Condottieri

Condottieri

Condottiere (Singular, Plural: Condottieri) ist die Bezeichnung für einen Söldnerführer (vgl. Kriegsherr), wie ihn die italienischen Stadtstaaten vom späten Mittelalter bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts beschäftigten. Der Begriff leitet sich vom italienischen condottiero (Singular) beziehungsweise condottieri (Plural) ab – die italienische Mehrzahl ist international geworden, die Einzahl wird im Deutschen wiederum in Analogie zu anderen italienischen Berufsbezeichnungen mit der Endung -iere geformt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Porträt, genannt „Condottiere“, von Antonello da Messina aus dem Jahr 1475 (Louvre)

Entstehung und Blütezeit

Im 13. und 14. Jahrhundert waren italienische Stadtstaaten wie Venedig, Florenz und Genua durch ihren Orienthandel reich geworden. Diese Städte hatten aber nur schwache Streitkräfte und wurden so zum Angriffsziel fremder Mächte wie auch neidischer Nachbarn. Der regierende Adel suchte seine Länder durch das Anmieten von Söldnertruppen zu verteidigen, die einen condotta (Sold bzw. Soldvertrag) abschlossen und dann als compagnia di ventura bekannt waren. Jede compagnia wurde durch einen condottiero angeführt. Aufgrund ständiger interner Streitigkeiten zwischen den Adelsfamilien wurde auch die oberste Führung der Stadt oft für jeweils ein Jahr in die Hand auswärtiger Personen gegeben, die als Podestà bezeichnet wurden. Die Truppen der Condottieri waren für ihre Launen berüchtigt. Sie wechselten oft die Seiten für bessere Bezahlung, und dies nicht nur vor, sondern auch in der Schlacht. Die Condottieri rekrutierten sich auch von außerhalb Italiens. Während der Kampfpausen im Hundertjährigen Krieg verdingten sich viele Söldner in Italien. Schwäbische Niederadelige, welche ohne feste Lehensbindungen waren, zogen ebenfalls verstärkt über die Alpen. Die Condottieri spürten bald, dass sie ein Monopol auf die militärische Macht in Italien hatten, und begannen damit, ihren Arbeitgebern die Bedingungen zu diktieren. Viele Condottieri wie Braccio da Montone oder Muzio Attendolo Sforza wurden im 14. Jahrhundert mächtige Figuren auf der politischen Bühne. Währenddessen stellten sich die Condottieri nicht schnell genug auf moderne Methoden der Kriegsführung ein. Sie hielten an geharnischten Rittern und mittelalterlicher Bewaffnung und Taktik sogar noch fest, als in weiten Teilen Europas bereits moderne Armeen aus Pikenieren und Arkebusieren aufgestellt worden waren. Auch begannen sie damit, sich gegenseitig aus Prestigegründen in Schlachten zu verwickeln, die meist fast unblutig blieben.

Untergang

Als 1494 französische Truppen in Italien einmarschierten und der Kirchenstaat Spanien zur Hilfe rufen musste, wurden die verschwenderisch geschmückten, aber wenig effektiven Condottieri von jeder der nacheinander einmarschierenden ausländischen Armeen geschlagen. Gegen Schweizer Pikeniere, französische Kavalleristen und spanische Arkebusiere konnten sie keine Verteidigung mehr bieten. Bis 1500 verschwanden die Condottieri und ihre Truppen daher völlig.

Berühmte Condottieri

Literatur

  • Michael Mallett: Der Condottiere. In: Eugenio Garin (Hrsg.): Der Mensch der Renaissance. Campus-Verl., Frankfurt am Main 1990; Fischer-Taschenbuch-Verl., Frankfurt am Main 1996; Magnus-Verl., Essen 2004. S. 49–78. ISBN 3-593-34270-7 ISBN 3-596-12605-3 ISBN 3-88400-403-4

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • CONDOTTIERI — Chefs des compagnies de mercenaires, se mettant, par contrat (condotta ), au service des princes ou des villes. Petits seigneurs, tels Federico da Montefeltro ou Ercole d’Este, ou bien vieux soldats d’origine modeste, tels Attendolo Sforza, fils… …   Encyclopédie Universelle

  • Condottieri —    Condottieri were mercenary military commanders employed by rulers of Italian city states from the medieval era until roughly the end of the 15th century. The word condottieri derives from the fact that the military contract they signed was… …   Dictionary of Renaissance art

  • Condottiēri — (ital.), 1) Rottenführer; 2) im Mittelalter in Italien die Anführer von Soldtruppen, die für den Bestzahlenden fochten; die zahlreichen Fehden der italienischen kleinen Staaten brachten sie hervor, u. bald hatten sie alle militärische Macht an… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Condottiēri — (ital.), Anführer von Söldnerscharen während der Kriege des 14. und 15. Jahrh. in Italien, die für die Aussicht auf Sold und Beute jeder Partei dienten, oft auch auf eigne Hand Krieg begannen, um zu plündern und zu brandschatzen. Vgl. Carmagnola… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Condottieri — Condottieri, ital., Einzahl Condottiere, die Anführer der ital. Soldtruppen, welche im Mittelalter dem Meistzahlenden dienten. Sie entstanden seit dem Anfang des 14. Jahrhdts., als die ital. Städte durch Reichthum verweichlicht, aber doch… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Condottieri — Depiction of Farinata degli Uberti by Andrea del Castagno, showing a 15th century condottiero s typical attire. Condottieri (singular condottiero and condottiere) were the mercenary soldier leaders (or warlords) of the professional, military free …   Wikipedia

  • Condottieri — Condottiere Condottiere par Jean Désiré Ringel d Illzach Nés en Italie au Moyen Âge, les condottieres ou condottieri en italien (« mercenaires », de l italien condotta, contrat de louage), sont des chefs d armées de mercenaires. Soldats …   Wikipédia en Français

  • Condottieri —    Italian term for the mercenary captains who during the later Middle Ages and the Renaissance provided most of the armed forces of the Italian states. The term is derived from the word condotta, the contract between an employing ruler and the… …   Historical Dictionary of Renaissance

  • Condottieri — Condottiere Con dot*tie re, n.; pl. {Condottieri}. [It., captain.] A military adventurer of the fourteenth and fifteenth centuries, who sold his services, and those of his followers, to any party in any contest. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Condottieri class cruiser — Raimondo Montecuccoli at Venice Class overview Operators …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”