Connétablie et Maréchaussée de France

Connétablie et Maréchaussée de France
Soldaten der Maréchaussée (ganz links) befördern Freudenmädchen zur Polizeiwache, Paris 1755

Die Maréchaussée de France war als militärisch organisierte Polizeitruppe direkter Vorläufer der französischen Gendarmerie Nationale.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1373 auf königliche Order gegründet, sollte die Connétablie et Maréchaussée de France soziale Unruhen unterdrücken. Man nannte sie auch (fälschlicherweise) Gens d'armes. Unter dem Befehl der Konnetablen und Marschälle von Frankreich übernahm das Korps zunehmend Jusitiz- und Polizeiaufgaben. Es diente während des Hundertjährigen Krieges als eine Art Militärpolizei, um sich dann auf Provinzebene weiterzuentwickeln. Das Pariser Edikt von 1536 definierte als eine Hauptaufgabe die Überwachung der Hauptverkehrswege (Grand Chemins). 1720 folgte die Einteilung in Brigaden (3 bis 5 Mann), die im Abstand von 15 bis 20 km entlang der Hauptverkehrswege postiert wurden.

Unter Ludwig XV. wurde die Maréchaussée nominell der Gendarmerie de France, einem unmittelbar hinter der königlichen Garde (Maison du Roi) rangierenden Elite-Kavallerieregiment, angegliedert. Zusätzlich zum Prestigegewinn erhielt sie eine einheitliche Organisation (Edikt von 1720). Für jede der 33 Provinzen war eine berittene Kompanie zuständig. Im Jahr 1738 zählte das gesamte Korps etwa 3.000 Offiziere und Reiter.

Die prestigeträchtigste Kompanie war die sog. Connétablie (Compagnie du Prévôt Général de la Connétablie et Maréchaussée de France), die den Marschällen von Frankreich in ihrer Funktion als Gerichtsherren direkt unterstellt war. Sondereinheiten waren ferner die in Paris stationierte Maréchausee der Île de France (Compagnie du Prévôt Général de la Maréchaussée de l' Ile-de-France), die die Pariser Vorstädte samt Umland (banlieue) überwachte, sowie die mehrere Hundert Mann starke Kompanie des Generalmünzamtes (Compagnie du Prévôt Général des Monnaies de France), die insbesondere Falschmünzer verfolgte.

Die 1772 aufgestellte Maréchaussée des Voyages et Chasses diente als Teil der königlichen Leibwache während größerer Ausflüge und Jagden.

Die Befugnisse der Marechaussée gingen 1791 auf die neu gegründete Gendarmerie Nationale über. Die Königlich-Niederländische Marechaussee (Koninklijke Marechaussee) übernimmt bis heute die Aufgaben einer Nationalpolizei.

Organisation

Die personelle Zusammensetzung der Kompanien schwankte je nach Provinz, war aber insgesamt ähnlich. Als Beispiel mag die im Elsass liegende Kompanie dienen. Laut Rapport vom Dezember 1754 (adressiert an den vorgesetzten Justiz-Intendanten der Provinz) zählte die Kompanie 55 Mann:

  • 1 Generalprofoss (prévôt général, Kompaniechef und oberster Militärrichter einer Provinz)
  • 2 Leutnants (lieutenants, Stellvertreter des Generalprofoss mit eigenem Dienstsitz)
  • 3 Offiziersstellvertreter (exempts, wörtl. "Freigestellte". Unteroffiziere mit Sonderrechten; in älteren Übersetzungen oft fälschlich Gefreite genannt)
  • 4 Unterwachtmeister (brigadiers, niedere Unteroffiziere)
  • 3 Unteroffiziere (sous-brigadiers, niedere Unteroffiziere)
  • 35 Gemeine (archers, wörtl.: "Bogenschützen")
  • 1 Trompeter (trompette, zur steten Verfügung des Generalprofoss')

Zum Kompaniestab zählten außerdem mehrere zivile Justizbeamte (Officiers de Robe)

  • 2 Assessoren-Beisitzer (assesseurs, richterliche Schöffen)
  • 2 Staatsanwälte (procureurs du roi)
  • 2 Gerichtsschreiber bzw. Verhörbevollmächtigte (greffiers)

Im Jahr 1739 umfasste die Elsass-Kompanie neun Brigaden, die über verschiedene Ortschaften verteilt waren. 1772 war die Kompanie bzw. Provinz in die beiden Stellvertreterbezirke (lieutenances) Straßburg und Colmar untergliedert.

Im Jahr 1778 kam es in der Dienstgradstruktur zu einigen Änderungen: Der sous-brigadier geriet ersatzlos in Fortfall. Den exempt in seiner Zwitterstellung zwischen Offizier und Unteroffizier ersetzte der maréchal des logis (Wachtmeister), der nun eindeutig den Unteroffizieren zugeordnet war - und darum ein geringeres Prestige genoss! Ebenfalls neu eingeführt wurde der Offiziersdienstgrad sous-lieutenant (Unterleutnant), in den zunächst eine gewisse Anzahl verdienter exempts aufrückte; die übrigen taten weiter Dienst als maréchal des logis oder schieden aus. Die bereits 1760 erfolgte Umbenennung der mittelalterlich anmutenden archers (Bogenschützen) in cavaliers (Reiter) stellte eine weitere Modernisierung dar.

Vorrechte, Sold und Rekrutierung

Die Angehörigen der Maréchaussée waren von allen Steuern und Abgaben befreit.

Die Generalprofosse und Leutnants der Maréchaussée hatten Sitz und Stimme im Gericht der Pariser Connétablie, das über die Einhaltung des Duellverbots, insbesondere unter Adeligen und Militärs, wachte. Sie rangierten mit den Oberstleutnants bzw. Hauptleuten der Kavallerie.

Die Offiziersstellvertreter (exempts) unterlagen nicht der Strafgewalt der Maréchaussée-Leutnants; sie durften in eigener Regie Verhöre durchführen und waren von niederen Unteroffiziersdiensten befreit. Sie rangierten mit den Leutnants der Kavallerie.

Auch die übrigen Unteroffiziere und Mannschaften rangierten mit den jeweils um einen Dienstgrad höheren Rängen der Kavallerie.

Bei der Stellenbesetzung war eine mehrjährige Dienstzeit in der Armee Vorbedingung; bevorzugt wurden Veteranen der Kavallerie. Die Anwärter sollten über 1,70 Meter groß sein sowie lesen und schreiben können.

Der Sold war höher als in den Linienregimentern: Je nach Provinz erhielt ein Maréchaussée-Reiter bis zu 500 französische Pfund (livres) im Jahr (zum Vergleich: ein Linieninfanterist verdiente 100 livres, ein Manufakturarbeiter 300 livres). Im Gegenzug mussten die Maréchaussée-Angehörigen Pferd und Ausrüstung auf eigene Kosten beschaffen.

Seit 1778 stand den Maréchaussée-Angehörigen eine Invaliditäts- bzw. nach 20 Dienstjahren eine gleich hohe Alterspension zu. Diese reichte von 126 livres für einen einfachen Reiter bis zu 1200 livres für einen Generalprofoss.

Bis zu den Reformen des Kriegsministers Étienne-François de Choiseul in den 1760er-Jahren waren die Ränge käuflich, teils sogar erblich.

Uniformen

Die Uniformen der Provinz-Kompanien waren dunkelblau. Kragen, Rabatten, Schoßumschläge und Ärmelaufschläge waren rot, Unterkleider und Hosen waren braun-beige. Als Kopfbedeckung diente ein mit weißer Huttresse umsäumter Dreispitz. Karabiner-Bandeliers und Säbelgehänge waren weiß.

Die Uniformen der Connétablie-Kompanie waren von hellblau und aufwändig bestickt. Uniformen und Lederzeug der Generalmünzamt-Kompanie waren gänzlich in rot gehalten, nur Unterkleider und Hosen waren von braun-beiger Farbe.

Quellen

  • André Corvisier, L’Armée Francaise de la fin du XXVIIe siècle au ministère de Choiseul, Band II, Paris 1964, S. 926-934
  • Liliane und Fred Funcken, Historische Uniformen, Band I, München 1977

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