Codex Rost

Codex Rost

Franz Rost (* wohl kurz vor 1640 in Mahlberg bei Lahr/Schwarzwald; † 1688 in Straßburg) war ein deutscher Musikkopist und möglicherweise auch Komponist. Die von ihm zusammengetragene Sammlung musikalischer Abschriften ist heute als „Codex Rost“ bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rost erhielt seine Ausbildung zum Priester an der Jesuitenschule in Baden-Baden. Dort erhielt er als Sängerknabe in der Stiftskirche musikalisches Basiswissen. Ab 1653 erlernte er vermutlich beim Kantor der Stiftskirche das Orgel- und Violinspiel. Rost erhielt auch die Priesterweihe. Etwa seit 1660 hatte Rost, möglicherweise im Auftrag des Markgrafen von Baden, in erster Linie Triosonaten von bekannten zeitgenössischen Komponisten für den Einsatz bei Hof zu kopieren. Er konnte seine Arbeit an der heute als „Codex Rost“ oder „Rost-Manuskript“ bekannten Sammlung weiterführen, als er ein kirchliches Amt an St. Pierre-le-Vieux in Straßburg erhielt. Dem Umstand, dass Rost Abschriften mit nach Straßburg nehmen konnte, ist es zu verdanken, dass die Sammlung der sicheren Vernichtung bei der Zerstörung des Markgräflichen Schlosses im Pfälzischen Erbfolgekrieg im Jahre 1689 entging. Sébastien de Brossard kaufte schließlich die Sammlung von Rosts Erben. Durch diesen kam sie 1726 nach Paris in die „Bibliothèque Royale“, der heutigen Bibliothèque nationale de France.

Der Codex Rost

Der Codex Rost besteht aus 157 Werken, die überwiegende Mehrheit sind Sonaten oder sonatenähnliche Werke von 27 verschiedenen Komponisten, davon 28 Werke italienischer Meister. Außerdem enthält die Sammlung 81 anonyme Stücke, von denen einige Rost selber zugeschrieben werden. Die Entstehungszeit der Kompositionen reicht von etwa 1640 bis 1687.

Da die Markgrafen in der Baden-Badener Stiftskirche begraben wurden, ist es verständlich, dass die Sammlung viele „Tombeaux“ und andere Trauermusiken enthält, außerdem enthält sie zahlreiche Kirchensonaten. Aber auch etliche Kammersonaten für zwei Violinen und Continuo sowie Unterhaltungsmusiken sind vertreten, wie "Der Polnisch Dudelsack" und Stücke von Johann Heinrich Schmelzer, zahlreiche „Capriccios“ von Johann Rosenmüller und Giuseppe Zamponi und eine größere Anzahl „Battaglias“, darunter eine von Schmelzer und jeweils vier von Johann Michael Nicolai und Johann Stoß, die an der Düsseldorfer Hofkapelle wirkten.

Der Bonner Hofkomponist Carl Rosier ist mit 22 Werken am besten vertreten, gefolgt von Schmelzer mit 18 Kompositionen, Maurizio Cazzati mit 14, und der heute weithin unbekannte venezianische Komponist, als Signore Toleta bezeichnet, mit 12 Werken. Weitere Komponisten wie Giovanni Battista Vitali und Antonio Bertali sind mit je vier Werken vertreten. Vorhanden sind auch zahlreiche Einzelstücke von mehr als einem Dutzend Komponisten, darunter so bekannte Namen wie Johann Joseph Fux, Johann Caspar Kerll, Johann Philipp Krieger, Johann Jakob Froberger, Tarquinio Merula und Giacomo Carissimi; letzterer ist nur mit einem Werk vertreten, der weihnachtlichen Motette „Salve, puellulae regalis animi“ (dem einzigen Vokalwerk der Sammlung). Zu den weiteren Komponisten gehören Balthazar Richard, der wie Zamponi am Brüsseler Hof tätig war und der polnische Hofkomponist Marcin Mielczewski.

Der Codex Rost zählt zu den wichtigen Quellen der europäischen Instrumentalmusik des 17. Jahrhunderts.

Quellen

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Codex Manesse — Folio 371r, Johannes Hadlaub The Codex Manesse, Manesse Codex, or Große Heidelberger Liederhandschrift[1] is a Liederhandschrift (medieval songbook), the single most comprehensive source of Middle High German Minnesang  …   Wikipedia

  • Codex Manesse/Inhalt — Siehe: Codex Manesse Die Seitenangabe bezeichnet die Miniatur, die das Werk eines Dichters in der Handschrift einleitet. 4v: Register 6r: Kaiser Heinrich 7r: König Konrad der Junge 8r: König Tyro von Schotten (Epos) 10r: König Wenzel von Böhmen… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Rost — (* wohl kurz vor 1640 in Mahlberg bei Lahr/Schwarzwald; † 1688 in Straßburg) war ein deutscher Musikkopist und möglicherweise auch Komponist. Die von ihm zusammengetragene Sammlung musikalischer Abschriften ist heute als „Codex Rost“ bekannt …   Deutsch Wikipedia

  • Sébastien de Brossard — Pour les articles homonymes, voir Brossard. Sébastien de Brossard Naissance …   Wikipédia en Français

  • Sébastien de Brossard — was a French and music theorist who was born in Dompierre, Orne, France on September 12, 1655 and died at Meaux April 10, 1730.After studying philosophy and theology at Caen, he studied music and established himself in Paris en 1678, and was… …   Wikipedia

  • Gioseffo Zampone — Giuseppe Zamponi (* zwischen 1600 und 1610 in Rom; † Februar 1662 in Brüssel; auch Gioseffo Zampone) war ein italienischer Organist und Komponist. Zamponi war von 1629 bis 1638 Organist an der Kirche San Giacomo degli Spagnoli in Rom. Seit 1638… …   Deutsch Wikipedia

  • Sébastien de Brossard — (* 12. September 1655 in Dompierre (Orne); † 10. August 1730 in Meaux) war ein französischer Komponist, Musikpädagoge, Sammler und Musikschriftsteller. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Zamponi — Giuseppe Zamponi (* zwischen 1600 und 1610 in Rom; † Februar 1662 in Brüssel; auch Gioseffo Zampone) war ein italienischer Organist und Komponist. Zamponi war von 1629 bis 1638 Organist an der Kirche San Giacomo degli Spagnoli in Rom. Seit 1638… …   Deutsch Wikipedia

  • Sebastien de Brossard — Sébastien de Brossard Sébastien de Brossard Naissance 12 septembre 1655 Dompierre Décès 10  …   Wikipédia en Français

  • Sébastien de brossard — Naissance 12 septembre 1655 Dompierre Décès 10  …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”