Compagnie Internationale des Wagon Lits

Compagnie Internationale des Wagon Lits

Die Compagnie Internationale des Wagons-Lits (kurz: CIWL, deutsch ISG = „Internationale Schlafwagen-Gesellschaft“) ist das älteste europäische Unternehmen zum Betrieb von Schlafwagen, Speisewagen und Luxuszügen.

CIWL-Emblem
Speisewagen der CIWL
Aktie der CIWL von 1927

Inhaltsverzeichnis

Firmennamen

Der Firmenname war je nach Einsatzland in verschiedenen Sprachen über den Fenstern der CIWL-Wagen angeschrieben, beispielsweise:

  • deutsch: Internationale (Eisenbahn-)Schlafwagen-Gesellschaft
  • dänisch: Det Internationale Sovevogns- (og de Store Europæiske Eksprestogs-)Selskab
  • finnisch: Kansainvälinen Makuuvaunu- (ja Euroopan Pikajuna)yhtiö
  • französisch: Compagnie Internationale des Wagons-Lits (et des Grands Express Européens)
  • griechisch: Διεθνης Εταιρια των Κλιηαμαξων (και των Ταχειων Ευρωπαίκων Αμαξοςτοιχιων)
  • italienisch: Compagnia Internazionale delle Carrozze (con) Letti (e dei Grandi Treni Espressi Europei)
  • niederländisch/flämisch: Internationale Maatschappij voor Slaapwagens en Europa's Groote Sneltreinen
  • polnisch: Międzynarodowe Towarzystwo Wagonów Sypialnych (i Expresów Europejskich)
  • portugiesisch: Companhia Internacional das Carruagens-Camas (e dos Grandes Expressos Europeus)
  • rumänisch: Compania Internaţionala a Vagoanelor cu Paturi (si a Marelor Expresse Europene)
  • russisch: Международное Общество Спальныхъ Вагоновъ (и Скорыхъ Европейскихъ поъздовъ)
  • serbisch: Međunarodno Društvo Kola za Spavanje / Међународно Друштво Кола за Спавање
  • spanisch: Compañia Internacional de Coches-Camas (y de los Grandes Expresos Europeos)
  • tschechisch: Mezinarodni Společnost Lůzkových Vozů (a Velkých Evropských Expresnich Vlaků)
  • türkisch: Avrupa Surat Katarlari ve Beynelmilel Yatakli Vagonlar Şirketi / Vagon-Li Şirketi
  • ungarisch: Nemzetközi Vasúti Halokocsi Társaság

Ab 1967 wurde dabei in der Regel der eingeklammerte Teil weggelassen.

Geschichte

Während einer USA-Reise 1867/68 war der 23-jährige Belgier Georges Nagelmackers dermaßen von den Pullman-Nachtreisezügen beeindruckt, dass er beschloss, in Europa ebenfalls ein Netz von Nachtzügen aufzubauen. Diese Züge sollten höchsten Ansprüchen an Komfort genügen und international verkehren.

1874 wurde die Firma Compagnie Internationale des Wagons-Lits gegründet und 1884 mit dem Zusatz et des Grands Express Européens versehen. Ab 1886 wurde Nagelmackers Firma der Hauptorganisator für Staatsreisen der meisten europäischen Staatsoberhäupter. Das Symbol „WL“, das von zwei Löwen gehalten wurde, entwickelte sich zum Markenzeichen.

Teilweise führte die CIWL eigene Züge, teilweise hängte sie auch ihre Wagen an die planmäßigen Züge der Staatsbahnen an. In jedem Fall wurden die Züge von Lokomotiven der Staatsbahnen gezogen, die CIWL hatte nie eigene Lokomotiven für den Zugbetrieb (lediglich einige Verschubloks in den Wagenwerkstätten).

Die Firma CIWL bot in der Folgezeit jedes Jahr eine neue Verbindung an, so zum Beispiel den Orient-Express, den Nord-Express oder den Süd-Express. Auch Verbindungen außerhalb Europas wurden in das Programm aufgenommen, so beispielsweise den südafrikanischen Blue Train oder den Transsibérien.

Über die 1894 gegründete Tochtergesellschaft der Compagnie Internationale des Grands Hotels wurde auch eine dem ökonomischen Standard der Schlafwagenreisenden entsprechende Kette von Luxushotels aufgebaut, etwa die Hotels Terminus in Bordeaux und Marseille, das Pera Palas-Hotel in Istanbul, das Hotel de la Plage in Ostende, oder das Grand Hotel des Wagons-Lits (Peking) am Endpunkt der transsibirischen Bahnverbindung.

1914 im Ersten Weltkrieg musste die CIWL die Beschlagnahme ihres Wagenparks für militärische Zwecke hinnehmen. 1916 wurde in Deutschland die Mitropa gegründet, die eine Konkurrenz zur CIWL aus dem damaligen Kriegsgegnerland Belgien werden sollte und die alle Schlaf- und Speisewagen der CIWL in Deutschland und Österreich für 2,4 Millionen Mark übernahm. 1918 beschlagnahmten die Kommunisten in Russland 161 Schlafwagen, Hotels und andere Einrichtungen der CIWL.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlangte die CIWL ihre bisherigen Schlafwagen- und Speisewagenkurse in Mitteleuropa zurück. In Österreich, Polen und der Tschechoslowakei erhielt die CIWL erneut das Monopol, während die Reichsbahn und deren Tochter Mitropa den Betrieb der CIWL in Deutschland nach Möglichkeit sabotierten. Dieser Konflikt wurde erst 1924 durch ein Abkommen beigelegt, das am 23. April 1925 unterzeichnet wurde und die Interessen von Mitropa und CIWL abgrenzte. Die CIWL übernahm die internationalen Züge durch Deutschland sowie zwischen Deutschland einerseits und Belgien, Frankreich, Italien, Polen und der Tschechoslowakei andererseits. Die Mitropa übernahm die Züge zwischen Deutschland einerseits und Dänemark, den Niederlanden und Schweden andererseits sowie die Korridorzüge nach Danzig und Ostpreußen. Zwischen Berlin und Wien betrieben beide Gesellschaften Schlafwagen: die Schlafwagen der CIWL verkehrten über Breslau oder Prag, die Schlafwagen der Mitropa verkehrten über Passau.

Blick in ein Abteil im Jahr 1931

In den 1920ern jedoch erholte sich die Firma und baute ihr Streckennetz erneut aus. Blau und Gold wurden die Firmenfarben. Ab 1926 wurden neue Ganzstahlwagen verschiedener Serien auf einheitlichem Untergestell beschafft, welche die älteren Wagen mit Teakholzverkleidung allmählich ablösten. Während der 1930er Jahre fuhren 4000 Schlafwagen auf europäischen Gleisen. Nach der Eingliederung Österreichs im Jahre 1938 musste die CIWL ihren Betrieb in Österreich zugunsten der Mitropa einstellen (und nahm ihn nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf). Nach der Eroberung Frankreichs im Jahre 1940 verlor die CIWL auch ihre Vorrechte in Rumänien und Ungarn.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte die CIWL ihren Schwerpunkt auf Reisebüros. 1967 wird die Firma daher in Compagnie Internationale des Wagons-Lits et du Tourisme (CIWLT) umbenannt, später nur noch als Wagons-Lits bezeichnet.

Als 1971 die Erneuerung des alternden Schlafwagenbestandes anstand, die von der CIWLT nicht zu bewältigen war, gingen die Schlafwagen in den Bestand der SNCF, FS, SBB, DB, ÖBB, NMBS/SNCB, NS, DSB und RENFE über, in Form von langfristigen Mietverträgen oder Verkauf. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Internationale Schlafwagen-Pool (mit dem Markenzeichen TEN = Trans Euro Nacht) gegründet, der bis 1995 Bestand hatte und einen Großteil der Wagen von CIWL und DSG betrieb.

1991 wurde die CIWLT vom internationalen Hotelkonzern Accor übernommen.

Heute ist Wagons-Lits in Paris beheimatet. Der Schwerpunkt liegt auf dem Betrieb von Schlafwagen sowie in der Bewirtung von Zügen in Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien und Österreich. Zahlreiche Schlafwagen werden von Wagons-Lits an die Bahngesellschaften vermietet und instand gehalten. Außerdem wird der Pullman-Orient-Express aus historischen Wagen für Sonderfahrten bereitgehalten.

2006 verkaufte Accor seine Beteiligung an der Reisebürosparte (Carlson Wagonlit Travel) an die US-amerikanischen Unternehmen Carlson Companies und One Equity Partners. Der Bahnservice-Bereich bleibt bis auf weiteres bei Accor.

Siehe auch

Weblinks


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