- Colonia Iulia Equestris
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Nyon Basisdaten Kanton: Waadt Bezirk: Nyon BFS-Nr.: 5724 PLZ: 1260 UN/LOCODE: CH NYO Koordinaten: (507702 / 137439)46.3819596.238878403Koordinaten: 46° 22′ 55″ N, 6° 14′ 20″ O; CH1903: (507702 / 137439) Höhe: 403 m ü. M. Fläche: 6.82 km² Einwohner: 17'916
(31. Dezember 2007)[1]Website: www.nyon.ch Karte Nyon ist eine politische Gemeinde und Hauptort des gleichnamigen Distrikts des Kantons Waadt in der Schweiz. Die deutsche Bezeichnung Neuss stammt aus der Zeit, als für Westschweizer Städte und Gemeinden deutschsprachige Namen konstruiert wurden. Er wird heute nicht mehr verwendet. Unter den Kelten hiess der Ort Noviodunos (latinisiert Noviodunum), während der Römerzeit Colonia Iulia Equestris.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Nyon liegt auf 403 m ü. M., 34 km westsüdwestlich der Kantonshauptstadt Lausanne und 22 km nordnordöstlich der Stadt Genf (Luftlinie). Die Gemeinde erstreckt sich auf einer Geländeterrasse am Nordwestufer des Genfersees rund 30 m über dem Seespiegel, zwischen den Mündungen des Boiron und der Asse.
Die Fläche des 6.8 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt am Nordwestufer des Genfersees. Der Gemeindeboden erstreckt sich vom Seeufer nach Nordwesten über den flachen Uferrandstreifen auf die leicht erhöhte anschliessende Ebene am Jurasüdfuss. In diese Ebene sind auf dem Gemeindegebiet von Nyon die Täler der beiden Flüsschen Boiron de Nyon (im Südwesten) und Asse (im Nordosten) eingetieft. Südlich des Boiron reicht das Gebiet bis in das Waldgebiet Bois Neuf. Die höchste Erhebung von Nyon wird mit 480 m ü. M. unterhalb von Trélex erreicht. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 51 Prozent auf Siedlungen, 8 Prozent auf Wald und Gehölze und 41 Prozent auf Landwirtschaft.
Zu Nyon gehören die Gewerbe- und Industriesiedlung L'Asse (470 m ü. M.), rechts des gleichnamigen Flüsschens, ein Teil des Weilers Changins (436 m ü. M.) südlich des Hügels von Duillier sowie einige Hofsiedlungen. Nachbargemeinden von Nyon sind Crans-près-Céligny, Eysins, Signy-Avenex, Grens, Trélex, Duillier und Prangins.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung Jahr Einwohner 1850 2471 1900 4882 1910 5096 1930 5107 1950 6064 1960 7643 1970 11'424 1980 12'842 1990 14'747 2000 16'182 Mit 17'916 Einwohnern (Ende 2007) gehört Nyon zu den grössten Gemeinden des Kantons Waadt. Von den Bewohnern sind 75.9 Prozent französischsprachig, 5.7 Prozent deutschsprachig und 4.0 Prozent englischsprachig (Stand 2000). Nach 1950 setzte eine rasante Bevölkerungszunahme ein, seither hat sich die Einwohnerzahl von Nyon fast verdreifacht. Das Siedlungsgebiet von Nyon ist inzwischen mit demjenigen von Prangins lückenlos zusammengewachsen.
Wirtschaft
Nyon war lange Zeit ein hauptsächlich agrarisch geprägtes Städtchen. Heute spielt die Landwirtschaft als Erwerbsquelle nur noch eine marginale Rolle. Sie konzentriert sich dank der fruchtbaren Böden auf den Acker- und Gemüsebau, an den optimal nach Süden geneigten Hangpartien ausserhalb des Stadtgebietes wird Weinbau betrieben.
Die Stadt ist ein wichtiges regionales Industriezentrum, das dank der hervorragenden Verkehrserschliessung an der Achse Genf – Lausanne in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen ist. Bedeutende Industriezweige sind die Medikamentenherstellung, die Nahrungsmittel-, chemische, metallurgische und Zündholzindustrie, die Werkzeug-, Uhren- und Töpferwarenherstellung und graphische Betriebe.
Da Nyon auch als Verwaltungs- und Bankzentrum gilt, sind die meisten Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor vorhanden. Seit 1995 ist Nyon Sitz der UEFA. 1988 wurde das Centre d'enseignement secondaire supérieur (CESSOUEST) eröffnet. Seit 1886 befindet sich in Changins die Station fédérale de recherches agronomiques de Changins (heute: Agroscope), die Eidgenössische landwirtschaftliche Forschungsanstalt.
Kultur
In Nyon werden alljährlich bedeutende kulturelle Veranstaltungen abgehalten. Darunter ist vor allem das Paléo Festival Nyon zu nennen, eines der grössten Freiluftfestivals der Schweiz. Daneben gibt es weitere Tanz- und Filmfestivals, ein Dokumentarfilmfestival, unter anderem das international bekannte Visions du Réel, und Konzerte. Der Sommerkurort am Genfersee hat auch touristische Bedeutung und besitzt mehrere Museen, wie beispielsweise das Musée Romain (seit 1979), das Musée du Léman (seit 1954) und das Musée historique et des porcelaines (seit 1860).
Verkehr
Die Stadt ist verkehrstechnisch hervorragend erschlossen. Sie liegt an der alten Hauptstrasse von Genf entlang dem Seeufer nach Lausanne. Hier zweigt die Strasse über den Col de la Givrine nach Morez in Frankreich ab. Der Autobahnanschluss Nyon an der 1964 eröffneten A1 (Genf-Lausanne) ist rund 3 km vom Stadtkern entfernt.
Am 14. April 1858 wurde der Abschnitt Morges – Coppet der SBB-Linie Lausanne-Genf mit einem Bahnhof in Nyon in Betrieb genommen. Die Schmalspurlinie von Nyon nach Saint-Cergue, die auch Nyons Aussenquartiere erschliesst, wurde am 12. Juli 1916 eingeweiht, siehe Chemin de fer Nyon–Saint-Cergue–Morez. Von 1905 bis 1962 war ferner die Bahnlinie von Nyon nach Divonne-les-Bains in Betrieb. Heute wird jedoch nur noch der Abschnitt bis Eysins für den Gütertransport genutzt.
Für die Feinverteilung im öffentlichen Verkehr sorgt das Stadtbusnetz von Nyon. Daneben gibt es Postautokurse in die umliegenden Gemeinden, nach Coppet, Gingins und Gimel. Ferner ist Nyon an das Schiffsverkehrsnetz auf dem Genfersee angebunden.
Geschichte
Nyon kann auf eine sehr lange Siedlungstradition zurückblicken. Die frühesten Funde datieren auf das Neolithikum, als sich am Seeufer eine kleine Siedlung befand.
Keltische und Römische Zeit
Im 1. Jahrhundert vor Christus befand sich an der Stelle des heutigen Nyon die Befestigung Noviodunos, die von den Helvetiern bewohnt war. Vermutlich brannten diese bei ihrem Auszug nach Frankreich um 58 vor Christus die Stadt nieder. Von Caesar zur Rückkehr gezwungen, liessen sich Stämme der Helvetier wieder am Ufer des Genfersees nieder und gründeten um 45 vor Christus unter Aufsicht der Römer die Stadt Colonia Iulia Equestris, die zur wichtigsten Stadt am Genfersee während der Römerzeit aufstieg. Das Zentrum befand sich auf der Geländeterrasse im Bereich des Schlosses an der Stelle der heutigen Altstadt. Sie bestand aus einem Forum mit Haupttempel, ausgestattet mit reichen Fussbodenmosaiken sowie einer Basilika. Die ersten Ausgrabungen wurden im 19. Jahrhundert vorgenommen, weitere Grabungen folgten 1974. Über die Wohngebiete ist hingegen nur wenig bekannt. Colonia Iulia Equestris wurde über einen Aquädukt mit Wasser von der Versoix versorgt. Einige Reste dieses teilweise unterirdisch verlaufenden Aquädukts sind erhalten.
Im Lauf der Römerzeit löste Aventicum (Avenches) Colonia Iulia Equestris als wichtigste Stadt ab, in der spätrömischen Zeit gewann auch Genava (Genf) immer mehr an Bedeutung. Ein erstes Mal wurde die Stadt nach der Mitte des 3. Jahrhunderts zerstört, später aber wieder unter dem Namen Civitas Equestri aufgebaut. Die endgültige Verwüstung und Zerstörung der Stadt erfolgte dann im 5. Jahrhundert.
Mittelalter und Neuzeit
Die Neugründung von Nyon ist auf die Zeit um das 11. und 12. Jahrhundert anzusiedeln. Zunächst trug die Stadt die latinisierten Namen Neodunum, Nevidunum, Nividunum, Novidunum, Niviodunum, Noiodunum und Neomagus. Nyon gehörte zur Herrschaft Prangins und kam 1293 an das Haus Savoyen. Nachdem Nyon im 13. Jahrhundert Stadtrechte erhalten hatte, erlebte es unter den Savoyern einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde Münzprägestätte (bis zum 15. Jahrhundert).
Mit der Eroberung der Waadt durch Bern im Jahr 1536 wurde Nyon zum Sitz der gleichnamigen Vogtei erhoben. 1711 wurde die Vogtei Bonmont von Nyon abgetrennt. Nach dem Zusammenbruch des Ancien régime gehörte die Stadt von 1798 bis 1803 während der Helvetik zum Kanton Léman, der anschliessend mit der Inkraftsetzung der Mediationsverfassung im Kanton Waadt aufging. Seit 1798 ist Nyon Hauptort des gleichnamigen Bezirks. Von 1781 bis 1813 erlangte die Stadt Weltbekanntheit als Sitz einer Porzellanmanufaktur.
Sehenswürdigkeiten
Reste der römischen Basilika und des Forums können heute im Römischen Museum besichtigt werden. Von der Römerzeit zeugen überdies die drei Säulen des ehemaligen Forums, die heute am Stadteingang stehen. Erst 1996 wurde das ehemalige Amphitheater entdeckt.
Die Stadtanlage wurde auf den römischen Fundamenten aufgebaut und hat den ursprünglichen Grundriss bewahrt. Sie zeigt heute noch ein mittelalterliches Stadtbild mit charakteristischen Patrizierhäusern meist im spätgotischen Stil. Die Stadt wurde im 12. Jahrhundert unter den Herren von Prangins befestigt; aus dieser Zeit ist noch die Tour de César (auch Tour de Rive genannt) erhalten. Auch Teile der Ringmauer sind im Südosten der Altstadt sichtbar.
Die reformierte Stadtpfarrkirche Notre-Dame ging aus einer ehemaligen Prioratskirche hervor. Diese wurde im 12. Jahrhundert an der Stelle eines vermutlich vor 700 erbauten Gotteshauses errichtet. Der heutige Bau der Kirche stammt zum grössten Teil aus dem 14. Jahrhundert, Gewölbe und Seitenkapellen wurden 1471-81 erbaut. Aus der romanischen Zeit sind Teile des Chors und die Wandmalereien erhalten. Grössere Umbauten wurden im 18. und 19. Jahrhundert vorgenommen, der Glockenturm wurde 1934 neu gebaut.
Das Schloss am Ostende der Altstadt wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Es diente zunächst den Grafen und Herzögen von Savoyen, in der Berner Zeit den Landvögten als Residenz. Der ursprüngliche Bau wurde in der Zeit von 1574 bis 1583 stark erweitert und umgestaltet. Das Schloss zeigt einen viereckigen Grundriss mit vier Seitentürmen. Es beherbergt heute das Musée historique et des porcelaines (mit einer reichen Sammlung an Porzellan und Fayencen).
Zu den bedeutenden Bauwerken in der Altstadt zählen die Porte Sainte-Marie (aus dem 18. Jahrhundert), das Maison Bonnard mit einem Turm aus dem 15. Jahrhundert, das Hôtel de Ville (auch Maison Lancaster genannt) aus dem 16. Jahrhundert mit Sonnenuhren an der Fassade. Das ehemalige Kollegium ist ein klassizistischer Bau von 1784-92.
Das Quartier am Seeufer unterhalb der Altstadt aus dem 18. bis 19. Jahrhundert konzentrierte sich früher vor allem auf den Handel und das Gewerbe.
Auch Gebäude der modernen Architektur sind in Nyon zahlreich vertreten.
Persönlichkeiten
- Der Musiker Phil Collins hat sich hier niedergelassen.
- Die Vorfahren des ehemaligen US-Präsidenten Dwight Eisenhower betrieben im 19. Jahrhundert in Nyon eine Bierbrauerei.
Einzelnachweise
Weblinks
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