Communitas Saturni

Communitas Saturni

Fraternitas Saturni (lat. „Bruderschaft des Saturn“), am Karsamstag 1928 von Eugen Grosche (* 11. März 1888; † 5. Januar 1964) (Ordensname: Gregor A. Gregorius) und vier weiteren Meistern gegründet, ist nach dem Ordo Templi Orientis die zweitälteste magisch arbeitende Loge im deutschen Sprachraum.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung und Geschichte

Die Fraternitas Saturni entstand in Deutschland aus der 1925 in Anschluss an die sogenannte Weida-Konferenz aufgelösten Berliner Pansophischen Loge (Collegium Pansophicum), in der Gregorius seit 1924 Logensekretär war, der Meister vom Stuhl dieser Loge war Albin Grau. Wie der 1903 gegründete Ordo Templi Orientis orientiert sich die Fraternitas Saturni an Aleister Crowleys Liber AL vel Legis. Ihre Tradition entstand nach freimaurerischem Vorbild und ihre Bräuche sind davon geprägt, was auch durch die propagierten Wertvorstellungen von Freiheit, Toleranz und Brüderlichkeit, sowie das 33-gradige Einweihungssystem deutlich wird. Die Zielsetzung der Fraternitas Saturni liegt in der Förderung der Menschheit durch Weiterentwicklung des Individuums. Dabei finden zusätzlich Methoden Verwendung, die über die Naturwissenschaft hinausgehen und die man als westlichen Okkultismus oder Magie bezeichnet. Der Orden ist an keine Konfession oder Religion gebunden.

Die Fraternitas Saturni erweiterte das von Crowley propagierte Gesetz des neuen Äons (Thelema, das Gesetz für das Horus Zeitalter) des Liber Al vel Legis: „Tue, was du willst, ist das Gesetz. Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen“ um den Zusatz „mitleidlose Liebe!“.

Die Saturnmagie der Fraternitas Saturni soll sich erheblich von anderen magischen Traditionen unterscheiden. Nach Aussagen der Fraternitas Saturni sei sie kein überliefertes System der traditionellen Magie, gehorche nicht dem Prinzip des Solaren, sondern arbeite mit dem „dunklen Licht“ des Demiurgen Saturn. Großloge wird an jedem dritten Samstag des Monats abgehalten, Karsamstag wird in einer feierlichen Osterloge der Gründung der Fraternitas Saturni durch Gregorius gedacht. Erkennungszeichen für Mitglieder ist ein Ring aus Silber mit einem spitzwinkligen Dreieck, das von vier sich auf der Rückseite vereinenden Bändern umfasst wird. In dem Dreieck befindet sich das Saturnsymbol mit am unteren Bogen eingefasstem Edelstein oder Halbedelstein, der den Logengrad darstellt.

In Presse und Okkultistenszenen tauchen gelegentlich reißerische Berichte über Praktiken auf, deren vermeintliche Durchführung mit der sittlichen Moral nicht vereinbar seien, insbesondere in Bezug auf sexualmagische Riten oder angebliche blutige Tieropfer. Diese Berichte werden von der Fraternitas Saturni dementiert.

Nach dem Tod von Gregorius am 5. Januar 1964 stürzte die Bruderschaft in eine Phase der Orientierungslosigkeit. Über die Jahre trennten sich immer wieder Gruppen von Meistern vom Rest der Fraternitas Saturni. Mittlerweile bearbeiten drei Gruppen die Saturngnosis: die Fraternitas Saturni, der Ordo Saturni und die Communitas Saturni.

Gradsystem

Entwicklung

Im Gradsystem der Fraternitas Saturni wurden ursprünglich zehn Grade bearbeitet. Die ersten drei orientierten sich äußerlich an den drei Graden der blauen Johannisfreimaurerei (Lehrling, Geselle, Meister) und wurden als Pronaos, griech. Vorhalle des Tempels, bezeichnet: Neophyt, griech. Neueingepflanzter (Lehrling), Gradus Mercurii, lat. Grad des Merkur (Geselle) und Gradus Solis, lat. Sonnengrad (Meister). Darauf folgten drei Rosenkreuzer-Grade: der Gradus Pentalphae, lat. Grad des Pentragramms, der Gradus Sigilii Salomonis, lat. Grad des Siegels Salomons und der Magus Heptagrammatos, lat. Magier des Siebenecks. Die höchste Stufe der Einweihung bzw. Ausbildung waren die drei Grade des Souveränen Sanktuariums der Gnosis, welche Templarius, lat. Tempelherr, Gnosticus, lat. Gnostiker und Magister Aquarii, lat. Meister des Wassermannes genannt wurden. Vor den Pronaos-Graden gab es noch den Grad des Novizenbruders, welcher dem gegenseitigen Kennenlernen von Kandidat und Loge diente. Der Großmeister war Inhaber des höchsten Grades Magister Aquarii und trug den Titel Meister vom Stuhl.

Anfang der 1960er Jahre wurde das Einweihungssystem auf 33 Grade erweitert. Die Grade orientieren sich am Rahmen der Grade des „Alten und Angenommenen Schottischen Ritus“ der Freimaurerei, erhielten jedoch andere Namen und eigene Inhalte. Dadurch entstand ein ausdifferenziertes und komplexes Gebilde, in dem nur bestimmte Schlüsselgrade erarbeitet werden, um in die tieferen Ebenen der Loge zu gelangen. Zu diesen Graden gehören der 4° (Frater/Soror), der 8° (Gradus Mercurii) und der 12° (Gradus Solis). Mit den übrigen Graden sind unterschiedliche Betätigungsfelder verbunden, die zu bearbeiten den Mitgliedern der Fraternitas Saturni frei stehen.

Tabellarisch vergleichender Überblick

Altes und neues Gradsystem im Vergleich
Pronaos
Alter Grad Bezeichnung Neuer Grad Bezeichnung
Novize Neophyt
Neophyt Scholasticus Voluntatis
Scholasticus Verbi
Scholasticus Vitae
Frater oder Soror Frater oder Soror
Servus Juris
Servus Templi
Servus Ritus
Gradus Mercurii Gradus Mercurii
Servus Pentaculi
10° Servus Tabernaculi
11° Servus Mysterii
Rosenkreuzer-Grade
Gradus Solis 12° Gradus Solis
13° Servus Selectus Imaginationis
14° Servus Selectus Magicus
15° Servus Selectus Elementorum
16° Sacerdos Aiones
17° Sacerdos Maximus
Gradus Pentalphae 18° Magus Pentalphae
Gradus Sigilii Salomonis 19° Magus Sigilii Salomonis
Magus Heptagrammatos 20° Magus Heptagrammatos
Souveränes Sanktuarium der Gnosis
21° Magister Selectus Sapientiae
22° Magister perfectum Potestatum
23° Magister Magnificus Pneumaticos
Templarius 24° Princeps Arcani
Gnosticus 25° Magister Gnosticus
Magister Aquarii 26° Magister Aquarii
Hochwürden
27° Groß-Komtur
28° Groß-Kanzler
29° Groß-Inspekteur
Hochwürdengrade
30° Magister Maximus Cados
31° Magister Templarius
32° Princeps Illustris Tabernaculi
Meister vom Stuhl / Großmeister 33° Gradus Ordinis Templi Orientis Saturni

Gradinhalte

In der Fraternitas Saturni unter Gregorius wurde einem Bruder oder einer Schwester nach frühestens drei Jahren die Fraterwürde verliehen. Diese Anerkennung ermöglichte es dem Logenmitglied, den Gradus Mercurii zu beantragen.

Seit 1954 wurde der Gradus Mercurii durch zwei schriftliche Arbeiten zu Themen der Geheimwissenschaft und eine mündliche Prüfung erworben. Eine weitere Bedingung für diesen Grad war rege Kommunikation mit der Logenleitung.

Der Gradus Solis markierte den eigentlichen Eintritt in die Loge nach mindestens sechs Jahren im Vorhof. Die Inhaber mussten sich dazu verpflichten, alle für die Loge interessanten Bücher und Dokumente testamentarisch an die Fraternitas Saturni zu vererben. Ebenso den Logenschmuck, Ritualgegenstände und die Roben der Loge, sollte es nicht der Wunsch des Gradinhabers sein, mit diesen beigesetzt zu werden. Zudem erforderte dieser Grad umfassendes Wissen der Geheimwissenschaft und bereits geleistete Lehrtätigkeit innerhalb der Loge. Der Gradus Solis ermächtigte zudem zur Leitung eines Ortsorients der Loge.

Ein Grad der Fraternitas Saturni, der das Bild der FS in der Öffentlichkeit maßgeblich prägt, ist der 18° (Gradus Pentalphae = „Grad des Pentagramms"). Das Aufgabengebiet des 18° befasst sich mit den Arbeiten des Pfades zur Linken Hand, mit Tantra und Anleihen aus der Crowleyschen Sexualmagie, welche weiter verändert wurden (z. B. rituelle Liebesstellungen nach den jeweils augenblicklichen Planetenkonstellationen). Gregorius, der auch Schüler Heinrich Tränkers war, des damaligen OTO-Oberhauptes und Gründer des Collegium Pansophicum, fasste die Geheimnisse des Ordo Templi Orientis im Gradus Pentalphae zusammen. Da zu diesem Grad eine große Menge gefälschter Dokumente veröffentlicht wurde („Hemberger-Material"), sind genaue Angaben über die Inhalte dieses Grades schwer zu verifizieren.

Dem Grad des Gradus Ordinis Templi Orientis Saturni entsprechen die Initialen dieses Titels, GOTOS, die auch den Egregor der Fraternitas Saturni bezeichnen.

Beamtenschaft

Neben den verschiedenen Graden, welche als Ausdruck der Verbindung zur Loge und des geistigen Fortschritts verstanden werden, kennt die Fraternitas Saturni sechs Beamtenpositionen. Diese unterstützen den Meister vom Stuhl und seine beiden Aufseher in der Organisation der Loge. Die Beamtenschaft der Loge unterteilt sich in die innere Beamtenschaft und die äußere Beamtenschaft. Erstere umfasst den Archivar, den Schatzmeister und den Sekretär. Die äußere Beamtenschaft besteht aus dem Zeremonienmeister, dem Pförtner und dem Hauswart.

Aktive Saturnlogen

Fraternitas Saturni

Die Fraternitas Saturni e.V. ist seit 1957 ein eingetragener Verein. Die Arbeit an neuen Konzepten magischer Praxis steht, neben der Pflege von traditionellem „saturnmagischen" Wissen, im Mittelpunkt der Logenarbeit. Zu ihrem 75-jährigen Bestehen (2003) vereinigte sich die Großloge Fraternitas Saturni mit der „Großloge Gregor A. Gregorius", die von "Großmeister Immanuel" (Mitglied der FS seit Oktober 1955, Orient Berlin) gegründet wurde. Diese brachte drei Ortslogen in die Fraternitas ein. Der Name Fraternitas Saturni wurde nach dem Zusammenschluss beibehalten. Durch diesen verdoppelte sich faktisch die Mitgliederzahl der ältesten Saturnloge. Traditionsreiche Ortslogen wie Hamburg und Berlin wurden wiederbelebt. Die während des Vereinigungsprozesses geführte Diskussion um die Beibehaltung der Arkandisziplin und des Gradsystems entschied sich zugunsten der Tradition.

Ordo Saturni

1979 trennte sich der Ortsorient Bersenbrück von der FS und es wurde der Ordo Saturni gegründet. Ihm schlossen sich später einige Meister der FS an. Nach Selbstdarstellung des Ordo Saturni sollen sich alle FS-Hochgrad-Mitglieder aus der Gregorius-Zeit dem OS angeschlossen haben. Dadurch entwickelte sich zwischen den Großlogen ein Streit um die Sukzession, der bis heute ungeklärt ist.

Communitas Saturni

1993 wird in Kaiserslautern die Communitas Saturni gegründet. Diese Loge erhielt von „Meister Immanuel“ (Mitglied der FS seit Oktober 1955, Orient Berlin) ein „Logenpatent“, unterhält Tochterlogen und bezeichnet sich deshalb als Großloge.

Regelmäßige Publikationen

Ende der zwanziger Jahre bis 1933 wurde durch die Fraternitas Saturni die Zeitschrift Saturn Gnosis veröffentlicht. Darin erschienen vor allem Texte und Gedichte von Logenmitgliedern, aber auch von Aleister Crowley und anderen finden sich Texte. Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien bis zum Tod von Gregorius, der die Bruderschaft 1945 wiedererweckte, die Zeitschrift „Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst“.

Literatur

  • Alexander Popiol & Raimund Schrader, Gregor A. Gregorius - Mystiker des dunklen Lichts. Esoterischer Verlag, Bürstadt 2007, ISBN 3-932928-40-7.
  • Aleister Crowley, Edward A. Crowley: "Liber Al vel Legis", verschiedene Ausgaben
  • Stephen Flowers: Feuer und Eis. Die magischen Geheimlehren des deutschen Geheimordens Fraternitas Saturni. Edition Ananael, Wien 1993, ISBN 3-901134-03-4
  • Friedrich-Wilhelm Haack: Die Fraternitas Saturni (FS) als Beispiel für einen arkan-mystogenen Geheimorden des 20. Jahrhunderts. Hiram-Edition 1, Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen 1977, ISBN 3-921513-11-1
  • F. W. Lehmberg (Hg.), Magische Sonderdrucke und Interna der Fraternitas Saturni. Hiram-Edition 10, Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen 1980, ISBN 3-921513-48-0
  • Aufsätze von Grosche ua. http://user.cyberlink.ch/~koenig/saturn.htm
  • Rainer Fromm: Satanismus in Deutschland. Olzog Verlag(2003), ISBN 3-7892-8119-0
  • Andreas Huettl/Peter R. König, SATAN-Jünger, Jäger und Justiz, Großpösna 2006, ISBN 3-937611-01-0

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