Cichlasoma facetum

Cichlasoma facetum
Chanchito, Chamaeleonbuntbarsch
Aquarell von K. Neunzig; die erste farbige Abbildung eines Chanchito, erschienen in "Fremdländische Zierfische" von B. Düringen, 1897.

Aquarell von K. Neunzig; die erste farbige Abbildung eines Chanchito, erschienen in "Fremdländische Zierfische" von B. Düringen, 1897.

Systematik
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Unterordnung: Lippfischartige (Labroidei)
Familie: Buntbarsche (Cichlidae)
Unterfamilie: Cichlasomatinae
Gattung: Australoheros
Art: Chanchito, Chamaeleonbuntbarsch
Wissenschaftlicher Name
Australoheros facetus
(Jenyns, 1842)

Der Chanchito oder Chamaeleonbuntbarsch (Australoheros facetus, Synonyme: Pomotis tetracanthus Cuvier 1826, Chromis facetus Jenyns, 1842, Cichlasoma facetum (Jenyns, 1842), Herichthys facetum (Jenyns, 1842), Heros autochthon Günther, 1862, Heros jenynsii Steindachner, 1869 und Heros acaroides Hensel, 1870), wurde von Charles Darwin während dessen berühmter Südamerikareise mit der HMS Beagle aufgesammelt und von Leonard Jenyns 1842 als Chromis facetus wissenschaftlich beschrieben. Die Typuslokalität ist ein leicht brackiger Süßwassersee bei Maldonado am Rio de la Plata in Uruguay.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Es handelt sich bei dem Chanchito um einen relativ großen Buntbarsch aus dem subtropischen Südamerika. Charakteristisch ist die typische Erscheinung eines cichlasominen Buntbarschs: der gestreckte, kräftige Körper wirkt "rund", die unpaarige Beflossung ist relativ großflächig und dunkelbraun und der Körper verfügt über kräftige Vertikalbinden (zwei Stirnstreifen, zwei Nackenbinden, sechs Vertikalbinden, ein ausgeprägter Schwanzwurzelfleck). Die Grundfärbung variiert zwischen einem hellen Ockergelb und Olivgrün. Brutpflegende Exemplare können eine fast schwarze Streifenzeichnungen auf einer leuchtend orangeroten Grundfärbung zeigen. Aggressive Chanchitos färben sich dunkel - bis hin zu einem glänzenden tiefen Schwarz.

Flossenformel: Dorsale XI-XVII/8-17, Anale V-VII/7-9

Systematik

Mit seinen Schwesterarten Australoheros tembe (Casciotta, Gómez & Toresani, 1995), Australoheros scitulus (Rícan & Kullander, 2003), Australoheros kaaygua (Casciotta, Almirón & Gómez, 2006), Australoheros charrua Rícan & Kullander, 2008, Australoheros forquilha Rícan & Kullander, 2008, Australoheros guarani Rícan & Kullander, 2008 und Australoheros minuani Rícan & Kullander, 2008, bildet der Chanchito die Australoheros facetus-Artengruppe. Diese Buntbarsche stehen in der Gattungsgruppe Heroini und werden der Unterfamilie Cichlasomatinae zugeordnet, zu der die meisten süd- und alle mittelamerikanischen Buntbarsche gehören. Alle Vertreter dieser relativ einheitlichen Unterfamilie sind Substratlaicher und betreiben Brutpflege als Elternfamilie.

Der wissenschaftliche Gattungsname nimmt Bezug auf die nahe Verwandtschaft zu der im tropischen Südamerika beheimateten Buntbarschgattung Heros und auf die Verbreitung auf dem amerikanischen Subkontinent (australis = südlich). Der Artname gibt den Eindruck des Erstbeschreibers wieder: facetus bedeutet "anmutig".

Verbreitung

In den Subtropen Südamerikas, vom brasilianischen Bundesstaat Minas Geraís entlang der atlantischen Küstengewässer bis in den Süden Uruguays. Chanchitos bewohnen stehende und fließende Gewässer mit erheblichen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen (von über 30 °C im Sommer bis zu geschlossenen Eisdecken im Winter). An der Küste ziehen sie bis weit in die Mündungsbereiche von Flüssen, was ihnen eine hohe Salinitätstoleranz ermöglicht.

Aus verschiedenen Gründen ist der Chanchito mindestens seit Anfang der 1930er Jahre als Neozoon sehr weit auf der Welt verbreitet. In Chile, den USA, auf den Philippinen, in Thailand und Singapore geht die Faunenverfälschung auf die Sportfischerei zurück. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Vorkommen in Portugal, im Rio Mira, bekannt. Neuere Untersuchungen belegen seine Verbreitung in Spanien (Rio Guadiana) und, von Aquarienfischpflegern ausgesetzt, in einigen Seen der Bundesrepublik Deutschland (Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen).

Ökologie

Belegte Beschreibungen der natürlichen Lebensräume stammen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und beziehen sich auf Populationen in Argentinien. Chanchitos leben sowohl in Bächen und Flüssen als auch in Seen, Teichen und kleineren Tümpeln, die oft dicht verkrautet sind. In den beschriebenen Regionen wurden Tag/Nacht-Temperaturschwankungen von bis zu 25 °C festgestellt. Diese Art besiedelt in Fließgewässern die flachen und ruhigen Uferbereiche.

Chanchitos sind hinsichtlich ihrer Ernährung regelrechte Generalisten, die Algen, höhere Wasserpflanzen, Würmer, Muscheln, Schnecken, Insekten und Insektenlarven, Garnelen, Krebse und andere Fische fressen.

Bedeutung für den Menschen

In ihrer Heimat sind Chanchitos häufige Speisefische und wegen ihrer Größe (bis zu 30 Zentimeter) und Stärke auch begehrte Angelfische. Ihr auf der ganzen Welt gebräuchlicher Populärname stammt aus dem Spanischen und bedeutet Schweinchen.

Chanchitos sind aber auch die ersten Buntbarsche, die 1889 für die Aquaristik nach Europa (nach Frankreich) eingeführt wurden. 1894 brachte ein Herr Kischner die ersten Exemplare aus dem Einzug des Rio de la Plata nach Deutschland (Berlin). Im gleichen Jahr vermehrten sich diese Wildfänge in einem großen Bassin der Zierfischzüchterei von Paul Matte in Berlin. Die Differenzierung der Australoheros facetus-Artengruppe auf bis jetzt acht beschriebenen Arten, geht nicht zuletzt auf die ernsthafte Beschäftigung mit der Verbreitung, der Morphologie und der Verhaltensbiologie dieser Buntbarsche durch Aquarienfischpfleger zurück.

Quellen

Literatur

  • Elvira, B. (1995): Native and exotic freshwater fishes in Spanish river basins. Freshwater Biology 33: 103-108
  • Elvira, B. & A. Almodovar (2001): Freshwater fish introductions in Spain: facts and figures at the beginning of the 21st century. Journal of Fish Biology 59 (Supplement A): 323-331
  • Geiter, 0., S. Homma, R. Kinzelbach (2002): Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland 2002. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Forschungsbericht 296 89 901/01 UBA-FB 000215. Im Auftrag des Umweltbundesamtes (Umweltbundesamt Texte) 25 02 ISSN 0722-186X.
  • Jenyns, L. (in Darwin 1842): The zoology of the voyage of H. M. S. Beagle, under the command of Captain Fitzroy, R. N., during the years 1832 to 1836. London: Smith, Elder, and Co. Issued in 4 parts. Fish, Voyage Beagle; i-xvi + pp. 1-172.
  • Ribeiro, F., R. L. Orjuela, M. F. Magalhães & M. J. Collares-Pereira (2007): Variability in feeding ecology of a South American cichlid: a reason for successful invasion in mediterranean-type rivers? Ecology of Freshwater Fish Volume 16 Issue 4, Pages 559 - 569.
  • Rícan, O. & S. O. Kullander (2006): Character- and tree-based delimination of species in the "Cichlsaoma" facetum group (Teleostei, Cichlidae) with the description of a new genus. J. Zool. Syst. Evol. research 44: 136-152.
  • Rícan, O. & S. O. Kullander (2008): The Australoheros (Teleostei: Cichlidae) species of the Uruguay and Paraná River drainages. Zootaxa, Magnolia Press ISSN 1175-5334 (online edition): 1 - 52.
  • Ribeiro, F., M. L. Chaves, T. A. Marques & L. Moreiradacosta (2007): First record of Ameiurus melas (Siluriformes, Ictaluridae) in the Alqueva reservoir, Guadiana basin (Portugal). Cybium, 30(3): 283-284.
  • Stawikowski, R. & U. Werner (1998): Die Buntbarsche Amerikas, Bd. 1. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, ISBN 3-8001-7270-4.

Weblinks


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