Cibalae

Cibalae

Vinkovci [ˈʋiːnkɔʋtʃi] (deutsch Winkowtzi, ungarisch Vinkovce, lateinisch Cibalae) ist eine Stadt im Osten Kroatiens (35.912 Einwohner, 2001) unweit der Grenze zu Serbien. Die Kroaten stellen mit 88,99 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung.

Vinkovci ist Kreisstadt und liegt in der Gespanschaft (Županija) Vukovar-Syrmien in einem uralten Siedlungsgebiet. Das Stadtbild wird durch barocke Architektur geprägt. Vinkovci ist ein wichtiger Verkehrs- und vor allem Eisenbahnknotenpunkt, dessen Rangierbahnhof jedoch bereits stillgelegt ist. Die Stadt wird auch das „Tor“ Kroatiens genannt.

Inhaltsverzeichnis

Industrie

Die wichtigsten Industriezweige sind die Baustoffindustrie (Ziegelei, Kies-/Betonwerke) und die Nahrungsmittelindustrie. Die Stadt hat auch eine entwickelte Holzindustrie, die trotz des Krieges auf den Beinen blieb. Nach dem Krieg entwickelte sich stark die Gewebeindustrie.

Geschichte

Vinkovci war schon in neolithischer Zeit (vor 7000 Jahren) besiedelt. Während der Bronzezeit konnte sich eine eigenständige Kultur entwickeln, die sog. Sopot Kultur. Später siedelten hier vor allem illyrische Stämme, die dann von Kelten verdrängt wurden. Nach der Eroberung Pannoniens durch die Römer entstand die römische Siedlung Cibalae. Die Stadt brachte sogar zwei römische Kaiser hervor: Valentinian I. und Valens. Mit dem Untergang des Römischen Reiches ging auch Cibalae unter. 378 zerstörten die Westgoten die Stadt. Weitere Zerstörungen richteten die Hunnen, Gepiden, Ostgoten sowie Awaren an.

Um 800 ließen sich um die Ruinen der Stadt die slawischen Kroaten nieder. Sie gründeten das Dorf Sv. Ilija neben den Ruinen Cibalaes, welches seit dem 11. Jahrhundert in ungarischen Chroniken erwähnt wird. Nach der Zerstörung durch den Mongolensturm 1242 wurde das Dorf erstmals unter dem kroatischen Namen Vinko bzw. Vinkovci erwähnt. 1527 wurde die Siedlung von den Osmanen erobert und zerstört.

Nach der Vertreibung der Osmanen 1699 durch Österreich wurden die Bewohner der umliegenden Dörfer von den Österreichern nach Vinkovci umgesiedelt. Dadurch entwickelte sich das Dorf wieder zu einer Stadt. In der Zeit der Habsburger Monarchie wurden in der Stadt und ihrem Umland verschiedene Bevölkerungsgruppen angesiedelt, aber vor allem Kroaten. Die verkehrsgünstige Lage kam der Entwicklung der Stadt auch in der österreichisch-ungarischen Monarchie zugute.

Der historische Stadtkern liegt innerhalb der Mauer der römischen Siedlung von "Colonia Aurelia Cibalae". Im dritten Jahrhundert war die Stadt der Sitz eine frühchristlichen Diözese. Die zwei örtlichen Heiligen, St. Eusebius und St. Polion, gehören zu dieser Periode.

Später befand sich hier eine mittelalterliche Siedlung namens Sveti Ilija (Hl. Elias), die aber seit dem Ende des Mittelalters den heutigen Namen trägt. Während der Habsburger Monarchie ist die Stadt zum Militärzentrum geworden und hat ihr Barockaussehen bekommen.

In den turbulenten Zeiten des 20. Jahrhunderts wechselte die Stadt mehrmals den Herrn. Die letzten und größten Zerstörungen erlitt sie während des kroatischen Unabhängigkeitskrieges 1990/91.

1990/1991 fing in Kroatien der Krieg an. Es war ein Jugoslawischer Bürgerkrieg, der von der kroatischen Armee und der Republik Serbische Krajna und Jugoslawischer Volksarmee (JNA) geprägt wurde. Vinkovci war zentraler Schauplatz Kriegerischer Auseinandersetzungen und wurde von der Jugoslawischen Armee bombardiert. Dabei wurde mehr als die Hälfte der Stadt zerstört. Viele Menschen mussten fliehen.

Freundeskreis und Städtepartnerschaft

In den Zeiten, als Vinkovci und ganz Kroatien Hilfe brauchte, meldeten sich viele Menschen aus Deutschland, darunter auch die Bürger der Stadt Kenzingen und das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Emmendingen, die helfen wollten. Man hatte sich dazu entschlossen, Kinder aus Vinkovci nach Kenzingen zu bringen, damit sie den Krieg nicht miterleben müssen. Die Kinder wohnten eine Zeit lang in Kenzingen. Durch diesen humanitären Einsatz entstand nicht nur die Freundschaft zwischen den Kindern und ihren Gastfamilien, sondern auch über den Roten Kreuz und den beiden Städten Vinkovci und Kenzingen. Am 2. Mai 2002, als eine Delegation aus Kenzingen nach Vinkovci kam, wurde die Städtefreundschaft vereinbart. Man hat beschlossen, die Zusammenarbeit auf weitere Gebiete wie Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport zu erweitern. Es kam zu vielen weiteren gemeinsamen Projekten, Spenden und Austauschen zwischen Schulkindern. Am 8. Juli 2007 wurde die Partnerschaftsurkunde zur Begründung der Städtepartnerschaft vom Oberbürgermeister Dr. Mladen Karlić und Bürgermeister Matthias Guderjan unterzeichnet.

Kultur

In der Stadt findet neben der Strip- und Comic-Ausstellung noch ein Volksfest jährlich statt. "Vinkovačke jeseni" ist ein Herbstfest, auf dem die Kultur und Gebräuche ganz Kroatiens ausgestellt sind.

Jedes Jahr im Mai findet das Symposium "Schauspieler Festspiel" statt.

Berühmte Persönlichkeiten

  • Josip Šokčević (kroatischer Ban)
  • Josip Runjanin (Komponist der kroatischen Staatshymne)
  • Matija Antun Reljković (Aufklärer und Schriftsteller)
  • Ivan und Josip Kozarac (Schriftsteller)
  • Vladimir Kovačić (Schriftsteller)
  • Vanja Radauš (Künstlerin)
  • Slavko Kopač (Künstler)
  • Albert Kinert (Künstler)
  • Mirko Filipović (Alias Crocop, PRIDE-Weltmeister 2006 im Schwergewicht)
  • Olga Čiča (Professorin in Ruhestand)
  • Wilhelm Heger (Unternehmer)

Weblinks


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