forschungsauftrag durch die Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung hervorgegangen.
Sein langjähriger Direktor war Ludwig Neundörfer. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm das von Neundörfer geleitete Institut immer mehr Aufgaben im Bereich der Sozialfürsorge und der Sozialpolitik. 1951 wurde ein Plan zur Eingliederung der Flüchtlinge erarbeitet. Besonderen Einfluss auf die Sozialreformen der 1950er und 1960er Jahre erlangten die auf Anregung des Bundeskanzlers Konrad Adenauer zusammen mit Hans Achinger, Joseph Höffner und Hans Muthesius erstellte Denkschrift zur Neuordnung der sozialen Leistungen (Rothenfelser Denkschrift) (1955) und die mit Hans Achinger, Walter Bogs, Helmut Meinhold und Wilfried Schreiber erarbeitete „Sozialenquete“ (1965). Das Soziographische Institut diente für beide Gutachten als „Evidenzbüro“ zur Sammlung des statistischen Materials und der sonstigen notwendigen Unterlagen. Die Denkschrift von 1955 war wegweisend bei der Rentenreform von 1957. Da Ludwig Neundörfer als Berater in mehreren wissenschaftlichen Beiräten von Bundesministerien und sonstiger staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen (z.B. Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, Hamburger Akademie für Bevölkerungswissenschaft) tätig war, kamen auf das Soziographische Institut eine Fülle von Aufgaben im Rahmen der Sozial-, Familien-, Wohnungsbaupolitik zu. Von dem Institut wurde auch der „Atlas sozialökomischer Regionen Europas“ erstellt, bei dem die Perspektiven der Forschung auf Europa ausgedehnt wurden. Der Atlas verarbeitet Daten zur Sozial-, Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur sowie zu den medizinischen Leistungen in allen westeuropäischen Ländern.
Nach dem Tod von Ludwig Neundörfer wurde das Institut aufgehoben.
Bei dem Soziographischen Institut haben außer Ludwig Neundörfer u.a. die Soziologen Manfred Hermanns, Klaus Kippert, Walter Menges und Osmund Schreuder zeitweilig gearbeitet.
Literatur
- Hans Achinger/Joseph Höffner/ Hans Muthesius/ Ludwig Neundörfer: Neuordnung der sozialen Leistungen. Denkschrift auf Anregung des Bundeskanzlers. Köln: Greven 1955.
- Hans Achinger/ Walter Bogs/ Helmut Meinhold/ Ludwig Neundörfer/ Wilfried Schreiber: Sozialenquete: Soziale Sicherung in der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1965.
- Michael Heisig: Neundörfer, Ludwig - führender Mitarbeiter an der wissenschaftlichen Flankierung der Sozialreform in den 50er Jahren aus der Sicht der Sozialreform. In: Hugo Maier (Hrsg.), Who is who der Sozialen Arbeit. Freiburg i.Br.: Lambertus 1998, S. 433/434. ISBN 3-7841-1036-3
- Manfred Hermanns: Sozialethik im Wandel der Zeit. Paderborn: Schöningh 2006, insbesondere S. 274, 281-283. ISBN 978-3-506-72989-7
- Klaus Kippert (Hrsg.): Gedanken zur Soziologie und Pädagogik. Festschrift für Ludwig Neundörfer zum 65. Geburtstag. Berlin: Beltz 1967.
- Horrst Knospe: Neundörfer, Ludwig. In: Wilhelm Bernsdorf/ Horst Knospe (Hrsg.), Internationales Soziologenlexikon. Bd. 2. Stuttgart: Enke 1984, S. 617/618. ISBN 3-432-90702-8
- Ludwig Neundörfer: Existenzsicherung überzähliger Industriearbeiter. In: Soziale Praxis. 42. Jg. (1933). Sp. 612-618.
- Ludwig Neundörfer: Die Sozialreform. Gelöste und ungelöste Probleme. Freiburg i.Br.: Herder 1957.
- Ludwig Neundörfer: Atlas sozialökomischer Regionen Europas. Frankfurt/M: Soziographisches Institut an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main 1961 ff
Kategorien:- Spezielle Soziologie
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