Coppelia

Coppelia

Das Ballett Coppélia ou La Fille aux yeux d'émail (deutsch Coppelia oder Das Mädchen mit den Glasaugen) wurde 1870 von Léo Delibes nach einem Libretto von Arthur Saint-Léon, von dem auch die erste Choreografie stammte, und Charles Nuitter komponiert. Die Handlung basiert auf E. T. A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann. Die Uraufführung fand am 25. Mai 1870 an der Pariser Oper statt, mit Eugenie Fiocre als Franz, und war ein triumphaler Erfolg. Bis heute gehört Coppélia zum Standardrepertoire des klassischen Balletts.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

1. Akt

Auf einem Dorfplatz

Der alte Dr. Coppélius verbrachte sein ganzes Leben damit, seine Zauberkräfte zu entwickeln. Bisweilen wirkten sie, doch meist blieb er erfolglos. Sein größter Traum und Ehrgeiz ist es, Coppélia, eine seiner mechanischen Puppen, zum Leben zu erwecken. Niemand im Städtchen ahnt, was Coppélius treibt, doch oft schrecken Geräusche und Explosionen in seinem geheimnisvollen Haus die Bürger auf.

Eines Tages bringt Dr. Coppélius Coppélia auf den Balkon. Begeistert bemerkt er, daß alle sie für lebendig halten. Swanilda, die auf der gegenüber liegenden Straßenseite wohnt, gefällt es gar nicht, dass Coppélia von ihr keine Notiz nimmt, die Aufmerksamkeit jedoch ihrem Verlobten Franz zuwendet. Der Bürgermeister erscheint und rät Swanilda, die Treue von Franz mit einer Kornähre zu erproben: Rasselt sie, ist seine Liebe echt. Bevor er den Platz verlässt, verkündet der Bürgermeister, dass alle auf den herzoglichen Sitz eingeladen sind. Zur Einweihung der vom Herzog gestifteten Kirchenglocke soll dort ein „Maskenspiel der Glocke“ aufgeführt werden.

Nachdem alle gegangen sind, kehren Swanilda und ihre Freundinnen zurück und schmücken den Platz für die Festlichkeiten des nächsten Tages. Neugierig beschließen sie, in das Haus von Dr. Coppélius zu schleichen und sich das geheimnisvolle Mädchen auf dem Balkon einmal näher zu besehen. Kaum sind sie durch die Haustüre verschwunden, taucht Franz auf. Er hat dieselbe Idee.

2. Akt

In Dr. Coppélius' Werkstatt, etwas später

In der Werkstatt entdecken Swanilda und ihre Freundinnen erstaunt, dass Coppélia nur eine Puppe ist. Coppélius kehrt zurück und vertreibt die Mädchen. Nur Swanilda kann sich unbemerkt verstecken. Als auch Franz in das Haus eindringt, bedroht ihn Coppélius zunächst, doch dann bietet er ihm freundschaftlich einen Becher Wein an. Ein beigemischtes Schlafmittel lässt Franz in tiefen Schlaf fallen. Mit Beschwörungen aus seinem Zauberbuch soll die Seele von Franz auf Coppélia übergehen und sie so beleben. Zwischenzeitlich aber hat Swanilda den Platz von Coppélia eingenommen und deren Kostüm und Maske angelegt. Als sie zu tanzen beginnt, glaubt Dr. Coppélius ein lebendiges Wesen erschaffen zu haben. Auch der wieder erwachte Franz beginnt leidenschaftlich mit ihr zu flirten, bis Swanilda voll Zorn die Maske abnimmt und davon läuft. Schlagartig zur Besinnung gekommen, zertrümmert Franz die Werkstatt, ergreift die Puppe und flüchtet ebenfalls aus dem Haus.

3. Akt

In den herzoglichen Gärten am folgenden Abend

Feierlich übergibt der Herzog die neue Glocke und beschenkt Franz, Swanilda und ein weiteres Paar, die am heutigen Tag ihre Hochzeit ankündigten, mit Beuteln voll Goldmünzen. Franz wird von den Mädchen ausgelacht, weil er sich von einer Puppe so sehr um den Verstand hat bringen lassen. Die Festlichkeiten unterbricht Dr. Coppélius. Außer sich beklagt er die Zerstörung seiner Werkstatt, doch der großzügige Herzog versöhnt ihn mit einem Beutel Gold, und er bekommt Coppélia zurück.

Nun steht der Versöhnung von Franz und Swanilda nichts mehr im Weg, und das Maskenspiel kann mit dem „Tanz der Stunden“ und „Heraufziehen eines neuen Tages“ beginnen. Allegorische Tänze versinnbildlichen den Ruf der Glocke zu Gebet, zur Arbeit, zur Hochzeit, den Ruf zu den Waffen und endlich zur Verkündigung des Friedens, wo auch Swanilda und Franz sich ihrer Liebe versichern.

Allein und vergessen bleibt Coppélius zurück, doch in der Gewissheit, dass wenigstens einmal seine Zauberkräfte tatsächlich wirkten.

Musik

1. Akt
  1. Prelude et Mazurka
  2. Valse Lente
  3. Scène
  4. Mazurka
  5. Scène
  6. Ballade de L’Epi
  7. Thème Slave Varie
  8. Czárdás
  9. Finale
2. Akt
  1. Entr’acte et Valse
  2. Scène
  3. Scène
  4. Musique des Automates
  5. Scène
  6. Chanson a Boire et Scène
  7. Scene et Valse de la Poupeé
  8. Scène
  9. Bolero
  10. Gigue
  11. Scène
  12. Marche de la Cloche
3. Akt
  1. Introduction
  2. Valse des Heures
  3. L’Aurore
  4. La Priere
  5. Le Trevail
  6. L’Hymen
  7. Le Discorde et la Guerre
  8. La Paix
  9. Danse de Fete
  10. Galop Finale

Inszenierungen

Oper Chemnitz

Coppélia hatte am 1. Mai 2004 in einer Neuinszenierung an der Oper Chemnitz Premiere. Choreografie und Inszenierung stammten von Thorsten Händler. Das Stück wurde in eine Schule Anfang des 20. Jahrhunderts verlegt. Dabei spielte der erste Akt in einem Klassenzimmer, der zweite Akt im Kabinett von Dr. Copelius, und der dritte Akt spielte bei der Zeugnisvergabe in der Aula.

Staatstheater Karlsruhe

Die Karlsruher Coppélia die am 19. November 2005 Premiere feierte, wurde von dem englischen Choreografen Peter Wright inszeniert. Bei der Choreografie orientierte sich Peter Wright eng an der Vorlage von Marius Petipa und Enrico Cecchetti. Die Handlung wurde in eine Kleinstadt an der galizisch-ungarischen Grenze verlegt. Das Bühnenbild und die Kostüme stammen von Peter Farmer. Musik: Badische Staatskapelle Karlsruhe.

Wiener Staatsoper

Das Stück hatte am 29. Januar 2006 in der Choreografie von Gyula Harangozó sen. Premiere. Sein Sohn Gyula Harangozó jun. modernisierte die Inszenierung, das Bühnenbild stammte vom ungarischen Musiker Kentaur (Künstler) und die Kostüme von Rita Velich. Polina Semionova spielte die Swanilda, Tamás Solymosi ihren Bräutigam Franz. In der Rolle des Coppélius war Lukas Gaudernak zu sehen und Shoko Nakamura in der Rolle seiner Puppe Coppélia.


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