- Colchicum autumnale
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Herbst-Zeitlose Systematik Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida) Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae) Ordnung: Lilienartige (Liliales) Familie: Zeitlosengewächse (Colchicaceae) Gattung: Zeitlose (Colchicum) Art: Herbst-Zeitlose Wissenschaftlicher Name Colchicum autumnale L. Die Herbst-Zeitlose oder Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Zeitlosengewächse (Colchicaceae) gehört. Sie ist eine giftige Pflanze, deren Gift in Medizin und Pflanzenzucht verwendet wird. Die Herbst-Zeitlose ist weit verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen
Die Herbst-Zeitlose stammt ursprünglich aus Westasien und Teilen des östlichen Mittelmeerraumes, findet sich heute aber verbreitet auch in Süd-, Mittel- und Westeuropa; im Norden ist sie selten oder fehlt. Das Hauptverbreitungsgebiet reicht von Südengland und der Iberischen Halbinsel bis nach Russland.
Die Herbst-Zeitlose wächst vor allem auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen und an Böschungen, hier bevorzugt an sonnigen oder halbschattigen Standorten, an denen es relativ warm ist und die nicht ungeschützt dem Wind ausgesetzt sind. Diese Art tritt an manchen Standorten massenhaft auf.
Beschreibung
Die Herbst-Zeitlose ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 8 bis 30 cm erreicht. Es handelt sich um einen Geophyten, was bedeutet, dass die Teile der Pflanze, die ungünstige Jahreszeiten überdauern, unterirdisch liegen. Während des Winters wird die ursprüngliche Sprossknolle abgebaut und darüber eine neue angelegt. Gleichzeitig wächst der Seitenspross zu einer neuen Knolle heran. Im Sommer bildet die Herbst-Zeitlose eine braunschuppige Sprossknolle mit einem Durchmesser von 2,5 bis 5 cm und einer Länge bis zu 7 cm. Die in einer grundständigen Rosette stehenden, schmalen, länglich-lanzettlichen Laubblätter erscheinen zusammen mit dem Fruchtstand im Frühjahr und sind bis 40 cm lang.
Es werden ein bis drei Blüten pro Pflanze gebildet. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind dreizählig. Die sechs gleichgestaltigen, meist blassrosa bis violett, selten weiß gefärbten Blütenhüllblätter sind zu einer langen Röhre verwachsen. Es sind sechs Staubblätter vorhanden. Der, aus drei Fruchtblättern verwachsene, Fruchtknoten befindet sich tief in der Erde. Die drei Griffel sind bis zum Grund frei. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie), z. B. durch Bienen und Fliegen; diese Art ist selbstfertil. Die Blütezeit reicht von September bis Oktober, selten auch im Frühjahr.
Die länglich-eiförmige, braune Kapselfrucht wird erst zur Reifezeit im Frühsommer (Mai bis Juni) mit den Blättern über die Erde geschoben; bei Reife ist die Kapselfrucht blasig aufgeschwollen. Die kleinen, schwarzbraunen Samen besitzen ein weißes, klebriges Anhängsel, das die Verbreitung durch Ameisen (Myrmekochorie) sichert; auch Windausbreitung ist möglich.
Bilder
Inhaltsstoffe
Giftigkeit
Es kommt immer wieder zu Vergiftungsfällen durch Verwechslung mit dem Bärlauch.
Alle Teile der Herbst-Zeitlosen enthalten das giftige Alkaloid Colchicin, ein Kapillar- und Mitosegift. Der höchste Gehalt findet sich in der Blüte mit bis zu 1,8 %. Aber auch die Samen (0,5 %), die Knolle (0,2 %) und die Blätter (0,03 %) enthalten genug Colchicin, um Vergiftungen bewirken zu können[1]. Der Gehalt schwankt im Jahresverlauf und nimmt mit der Samenreifung zu. Auch in getrockneten Pflanzenteilen bleibt das Alkaloid erhalten.
Vergiftungserscheinungen treten meist erst mit zwei bis sechs Stunden Verzögerung ein. Die Symptome äußern sich zunächst in einem Brennen im Mund. Es folgen Schluckbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen mit oft blutigen Durchfällen. Je nach Dosis kann es vor allem bei Kindern bis zum Tod durch Atemlähmung oder Kreislaufversagen kommen, häufig beobachtet man auch Nierenschädigungen. In der Literatur wird eine Sterblichkeit von 90 Prozent angegeben. Als tödliche Dosis gelten bei Erwachsenen etwa 20 mg, entsprechend etwa 5 g Samen oder etwa 50 g Blättern. Neben dem Colchicin sind in der Pflanze noch Demecolcin und etwa 20 weitere Alkaloide sowie Colchicosid, Inulin und Asparagin enthalten.
Eine besondere Gefahr von Colchicin geht für Kinder aus, die in ländlichen Gegenden z. B. beim Einsammeln von Heu im beginnenden Herbst leicht in Kontakt mit den dann blühenden Pflanzen kommen können, gerade auch in Anbetracht der schon beim Erwachsenen geringen tödlichen Dosis von Colchicin, die bei Kindern noch tiefer liegt. Außerdem gibt es Berichte über Vergiftungen durch die Milch von Schafen oder Ziegen, die zuvor Herbst-Zeitlose gefressen haben sollen. Aber nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene kann die Herbst-Zeitlose gefährlich sein. Vor allem, wenn man ihre Zwiebeln mit Küchenzwiebeln verwechselt oder die Blätter mit Bärlauch oder anderem Wildsalat und so größere Mengen der giftigen Pflanze zu sich nimmt. Des Weiteren ähnelt die Herbst-Zeitlose ziemlich stark einigen verbreiteten Zierpflanzen wie dem Krokus, was ebenfalls zu gefährlichen Verwechslungen führen kann (vgl. Namen).
Die Herbst-Zeitlose ist auch giftig für viele Tierarten: Pferde, Rinder und Kühe, Schafe, Ziegen, Hunde und Katzen, Kaninchen, Hasen, Meerschweinchen, Hamster und auch für Vögel.
Erste Hilfe
Die lange Latenzzeit der Giftwirkung erschwert eine rechtzeitige Behandlung. Bereits bei Verdacht einer Vergiftung empfiehlt sich die Gabe von Aktivkohle. In jedem Fall ist unbedingt ärztliche Hilfe angezeigt.
Anwendung
Neben dieser toxischen Wirkung findet Colchicin aber auch Anwendung in der Medizin und bei der Pflanzenzucht.
In der richtigen Dosis kann man Colchicin zur Behandlung von Gelenkschmerzen bei Gicht verwenden, wobei hier mittlerweile aufgrund der starken toxischen Wirkung bei falscher Dosierung meist andere Medikamente eingesetzt werden. Demecolcin wird u.a. in der Krebstherapie eingesetzt.
In der Homöopathie wird aus den zerkleinerten und in Alkohol angesetzten frischen Zwiebelknollen (im Herbst gesammelt) der Herbst-Zeitlosen das Homöopathikum Colchicum autumnale, (Kurzform: Colch, auch colch) hergestellt, welches zum Beispiel bei Gicht, Gastroenteritis, Rheuma, Katarakt, Perikarditis und Schwangerschaftsübelkeit verabreicht wird. In Deutschland ist Colchicum autumnale verschreibungspflichtig bis einschließlich D3 Potenz.
In der Pflanzenzucht verwendet man Colchicin zur Polyploidisierung und damit zur Vergrößerung von Zuchtpflanzen, wie zum Beispiel bei Erdbeeren. Diese Wirkung wird erzielt, da Colchicin die Mitose unterbricht, so dass sich die DNA-Menge im Zellkern bei jeder unterbrochenen Teilung verdoppelt, wodurch jede einzelne Zelle weitaus größer wird.
Dioscurides beschrieb schon Colchicum-Arten in seiner De materia media. Die Droge wurde damals zu Heilzwecken, wie auch zu Giftmorden benutzt. Auch im Mittelalter nutzte man die Wirkungen der Herbst-Zeitlose, vorwiegend zur Gichtbehandlung. Als Heilmittel gegen Pest, wenn auch ohne den gewünschten Erfolg, wurden die unterirdischen Pflanzenteile um den Hals getragen. Hieronymus Bock schrieb über Colchicum, er warnt aber eindringlich vor ihrem Gebrauch. Tabernaemontanus berichtet, dass die Herbst-Zeitlose auch von Apothekern mit anderen Arten verwechselt wurden: "... welches ein grosser Irrthum und Verderben der Krancken / weil diese Wurzel im Leib gifftig / die den Menschen tödtet/ ..."
Namen
Ursprung
Der Name Herbst-Zeitlose leitet sich davon ab, dass die Pflanze im Herbst bis in den Oktober hinein und damit außerhalb der Blütezeit anderer Pflanzen blüht.
Der wissenschaftliche Gattungsname Colchicum leitet sich hingegen von einer Landschaft am Schwarzen Meer ab, der Kolchis im heutigen Georgien. Dort soll auch die Heimat der sagenhaften Medea sein, ihres Zeichens Giftmischerin und Zauberin. Vermutlich besteht ein Zusammenhang zwischen den Sagen um eine Giftmischerin in dieser Region und dem dortigen Vorkommen der Zeitlosenart Colchicum variegatum.
Das Artepitheton autumnale ist ein Verweis auf die Blütezeit im Herbst und leitet sich vom lateinischen autumnus = Herbst ab.
Weitere Namen
Synonyme für Colchicum autumnale sind Colchicum commune, Colchicum crociflorum und Colchicum multiflorum.
Andere deutsche Trivialnamen für die Herbst-Zeitlose sind Giftkrokus, Butterwecken, Giftblume, Hahnenklöten, Henne, Hennegift, Herbstblume, Herbstlilie, Herbstvergessene, Hundsblume, Hundshode(n), Hundsknofel, Käsestäuber, Kokokköl, Kuckucksweck, Kühe, Kuhditzen, Kuheuter, Läuseblume, Leichenblume, Michelsblume, Michelwurz, Mönchskappen, Nacktarsch, Nackte Hur, Nackte Jungfer, Ochsen, Ochsenpinsel, Spindelblume, Spinnblume, Teufelsbrot, Teufelswurz, Wiesenlilie, Wiesensafran, Wildsafran, Wilde Zwiebel, Winterhaube, Winterhauch und Zeitlose.
Quellen
Einzelnachweise
Literatur
- Homöopathisches Repetorium, Deutsche Homöopathie Union (DHU)
- Norbert Enders, Bewährte Anwendung der homöopathischen Arznei 2. Die Arznei und ihre Anwendung, Haug, 2005, ISBN 3830472145
- Andrew Lockie, Das große Lexikon der Homöopathie, Dorling Kindersley Verlag, 2000, ISBN 3831000050
- Werner Rothmaler: Exkursionsflora - Kritischer Band
- Duden Bd. 7, Etymologie, Mannheim 1963, Stichwort "Zeit", ISBN 3-411-00907-1
Weblinks
- Informationen zu Herbst-Zeitlose bei FloraWeb.de
- Eintrag bei Plants for a Future. (engl.)
- Bey dem Grabe zweier Kinder, die Gift gegessen hatten (Grablied von Michael von Jung über eine Vergiftung mit Herbszeitlosen-Samen, 1839)
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