Citrus bergamia

Citrus bergamia
Früchte der Bergamotte

Als Bergamotte (botanisch korrekt Citrus × limon, Syn. Citrus bergamia) bezeichnet man eine Gruppe von Sorten aus der Gattung der Zitruspflanzen (Citrus), die als Hybride aus Zitronatzitrone (Citrus medica) und Bitterorange (Citrus × aurantium) entstanden sind. Die Frucht wird nicht als Obst verwendet, sondern hauptsächlich wegen der enthaltenen Duftstoffe angebaut.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Pflanze wird etwa vier Meter groß und hat unregelmäßige Äste, die nur selten mit Dornen besetzt sind. Im Unterschied zur Zitrone sind Spross und Blätter beim Austrieb nicht rötlich gefärbt. Die immergrünen Blätter sind dunkelgrün, länglich und glatt. Zumeist ist der Blattstiel auffallend geflügelt.

Die Blütezeit konzentriert sich auf eine bestimmte Periode im Frühjahr, sie blüht und fruchtet nicht verteilt über das ganze Jahr. Die Blüten sind rein weiß. Die Frucht ist rundlich bis leicht birnenförmig, oft leicht gerippt und am Ende mit einer kleinen Ausstülpung versehen, an der der Griffel häufig bis zur Reifezeit haften bleibt. Sie hat ein Gewicht von 100 bis 200 Gramm und ist bei der Ernte - die erst spät von November bis März stattfindet - zitronengelb. Einige Selektionen erbringen aber auch schwerere Früchte. Die Früchte haben einen Durchmesser von fünf bis sieben Zentimeter. Die äußere Schale ist glatt bis leicht angeraut, sie haftet fest an der Frucht. Das grünliche Fruchtfleisch ist in zahlreiche Segmente unterteilt, es hat einen sehr sauren und leicht bitteren Geschmack. Samen werden wenige, manchmal auch gar keine, gebildet: sie enthalten meist nur einen Embryo mit weißen oder hellgrünen Keimblättern.

Verbreitung

Die Bergamotte wird nur entlang eines schmalen, etwa einhundert Kilometer langen Küstenstreifens zwischen dem Ionischen und dem Tyrrhenischen Meer in Kalabrien, von Villa San Giovanni bis nach Gioiosa Jonica angebaut (Italien). Einzelne Pflanzen können zu Zierzwecken in allen immerwarmen Gebieten dieser Erde angepflanzt werden.

Inhaltsstoffe

Die Hauptbestandteile des Bergamotte-Öl sind Terpene wie Linalylacetat, Linalool, Bergapten, Dihydrocuminalkohol, Nerol, Limonen, Bergaptol, Limettin und Bergamottin.

Verwendung

Verwendung als Parfümrohstoff

Laut Gildemeister und Hoffmann „Die etherischen Oele“, wurde Bergamottöl in der Zeit zwischen 1672 und 1708 eingeführt. In den Geschäftsbüchern der Eau de Cologne und Parfümeriefabrik Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz (kurz „Farina gegenüber“) finden sich Einkäufe an Bergamotte ab 1714.

Seit ihrer Erwähnung 1750, als die Bergamotte von einem gewissen Nicolo Parisi gepflanzt wurde, ist das Öl der Bergamotte ein unerlässlicher Ausgangsstoff für die Parfüm-Industrie und gibt insbesondere dem Kölnisch Wasser seinen typischen Geruch. Das ätherische Bergamotte-Öl wird aus der Schale der kleinen, gelb bis orangefarbenen Frucht des Bergamottebaums gepresst. Früher wurde das Auspressen mit der Hand besorgt, dann mit selbstgezimmerten Pressvorrichtungen aus Holz, heute geschieht es maschinell. Um einen Liter Öl zu gewinnen, müssen 200 Kilogramm Früchte gepflückt werden.

Die Ernte wird fast ausschließlich zur Gewinnung der sogenannten Essenz eingesetzt, die über 350 verschiedene Aromen enthält und damit viele andere natürliche Duftstoffe an Komplexität übertrifft. Das erfrischende Aroma belebt Körper und Geist.

Illustration einer Bergamotte-Frucht von Volckamer

Der Duft ist klar, frisch, lebhaft, spritzig und von großer Originalität. Er ist in praktisch allen Parfüms als Kopfnote enthalten und wird vor allem in Eau de Colognes und frischen, zitronigen Eau de Toilettes verwendet.

Verwendung als Lebensmittel

Aus den Produktionsresten der Bergamotte-Ernte werden in der Regel in einem zweiten Verwertungsgang noch Säfte und Schnäpse hergestellt. Als Spezialität gilt darüber hinaus auch die Bergamotte-Marmelade – im Geschmack sauer, leicht bitter und ätherisch, ein unverwechselbares Aroma.

Daneben wird Bergamotte zur Herstellung von Earl-Grey-Tee und in einer besonderen Sorte türkischer Akide-Bonbons verwendet, sowie französischen Bonbons aus Nancy.

Das Bergamotteöl wird für die Aromatisierung von Pfeifen- und Schnupftabaken verwendet.

Sonstige Verwendung

Das aus den Schalen der Bergamotte gewonnene ätherische Bergamottöl wird mit einer sehr viel größeren Menge an Olivenöl verdünnt und so als Bräunungsbeschleuniger eingesetzt. Von dieser Anwendung wird jedoch abgeraten, da dadurch auch die UV-Schäden der Haut ebenso ins Vielfache verstärkt werden können.

Es gibt ein altes Handwerk in dieser Region Kalabriens, in dem getrocknete Bergamotte-Fruchtkörper als Beutel für Schnupftabak verarbeitet werden. Diese Beutel werden weltweit an Spezialläden für Liebhaber exportiert; allerdings stirbt dieses Handwerk mangels Nachwuchses allmählich aus.

Außerdem hält der Bergamottesaft seit einiger Zeit Einzug in die Haute Cuisine als Aromastoff, vergleichbar mit Limettensaft.

Etymologie und Phylogenese

Das italienische Wort bergamotta bezeichnete eine Birnensorte, die aus der Türkei eingeführt wurde. Der Name soll auf das türkische beg armudi zurückgehen, was „Herrenbirne“ oder „Prinzenbirne“ bedeutet, wobei die italienische Bezeichnung auch durch den Städtenamen Pergameus (lateinisch für Pergamon) beeinflusst sein könnte. Erst im späten 17. Jahrhundert wird der Name für die Birnensorte auf diese Zitrusfrucht übertragen.[1] [2] Der Name der Frucht wird in vielen italienischen Dialekten in baca mortu umgewandelt, wobei das Verb bacare für beruhigen und mortu für den Toten steht.

Der wissenschaftliche Name wurde zuerst von Risso und Poiteau aufgestellt, die diese Pflanze Citrus bergamia nannten. Swingle spekulierte schon über die Beziehung der Bergamotte zur Bitterorange: die Bergamotte könne eine Mutation der Bitterorange sein oder eine Hybride mit einer weiteren, unbekannten Art. Erst neuere genetische Untersuchungen ergaben, dass die Bergamotte auf eine Kreuzung aus Bitterorange und Zitronatzitrone zurückzuführen ist.[3] Damit hat sie die gleichen Eltern-Arten wie die Zitrone, was für die wissenschaftliche Namensgebung ein Problem aufwirft: Hybriden gleicher Eltern sollen denselben Namen bekommen und der der Zitrone ist in diesem Fall der ältere. Korrekt heißt die Bergamotte also Citrus × limon, zur Unterscheidung von der Zitrone kann noch der Zusatz Citrus × limon Bergamotte-Gruppe verwendet werden.[4]

Literatur

  • Walter Reuther, Herbert John Webber, Leon Dexter Batchelor (Hrsg.): The Citrus Industry. 1967 - 1989. University of California.[5]

Film

  • Das grüne Gold Kalabriens. Das Geheimnis von Earl Grey und Kölnischwasser. Dokumentation, 2007, 45 Min., Buch und Regie: Stephan Düfel, Produktion: SR, Erstausstrahlung: 9. Februar 2008, Inhaltsangabe des SR

Einzelnachweise

  1. H. Genaust (2005): Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2005, 701 S., ISBN 3937872167
  2. H. Marzell (1943): Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. S. Hirzel, Leipzig.
  3. E. Nicolosi et al. (2004): Citrus phylogeny and genetic origin of important species as investigated by molecular markers. Theoretical and Applied Genetics 100(8): 1155–1166.
  4. D. J. Mabberley (1997): A classification for edible Citrus (Rutaceae). Telopea 7(2): 167–172. [1]
  5. W. Reuther, H. J. Webber, L. D. Batchelor: The Citrus Industry, Vol. 1, 2 & 5, online-Datei

Weblinks


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